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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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nachdem er die Kinder über ihren Morgen in der Schule ausgefragt hatte, bei seiner Frau, ob sie jemals irgendwelchen Klatsch über Jane Ketchem gehört hatte.
    »Ich habe gehört, dass Jane Ketchem ihren Mann mit der Axt erschlagen und unter dem Kellerboden vergraben hat«, sagte die zehnjährige Pauline. »Bei Vollmond kann man ihn heulen hören: ›Gib mir meinen Kopf zurück! Gib mir meinen Kopf zuuurüück!‹«
    Doris, die erst acht war und noch mit einem Nachtlicht schlief, kreischte.
    »Mädchen!«, schimpfte Ruth Madsen. »Hört sofort damit auf, oder ihr geht mit Wasser und Brot auf eure Zimmer. Was für ein Unsinn.«
    Die Mädchen kicherten, aßen aber weiter. Mrs. Madsen wandte sich an ihren Mann. »Man hört so einiges in der Stadt«, sagte sie. Sie warf einen kurzen Blick auf Normie, der eindeutig darauf brannte, etwas zu sagen, aber nicht damit herausplatzen wollte, um besseres Benehmen als seine Schwestern an den Tag zu legen.
    »Was ist, Normie?«
    »Lacey Ketchem ist in meiner Klasse«, sagte er.
    »Das weiß ich, Schatz.«
    »Nun, sie sagt, ihr Vater wäre auf einer Reise gewesen und von gefährlichen Männern überfallen worden. Vermutlich mörderische Landstreicher, die nichts zu verlieren hatten. Sie sagt, es müssen sehr viele gewesen sein, weil ihr Vater ein großer starker Mann war, und dass die ihn umgebracht und seine Leiche in einen Baum gestopft und den in Brand gesetzt haben.«
    »Um Himmels willen!« Mrs. Madsen sah ihren Mann an.
    Er zuckte die Achseln. »Du hast darauf bestanden, ein Radio anzuschaffen. Kein Wunder, dass unsere Kinder wie eine Ankündigung für die nächste Folge von Eiskalte Rächer klingen.«
    »Können wir aufstehen, Mama?«
    »Können wir aufstehen?«
    »Dürfen wir«, verbesserte Mrs. Madsen automatisch. »Normie, bist du fertig? Ich möchte, dass du deine Schwestern zurück zur Schule begleitest.«
    Normie entschuldigte sich und schob seinen Stuhl zurück. Niels streckte die Hand aus und ergriff den Arm seines Sohnes. Er sah dem Jungen fest ins Gesicht. »Was ich mit deiner Mutter besprochen habe, betrifft die Kanzlei. Und alles, was die Kanzlei betrifft …«
    »… wird außerhalb des Hauses nicht wiederholt. Ich weiß, Vater.«
    »Braver Junge. Du kannst mich nach der Schule im Büro besuchen, wenn du Lust hast.«
    Sie hörten das Getrampel von Schuhen, und die Tür knallte drei-, vier-, fünfmal. Niels hatte nie begriffen, wie es drei Kindern gelingen konnte, wie eine Horde angreifender Hunnen zu klingen.
    Sicher, dass seine Nachkommenschaft wirklich und wahrhaftig verschwunden war, wandte er sich an Ruth. »Also, was für Dinge hört man denn so?«
    »Ich bin neugierig. Warum dieses plötzliche Interesse an Jane Ketchem?«
    »Sie hat mich gebeten, einen Antrag beim Nachlassgericht zu stellen, um ihren Mann gesetzlich für tot erklären zu lassen.«
    Ruth hob die Brauen. »Interessant.« Sie brach ein Brötchen auseinander und strich Butter darauf. »Nun, die Tratschtanten sind sich einig – nicht, dass ich dazugehören würde, denk dran.«
    »Natürlich nicht.«
    »Dass Jonathon Ketchem sie hat sitzenlassen. Man kann sich nur nicht einigen, ob er sie verlassen hat, weil er keine Arbeit fand, weil ein Mädchen auf ihn wartete oder weil sie ihn vertrieben hat.«
    »Hui, die Geschichte, dass andere Frauen mit im Spiel sind, kannte ich noch gar nicht.«
    »Oh, die Leute behaupten, er hätte einem der Henderson-Mädchen viel Aufmerksamkeit geschenkt, deren Vater bei Ephraim Ketchem auf der Farm arbeitete. Ich habe vergessen, welcher. Sie ist kurz nach seinem Verschwinden von hier fortgegangen. Vermutlich nach Westen, um reich und berühmt zu werden.«
    »Das ergibt Sinn.« Er nahm sich noch eine Portion Butterbohnen. »Ich habe nie geglaubt, dass ihn die Armut dazu getrieben hat, seine Frau zu verlassen. 1930 war es hier schwer, aber die jungen Ketchems haben eine vernünftige Entschädigung für ihre Farm bekommen, als der Damm gebaut wurde. Sicherlich nicht weniger als andere, die in derselben Lage waren. Es muss genug Geld gewesen sein, um neues Land zu kaufen oder ein Geschäft aufzumachen.«
    »Vielleicht ist er mit dem Geld abgehauen.«
    »Vielleicht.« Er erinnerte sich an Jane Ketchems Schuhe und ihr altmodisches Kleid. »Warum behauptet man, sie hätte ihn vertrieben?«
    Seine Frau sah ihn vielsagend an. »Denk dran, dass die kleine Ketchem sechs war, als ihr Vater verschwand. Genauso alt wie Normie.«
    »Und?«
    »Und in den sechs Jahren nach Normies

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