Die Bleiche Hand Des Schicksals
ihrem bisherigen Leben getötet hatte – außer deinen Kindern –, waren Hühner, und die neigten dazu, herumzuspringen, nachdem man ihnen die Köpfe abgeschlagen hatte.
Sie betrachtete die Pfanne in ihrer Hand und sah das Blut und die Haare, die daran klebten. Sie rutschte ihr beinah aus den tauben Händen. Sie warf sie in die Spüle.
Dann setzte sie sich hin, beugte sich vor und steckte den Kopf zwischen ihre Beine und atmete. So saß sie lange Zeit, bis sie die Blutflecken auf ihrer Schürze bemerkte und hochschoss. Sie würde ins Gefängnis kommen. Nein. Nein, ins Gefängnis kamen Diebe und Schnapsschmuggler. Sie würde auf den Stuhl wandern. Sie hatte ihren Ehemann ermordet. Man würde sie holen, fort von ihrer Tochter, und auf den elektrischen Stuhl schnallen und grillen. Und Solace, ihr Trost, ihre Freude, ihr einziges Kind, würde in dem Wissen aufwachsen, dass ihr Vater ermordet worden war und ihre Mutter es getan hatte.
»Nein«, sagte sie und war überrascht, dass sie laut gesprochen hatte.
Sie hatte Jon gesagt, sie sei noch nicht bereit zu sterben. Sie hatte ihm gesagt, dass sie Solace nicht verlassen würde. Ihr kleines Mädchen brauchte sie.
So. Sie musterte ihre Hände. Sie zitterten. Sie presste sie fest aneinander. Ihr kleines Mädchen brauchte sie. Was sie in den nächsten Stunden täte, würde den Ausschlag dafür geben, ob Solace mit einer liebenden Mutter heranwuchs oder mit dem Makel von Schuld und Schande. Sie betrachtete – sie vermied in Gedanken den Namen »Jonathon« – die Leiche auf dem Boden. Sie würde sie beseitigen müssen. Und jede Spur von Gewalt in der Küche. Sie dachte nach. Und dachte nach. Und dachte noch etwas mehr nach.
Sie ging nach oben zum Wäscheschrank und zog eines der alten fleckigen Laken heraus, mit denen sie das Bett bezog, wenn sie ihre Regel hatte. Sie öffnete Solace’ Tür und lauschte den langsamen, gleichmäßigen Atemzügen ihrer Tochter. Dann trug sie das Laken nach unten und breitete es neben der Leiche aus. Sie kauerte sich hin und rollte ihn darauf. Als sie seinen starren Blick sah, hätte sie fast ihr Abendessen von sich gegeben, aber sie schloss die Augen, schluckte und machte weiter. Sie rollte ihn bis zur Mitte des Lakens, und dann schlug sie es zusammen und verknotete die Enden.
Sie trat auf die hintere Veranda. Am anderen Ende befand sich das Plumpsklo, durch das man zur alten Sattelkammer gelangte, und von dort zum Stall, in dem sie den Wagen abstellten. Sie ging in die Garage, wo sie die Hecktür des Ford weit aufschwang. Jon hatte die Stalltür offen stehen lassen, und erwog, sie zu schließen, ehe sie anfing, nahm aber an, dass es den Nachbarn komisch vorkommen würde, falls sie später den Wagen davonfahren sahen. Sie musste es einfach darauf ankommen lassen.
Zurück in der Küche packte sie das Laken hinter dem dicken Knoten am Kopfende und zog. Das selbstgemachte Leichentuch polterte über die Türschwelle auf die Veranda. Sie schleifte die Leiche über den Boden, durch den engen Gang ins Klo, die drei Stufen hinunter in die alte Sattelkammer und, nach einem kurzen Blick in die Runde, in die Schatten neben dem Auto.
Jetzt kam der schwerste Teil. Sie zog an dem Knoten, bis das Bündel – er – sich in einer sitzenden Position befand. Sie kauerte sich hin und schlang die Arme um die Taille. Wie der Anblick seiner Augen brachte sie das vertraute Gefühl, ihn zu umarmen, an den Rand des Zusammenbruchs, und halb schluchzend, halb stöhnend biss sie die Zähne zusammen. Sie stemmte ihn über ihre Schulter und taumelte unter seinem Gewicht gebückt voran. Seinem toten Gewicht, dachte sie, und musste ein hysterisches Lachen unterdrücken. Sie zog und zerrte ihn in den Fußraum des Fonds.
Sie wischte die Spritzer von Küchenboden und Tür, schrubbte sie, bis sie makellos glänzten. Dann beendete sie den Abwasch: Teller, Töpfe, Gläser und die Pfanne. Sie trocknete ab und räumte alles ein wie immer. Sie holte Holz von der Veranda und schürte das Feuer, ehe sie ihre Schürze ablegte und in den Ofen warf. Beinah hätte sie das Abwaschwasser in den Ausguss gekippt, aber sie besann sich. Stattdessen nahm sie das Becken und trug es zum Klo, wo sie das Wasser in die Grube goss. Sie pumpte noch mehr Wasser in das Becken, spülte es gründlich und leerte es dann wieder in das Plumpsklo.
Sie ging nach oben. Solace schlief immer noch tief und fest. Sie war eine ruhige Schläferin, machte nach der GuteNacht-Geschichte kein Theater, stand nie
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