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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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ebenso überrascht wie Sie, Allan zu Hause vorzufinden.«
    »Was hat Sie bei diesem lausigen Wetter hergeführt?«
    »Renee rief an. Sie klang verzweifelt. Sie bat mich, zu ihr zu kommen.« Sie blickte von Clare, die auf den Aubusson-Teppich tropfte, über Dr. Rouse in seiner Obdachlosenverkleidung, zu Officer Durkee, der dem Arzt Handschellen anlegte. Sie straffte den Rücken. »Bis jetzt war der gesamte Tag voller außergewöhnlicher und unangenehmer Überraschungen.«
    Clare begegnete Russ’ Blick und hatte wieder einmal das Gefühl, ganz genau zu wissen, was er dachte. Nicht der ganze. Sie wurde rot. Er wandte sich an die Rouses. »Und Sie beide.« Seine Stimme peitschte durch den Raum. »Zusätzlich zu der Anklage, die Sie erwartet, werden Sie Rechnungen von der Freiwilligen Feuerwehr, der Bergwacht und der Tauchmannschaft der State Police erhalten für die Arbeit, die durch Ihr vorgetäuschtes Verschwinden angefallen ist. Und ich werde Debba Clow und ihre Mutter höchstpersönlich drängen, eine Zivilklage gegen Sie beide anzustrengen.« Sein Mund arbeitete, als hätte er in etwas Ekelhaftes gebissen. Er funkelte Mrs. Rouse an, die hinter dem Sessel ihres Ehemanns stand, ihre Arme um seine Schultern gelegt. »War das nur Schauspielerei?«, fragte er. »Mit der Waffe herumzufuchteln? Um seine Spuren zu verwischen? Uns abzulenken?«
    Der Ausdruck in Mrs. Rouses Gesicht überzeugte Clare völlig, dass ihr Verhalten nicht Teil eines Plans gewesen war. Mrs. Rouse öffnete den Mund, aber ihr Mann schnitt ihr das Wort ab, ehe sie die Möglichkeit hatte, etwas zu äußern.
    »Sie wusste gar nichts. Es war ausschließlich meine Schuld. Alles war meine Schuld.«
    Russ wandte den Blick nicht von Rouse. »Mark, schreiben Sie mit. Ich glaube, Dr. Rouse will uns sagen, was zum Teufel hier eigentlich gespielt wird.«
    Mark Durkee schlug einen Block auf und zückte seinen Stift.
    »Falls Sie uns etwas mitzuteilen haben, das Ihre Frau entlastet, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um damit herauszurücken. Der Staatsanwalt wird Verständnis für eine Frau aufbringen, die durch das Verschwinden ihres Gatten zur Verzweiflung getrieben wurde. Für eine Mitverschwörerin wird er nicht so viel Mitgefühl haben.«
    Allan Rouse sah zu seiner Frau auf. Sein Gesicht legte sich in neue Falten. Er schien unermesslich viel älter als vor einem Monat, als Clare ihn zum ersten Mal getroffen hatte. »Es tut mir so leid, Liebling, ich weiß, es ändert nichts, aber ich habe es für dich getan. Um dich zu schützen.« Er drehte sich zu Russ um. »Ich bin fortgelaufen. Weil …«
    Im Zimmer war es still, nur Clare trop-trop-tropfte auf den Teppich. »Weil«, drängte Russ.
    »Weil ich das Stiftungsvermögen der Ketchems für persönliche Ausgaben verwendet habe.« Er sah Mrs. Marshall flüchtig an. »Es tut mir leid, Lacey.«
    Sie starrte ihn an. »Seit wann?«
    Er senkte den Blick auf seine Schuhe. »Seit dem Tod Ihrer Mutter.« Er hob den Kopf. »Ich habe es gebraucht, Lacey. Meine Familie wuchs, und ich verschwendete meine Karriere in der Klinik. Selbst mit dem zusätzlichen Geld hatte ich immer noch Tausende weniger als meine Kollegen.«
    Mrs. Marshall rührte sich nicht von der Stelle, aber ihre Hände zitterten. Sie presste sie aneinander. »Allan, meine Mutter starb vor dreißig Jahren. Wollen Sie damit sagen, Sie hätten in dieser ganzen Zeit das Geld aus dem Fond unterschlagen?«
    »Ich habe es gebraucht«, wiederholte er. Er drehte sich wieder zu seiner Frau um. »Ich wollte ein angemessenes Heim für uns. Und Geld zurücklegen für die Collegeausbildung der Kinder.« Er streckte die Arme nach ihr aus, die Handschellen klirrten. »Ich habe es nicht für verrückte Sachen ausgegeben. Ich wollte uns nur ein angenehmes Leben schaffen.«
    Renee nahm seine Hände. Ihre braunen Augen schwammen in Tränen. »Schätzchen, weißt du denn nicht, dass du mir nichts geben musst?« Ihre Stimme war brüchig, drang aus zusammengeschnürter Kehle. »Ich wollte doch immer nur dich und unsere Kinder und ein ruhiges Leben hier zu Hause.«
    »So viel war es gar nicht«, sagte er. »Gerade genug, um uns etwas Luft zu verschaffen.«
    »Es waren dreihunderttausend Dollar«, korrigierte Mrs. Marshall. Ihre mandarinenfarbenen Lippen waren schmal. »Mit denen meine Mutter die Armen und Kranken unterstützen wollte.«
    Rouse wirbelte herum. »Ihre Mutter war es mir schuldig«, sagte er in einem Ton, der jede Spur von Schuldgefühl missen ließ.
    Russ hob die

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