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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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erwischen. »Mach dir keine Sorgen, Schätzchen. Sie gehen uns aus dem Weg und wir ihnen.«
    »Hast du das Geld für diesen Monat schon bekommen?«
    Er legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Du bist wirklich praktisch veranlagt, nicht wahr?« Er grinste sie an, und sie musste lächeln. »Es lässt bereits unser Konto auf ungeahnte Ausmaße anschwellen. Teufel Alkohol wird dich zu einer reichen Frau machen, Janie, mein Mädel.«
    Sie gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Arm oder reich, die Kühe warten nicht. Mach, dass du loskommst.«

    Als er vom Melken und Tränken des Viehs zurückkam, war das Frühstück fertig und Jack und Mary angezogen. Jack war anstrengend, in einem Moment nörgelig und weinerlich im nächsten. Sie legte ihm die Hand auf die Stirn, konnte aber Gott sei Dank kein Fieber feststellen. Sie goss einen Extraschuss Ahornsirup in seine Grütze, um ihn eine Weile zu beschäftigen, während sie Mary im Hochstuhl festschnallte. Draußen von der Pumpe, an der Jon sich wusch, hörte sie Wasser spritzen, sie gab dem Baby ihren Löffel.
    Er trat durch die Hintertür, seine sonst so fröhliche Miene war düster.
    »Was ist denn?« Sie stellte eine Grützeschüssel an seinen Platz und ging hinüber zum Herd, um die Eier zu wenden. »Ist eine der Kühe nicht in Ordnung?«
    Er sah flüchtig zu Jack, der eifrig seine Grütze zu einem Häufchen zusammenschob und Sirup darum verteilte. »Sieht aus, als hätte die Polizei zusätzliche Streifen eingesetzt. Es war knapp. Eine Schießerei.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Guter Gott. Jemand …« Sie wollte den Satz nicht beenden.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Aber heute Nacht sollte besser nichts stattfinden.«
    Sie spreizte die Hände. Was?
    »Keine Fahrten«, sagte er mit einem erneuten Blick zu Jack, um festzustellen, ob er sich für das Erwachsenengespräch interessierte. »Vielleicht morgen Nacht.«
    »O nein.« Sie ließ die Eier aus der Pfanne auf einen Teller gleiten und knallte den Deckel drauf. »Das war nicht abgemacht. Eine Nacht pro Besuch, dafür zahlen sie.«
    Jon stand vom Tisch auf und kam zum Herd herüber. Er nahm sie in die Arme. »Janie, Mädchen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Das sind gefährliche, bewaffnete Männer. Wenn sie länger bleiben wollen, tun sie es einfach.« Er ließ sie los und setzte sich wieder an den Frühstückstisch. »Und außerdem, was können wir schon dagegen tun?« Er aß einen Löffel Grütze. »Die Polizei rufen?«

    Sie spülte das Frühstücksgeschirr und half Peter und Lucy aufs Klo, da beide so schwach waren, dass sie kaum stehen konnten. Peter wollte, dass sie draußen wartete, aber sie setzte sich zu Lucy, sang ihr vor und strich ihr über das Haar, während sie ihr Geschäft erledigte, und dann setzte sie sie im Bett auf und brachte beiden ein Tablett. Süßen Tee und Weißbrot. Sie hatte gerade ein Märchenbuch aufgeschlagen und wollte daraus vorlesen, als Marys Heulen aus dem Kinderzimmer drang. Jane hatte die beiden Kleinen mit genug Bauklötzen ausgestattet, um eine ganze Stadt zu bauen, und mit dem Spielzeugbauernhof und Lucys Puppensachen – die für Mary normalerweise unerreichbar waren und deshalb besonders verführerisch –, und sie hatte auf mindestens eine halbe Stunde gezählt, ehe die nächste Krise ausbrechen würde. Sie ging davon aus, dass Jack Mary geschlagen hatte und nahm sich vor, ihm gehörig die Leviten zu lesen, deshalb war sie vor Schreck sprachlos, als sie über das Gitter trat und ihren Vierjährigen ausgestreckt auf dem Boden zwischen den Spielzeugtieren vorfand.
    Sie nahm ihn hoch. Mary schluchzte und schluchzte und streckte ihrer Mutter auf der Suche nach Trost die Arme entgegen. Jane setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und hielt ihren Sohn im Schoß, während sie den anderen Arm um ihr verängstigtes Kleinkind schlang. Jack fühlte sich heiß an, war aber blass, seine Lippen und die Ränder seiner Ohren und Nasenflügel beinah blau. Sein kleiner Brustkorb unter dem Hemd zitterte, während er mühsam nach Luft rang. Jane drückte seinen Mund auf und schreckte zurück, als sie den grauweißen Schleim sah, der seine Zunge und seine Kehle überzog.
    Lieber Gott, dachte sie. Die Diphtherie.

    Ihr blieb keine Wahl. Sie ließ Mary heulend im Kinderzimmer zurück, wo zumindest das Türgitter sie vor Schaden bewahren würde. Sie wickelte Jack in eine Babydecke und barg ihn an ihrer Schulter, in der Hoffnung, dass die aufrechte Haltung ihm das Atmen erleichterte. Dann lief sie

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