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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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sei er von einem schweren, vermutlich flachen Objekt mit mindest zwanzig bis fünfundzwanzig Zentimetern Durchmesser getroffen worden.«
    Mrs. Marshall blickte den Pathologen an. Sie drehte sich zu Norm Madsen, dann zu Russ. »Das begreife ich nicht«, sagte sie endlich. »Was für eine Waffe kann das gewesen sein?«
    Schweigen. Clare zerbrach sich den Kopf. Wagenheber … Baseballschläger … sie waren nicht flach. »Eine Bratpfanne«, sagte Russ schließlich. »Das muss es sein. Jonathon Ketchem wurde mit einer Bratpfanne erschlagen.«

34 Samstag, 29. März 1930
    S chläft sie?«
    Jane blieb in der Tür zur Küche stehen. Jon hatte nicht mal den Kopf von der Zeitung gehoben, als er die Frage stellte. »Ja«, antwortete sie. »Sie war ganz müde, weil sie heute mit den Jungs von den Reids gespielt hat.«
    Er grunzte. Sie ging zur Spüle hinüber und pumpte Wasser ins Becken, ehe sie ihre Schürze vom Haken nahm und über den Kopf streifte. Sie verknotete sie im Rücken und nahm den Abwasch vom Abendessen in Angriff. Auch sie war müde. Sie hatte Solace zu Fuß zu den Reids gebracht und wieder abgeholt, war einkaufen gewesen und hatte die Hühner versorgt, drei Mahlzeiten zubereitet und drei Bleche mit Keksen für den Kirchenbasar von St. Alban’s am nächsten Tag gebacken. Soweit sie wusste, hatte Jon sich den ganzen Tag nicht vom Sofa gerührt, außer um das Unvermeidliche zu erledigen. Sie fischte im Becken und zog ein paar Gabeln heraus. Den ganzen Tag. Eher die ganze Woche. Er hatte das Haus seit Montag nicht mehr verlassen. Die Zeitung hatte sie für ihn hereingeholt. Jetzt saß er nur deshalb in der Küche, weil der Abend bitterkalt war und die Küche mit ihrem Holzherd der wärmste Raum im Haus. Er war nicht im Keller gewesen, um mehr Kohle auf den Kessel zu schaufeln, und sie wollte verdammt sein, wenn sie es für ihn tat. Wie es aussah, musste sie noch zum Holzstapel auf die hintere Veranda und für morgen früh Feuerholz hacken.
    »Hast du die Stellenangebote gelesen?« Sie wusste, dass er es nicht getan hatte.
    Er grunzte wieder.
    »Lula Reid hat gesagt, Will hätte in seinem Trupp noch Platz für einen starken Mann. Er braucht verlässliche Arbeiter. Am liebsten wäre ihm ein Farmer wie du, hat sie gesagt. Gewohnt, früh aufzustehen und den ganzen Tag zu arbeiten. Die Bezahlung ist wirklich gut.«
    Er ließ die Zeitung auf die Wachstuchdecke des Tisches sinken. »Bist du neuerdings eine Art Arbeitsvermittler?«
    Sie trocknete einen der Porzellanteller ihrer Großmutter ab und stellte ihn auf die Arbeitsfläche. »Jemand muss es ja sein. Du hast seit Februar nicht mehr gearbeitet.« Sie drehte sich zu ihm um und lehnte sich an die Spüle. »Du musst etwas finden, Jon. Warum nicht für Will arbeiten? Dann kommt wenigstens etwas Geld rein.«
    Er sah von seinem Stuhl zu ihr hoch. »Die Ketchems sind Farmer. Wir hauen keine Steine oder teeren Straßen, damit reiche Männer in die Berge fahren können, ohne sich blaue Flecken am Arsch zu holen.«
    »Jonathon Ketchem, in meinem Haus will ich solche Worte nicht hören.«
    »Lass mich in Ruhe, und du hörst sie nicht.« Er wandte sich wieder der Zeitung zu. Sie musterte ihn einen Moment. Er war immer noch hübsch, mit seinem vollen dunklen Haar, das ihm in die Stirn fiel, und den dunklen Augen. Solace vergötterte ihn. Als sie sie gezeugt hatten, in ihrem Ehebett, hatte sie ihn da geliebt? Eine Ecke der Zeitung lag auf einem bemalten Untersetzer, den er im Sacandaga-Vergnügungspark für sie geschossen hatte. Er war auf Heimaturlaub gewesen, voller Geschichten über New York und den Süden, und in seiner Uniform hatte er umwerfend ausgesehen. Hatte sie ihn damals nicht geliebt?
    Sie wandte sich wieder dem Abwasch zu. Sie stützte ihre Hände auf den geschwungenen weißen Rand des Beckens und betrachtete ihren Ehering. Er hatte ihn ihr im Salon von Richter Kendrick angesteckt, während Mrs. Kendrick »O bleibe, Herr« auf der kleinen Orgel spielte und ihre beste Freundin Patsy mit seinem Bruder David herumkicherte. Damals musste sie ihn geliebt haben. Sie wünschte, sie könnte jetzt so fühlen, etwas, das den Erinnerungen entsprach, statt dieser puren Ungläubigkeit, die sie nach Beweisen suchen ließ, dass sie vor langer Zeit diesen vertrauten Fremden an ihrem Küchentisch geliebt hatte.
    »Der Staudamm ist fertig«, sagte er.
    Sie war überrascht, dass er etwas sagte. »Habe ich gehört.«
    »Er läuft seit zwei Tagen voll. Bald wird alles weg sein.« Beim

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