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Die Bleiche Hand Des Schicksals

Die Bleiche Hand Des Schicksals

Titel: Die Bleiche Hand Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Körper hinunter zu seinem linken Fuß, der halb im, halb außerhalb des schneebedeckten Lochs steckte. Sein Schienbein war über der Stiefelkante nach hinten gebogen, und bei diesem Anblick wurde ihm schlecht.
    Clare lehnte sich zurück, verschaffte ihm mehr Platz. »Können Sie sich aufsetzen?«
    »Ich glaube schon.« Er spannte die Bauchmuskeln an und rappelte sich hoch, was ihm äußerst schwerfiel, weil er mit dem Kopf nach unten am Abhang lag. Er schaffte es weit genug nach oben, um sich auf die Ellbogen zu stemmen, dann hielt er erschöpft inne. Er schwitzte vor Anstrengung, und ein weiterer kalter Schauer, schwächer als der letzte, schüttelte ihn. Der Schmerz in seinem Bein ließ nach, und an seine Stelle trat intensive Hitze. Er rang keuchend nach Luft. Alles, worauf sein Blick fiel, schien ihm unnatürlich klar umrissen, das Glitzern des Sonnenlichts auf dem Eis, die rauhe unregelmäßige Kante eines Grabsteins, die gerötete Spitze von Clares Nase. »Okay«, sagte er, »ich glaube, ich habe einen Schock.«
    Sie griff in seinen Nacken und zog ihm die Parkakapuze über den Kopf, dann zog sie die Bänder zu, damit sie eng anlag. »Legen Sie sich wieder hin«, sagte sie, während sie ihn bei den Schultern nahm und ihn zurück in den Schnee bettete. Sie klopfte ihren Parka ab, bis sie fand, wonach sie suchte. Sie knöpfte die Jacke auf, griff in die Innentasche und zog ihr Handy heraus. »Jetzt holen wir schnell Hilfe«, sagte sie und drückte mit dem Daumennagel auf die Einschalttaste.
    Er drehte den Kopf zur Seite und starrte in die Kiefern über sich. Ihre Farbe, ein so dunkles Grün, dass es beinah schwarz wirkte, erinnerte ihn an seinen Freund Shaun, an das Boot von Shauns Vater, an die Stunden, die sie treibend auf dem Stausee verbracht hatten, als er ein Junge gewesen war, die Kiefern und das düstere Wasser und die Berge, die sich rundherum erhoben.
    »Sie werden vermutlich keinen …«, sagte er gerade als Clare knurrte: »Gottverdammt!«
    »Empfang haben«, schloss er. »Wegen der Berge.« Er schloss wieder die Augen. »Ich habe, glaube ich, noch nie gehört, dass Sie das sagen.«
    »Ich habe auch noch nie mit Ihnen und einem gebrochenen Bein in einer Schneewehe festgesessen«, erwiderte sie. Sie musterte ihr Handy voller Verachtung. »Nutzloses Gerät! Nie habe ich Empfang, wenn ich ihn brauche. Wozu habe ich das Ding überhaupt?«
    Sein Bein war immer noch heiß, aber jetzt kehrte der Schmerz zurück, nicht stechend wie zuvor, sondern dumpf, wie bei einem fauligen Zahn. Er konnte ihn bis in die Leisten spüren. »Vergessen Sie’s«, sagte er. »Sie müssen mich zu Fuß hier wegschaffen. Sie können mich ins Krankenhaus fahren.«
    Ihre Miene zeigte eine Mischung aus Wut und Frustration.
    »Ich kann Sie nicht tragen, Russ, kapieren Sie das nicht? Sie wiegen vermutlich knapp hundert Kilo. Vielleicht könnte ich Sie auf einer ebenen trockenen Oberfläche im Rettungsgriff ein Dutzend Schritte weit schleifen, aber ich schaffe es auf keinen Fall den ganzen Pfad hinauf, nicht bei dem Glatteis und Schnee. Ich kann es nicht.«
    Sie schien den Tränen nahe. »He!«, sagte er. Er fasste mit seiner behandschuhten Hand nach ihrer nackten und drückte sie. Er konzentrierte sich darauf, seine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen. »Ich habe mir nur das Bein gebrochen. Es ist helllichter Tag, und mein vollkommen fahrtüchtiger Pick-up parkt keine halbe Meile von hier. Wenn Sie mich nicht den ganzen Weg hinschleifen können, ziehen Sie mich unter einen Baum, und ich warte, während Sie Hilfe holen. Es wird nicht länger als …«, er schätzte den Fußweg, die Fahrtdauer, das Alarmieren der Sanitäter, die Zeit, die ein Krankenwagen für den Rückweg brauchen würde, »… anderthalb Stunden dauern. Höchstens zwei.«
    »Aber es friert! Und Ihre Jeans werden Sie nicht warm halten.«
    »Ja, nun, ich werd’s überleben.«
    Sie schob die Unterlippe vor. Sie hielt immer noch seine behandschuhte Hand. »Wollen Sie das wirklich? Dass ich Sie hier allein lasse und Hilfe hole?«
    »Teufel, nein. Ich will mir nicht zwei Stunden den Arsch abfrieren, wenn es uns nur zwanzig Minuten kostet, die Straße zu erreichen.«
    Sie ließ ein ersticktes Lachen hören, schüttelte den Kopf. »Ich …«, begann sie, ihre Stimme klang flüssig und warm, wie Ahornsirup frisch aus dem Kocher.
    Sie unterbrach sich und verzog ihren Mund zu einem Lächeln.
    … liebe dich. Er konnte es so deutlich hören, als hätte sie es

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