Die Blendende Klinge
würdest vielleicht sogar noch mehr schaffen. Gibt nicht viele hübsche Mädchen dort. Verstehst du mich?«
Teias Knie waren schwach. Sie nickte. Sie musste fort von hier.
»Also, jetzt, da wir einander verstehen, verrate mir, ob du irgendetwas Erwähnenswertes erfahren hast.«
Teia erstattete Bericht. Kip war dick, hatte nur wenige Freunde, verbrachte den größten Teil seiner Zeit in der Bibliothek und verwandte dort anscheinend die ganze Zeit darauf, Bücher über irgendein Spiel zu lesen. Er war mehrmals zum Roten gerufen worden und hatte anschließend immer bekümmert gewirkt. Er glaubte, dass der Rote ihn vernichten wolle. Der alte Mann hatte Kip das Recht genommen, am Praktikum teilzunehmen, damit Kip unfähig wirkte, wenn Gavin zurückkam. Teia hatte Kip Grün und Blau wandeln sehen. Er schlief nicht gut.
All das ging in Ordnung. Es waren Informationen, die Lady Crassos auch aus anderen Quellen erfahren konnte. Aber es reichte noch nicht, und Teia wusste es.
Mit einem unguten Gefühl im Magen erzählte Teia ihrer Herrin auch, dass Hauptmann Eisenfaust gesagt hatte, er könne bei dreien der Anwärter nicht zulassen, dass ihnen die Aufnahme in die Schwarze Garde verwehrt blieb: bei Kruxer, Teia selbst und bei Kip.
Das war offensichtlich etwas Neues für Aglaia. »Das ist gut«, stellte sie fest. »Das ist sehr gut. Gibt es … sonst noch etwas?«
»Ich trainiere mit Kip, nach Mitternacht, in einem speziellen Raum tief im Turm des Prismas.« Adrasteia zuckte die Achseln. »Der Hauptmann will, dass wir gut genug sind, um es aus eigener Kraft in die Schwarze Garde zu schaffen.«
Erzähl ihr nicht alles. Erzähl ihr nichts von dem Dolch, den Kip versteckt hat. Gib so wenig preis wie möglich, um nicht auch deine Seele preiszugeben.
»Nicht schlecht«, sagte Aglaia. »Sonst noch etwas?«
Sag ihr alles . Eine Sklavin, keine Heldin. »Ich habe jemand anderen Paryl benutzen sehen, als ich eine meiner Sonderaufgaben ausführte.«
Aglaias Augenbrauen schossen in die Höhe, und sie ließ sich von Teia alles darüber erzählen.
»Ein Attentat«, sagte sie. »Ich habe sie zwar ohnehin nie gemocht, aber dass jemand sie … hmm. Ich werde feststellen lassen, ob sie wirklich gestorben ist. Aber es ist beunruhigend, so oder so …« Aglaia schien den Gedanken von sich zu schieben und wandte sich wieder der anliegenden Aufgabe zu. Sie lächelte, und es wirkte ganz wie ein aufrichtiges Lächeln. »Du hast mir eine große Freude gemacht, Mädchen, du gefällst mir. Ich werde es nicht vergessen. Ich weiß, ich bin eine strenge Herrin, aber wenn du gute Leistungen zeigst, wirst du gut belohnt. Heute gibt es zwei Belohnungen für dich. Erstens darfst du dir eine Belohnung deiner Wahl aussuchen.«
Es konnte eine Prüfung sein, eine Falle. Ein Sklave wusste, dass es gewisse Belohnungen gab, um die man nicht bat. Wenn man um zu viel bat, wirkte man faul, undankbar oder gierig. Aber wenn deine Herrin gut aufgelegt war, würde sie dein Leben vielleicht aus einer Laune heraus verändern – zum Besseren. »Tilgt die Schuld meines Vaters«, sagte Teia, ohne allzu lange nachzudenken.
»Wie viel ist er schuldig?«, fragte Lady Crassos.
»Siebenhundert Danar.« Zwei Jahreslöhne eines Arbeiters. Ihr Vater gab jetzt seinen gesamten Verdienst nur dafür aus, um die Zinsen zu tilgen.
»Siebenhundert Danar? Das ist eine erhebliche Summe. Wie hat dein Vater derart viele Schulden auftürmen können? Ist er ein Glücksspieler?«
Teia ließ sich von ihrem herablassenden Tonfall nicht beirren. »Er hat meine Schwestern zurückgekauft.« Er war am Boden zerstört gewesen, als er von einer Handelsreise zurückkehrte und feststellen musste, was in der Zwischenzeit passiert war: Seine Frau hatte sich mit einem anderen Mann eingelassen, sich gewaltige Summen geborgt, um sich einen verschwenderischen Lebensstil leisten zu können, und dadurch alles verloren, wofür er zwanzig Jahre lang gearbeitet hatte, einschließlich ihres Hauses, der Möbel, des Schmucks und der Brauerei. Um ihre Schulden zu bezahlen, hatte seine Frau zu guter Letzt auch noch ihre drei Töchter verkauft. Doch selbst damit hatte sie nur einen Teil ihrer Schulden tilgen können. Und das alles, während er fort gewesen war.
»Er hat sie zurückgekauft. Aber nicht dich.«
»Ich koste zu viel.« Es war Teias Schuld. Dass sie wandeln konnte, hatte sich erst herausgestellt, nachdem sie schon verkauft worden war. Wenn sie nie gewandelt hätte, wäre alles anders. Ihre
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