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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sie geschlichen und sie dann in alle Richtungen um sich geworfen. Pistolen, die modernsten Steinschlossgewehre, Luntenschlossmusketen, alte Donnerbüchsen – überall waren Möglichkeiten zur Hand, um Menschen zu töten.
    »Fass nichts an«, sagte Janus.
    Was leider unmöglich war, besten Dank auch.
    »Die Hälfte der Dinge hier drin wird dich umbringen, wenn du sie auf die falsche Weise auch nur anstupst.«
    Oh. Fabelhaft.
    Sie fuhr herum und legte etwas auf ein Regal. Es war eine winzige Pistole. Sie nahm einen Zug aus ihrer langen Pfeife, verzog die Lippen, als würde sie lächeln, und blies den Rauch gleichzeitig aus beiden Mundwinkeln. »Versprich mir etwas, Bastard des größten Prismas aller Zeiten.«
    Sie drehte ihre Pfeife um und klopfte die Asche auf einem kleinen Häufchen alter Asche aus. Dann griff sie nach einer anderen Pistole, spannte sie und nahm den Hammersporn der Pistole, um die restliche Asche aus ihrer Pfeife zu kratzen. Mit jedem Kratzen drehte sich die gespannte – und nach allem, was Kip wusste, auch geladene – Pistole und zeigte zuerst auf Kips Stirn und dann auf seine Lenden.
    Links und rechts von ihm waren zu beiden Seiten Haufen – er konnte sich nirgendwo hinbewegen, ohne etwas zu berühren.
    »Ähm, ja?«, sagte Kip.
    »Versprich mir, dass du mich nicht töten oder mich jenen melden wirst, die es vielleicht tun könnten.«
    »Ich verspreche es«, versicherte Kip.
    Sie saugte ihre Lippen an, was ein Quietschgeräusch erzeugte, und spuckte dann aus. Sie legte ihre Pistole beiseite, griff in einen Tabakhaufen, stopfte etwas davon in ihre Pfeife und musterte Kip eingehend. Er hätte schwören können, dass sich direkt neben dem Tabakhaufen ein Haufen Schwarzpulver befand. Sie riss eine Zündschnur von einer der Luntenschlossmusketen und steckte sie in die Flamme einer Laterne, dann zündete sie mit der Zündschnur ihre Pfeife an. »Schwöre es«, sagte sie hinter einem Vorhang aus Rauch.
    »Ich schwöre es«, erwiderte Kip.
    »Noch einmal.«
    »Ich schwöre es.«
    »Und daran bist du nun gebunden. Komm mit mir«, sagte sie.
    Kip suchte sich einen Weg um die Haufen herum, die ihm bis an die Knie reichten. Die Frau war nicht ganz bei Trost.
    Er folgte ihr nach oben. Dort befand sich anscheinend ihre Werkstatt. Der Unterschied zwischen den Räumen hier und unten war immens. Die Unordnung streckte nicht eine einzige ihrer schmuddeligen Pfoten bis in die Räume oberhalb der Treppe. Hier gab es nicht das geringste Durcheinander. Jede Oberfläche war makellos, alles in rotgeädertem weißem Marmor gehalten. Juwelierbrillen, Hämmer und Meißel hingen neben winzigen Pinseln, Speziallampen, Farbpaletten und kleinen Krügen mit Farbe. Auf einem Arbeitstisch aus Schiefer lagen kleine Bröckchen Kreide und eine Ansammlung großer und kleiner Abakusse. Gegenüber stand eine mit einer schwarzen Leinwand bedeckte Staffelei, und davor lag ein Vergrößerungsglas.
    Eine Wand war den bereits fertigen Karten gewidmet. Sie hingen so dicht nebeneinander, dass man die Wand dazwischen nicht berühren konnte. Und die Wand war so groß und so voller Karten – überall hingen sie vom Boden bis zur Decke. Doch wenn Kip nicht die letzten Wochen in der Bibliothek verbracht und sich alles eingeprägt hätte, was er über diese Karten lernen konnte, hätte er keine Ahnung gehabt, welches Vermögen hier hing. Jede einzelne von ihnen war schon ein Vermögen wert. Das hier waren Originale.
    Und es waren einfach zu viele. Kip schnappte nach Luft.
    »Die schwarzen Karten. Die ketzerischen Decks«, sagte Janus. Sie setzte sich auf einen kleinen Hocker vor ihrer Staffelei. »Du weißt von ihnen.«
    »Was ich von ihnen gehört habe, war kaum mehr als ein Flüstern«, erwiderte Kip. »Ich – eigentlich weiß ich nichts.«
    »Welche Farben hast du gewandelt, Kip Guile?«
    Kip verspürte ein Frösteln, Heimatlosigkeit, Unwohlsein. »Das ist nicht mein Name«, sagte er steif.
    »Du kannst niemand anderer sein, Kip. Ich habe deine Augen gesehen. Du denkst, du seist klug, aber in Wahrheit …«
    »Ja ja, ich weiß, alle sagen mir, dass …«
    »… bist du erheblich klüger, als du denkst.«
    Was ihn dumm und wie vor den Kopf geschlagen dastehen ließ. Ironischerweise.
    »Du bist ein Guile bis auf die Knochen, junger Mann. Selbst wenn du kein Sohn bist – auch ein Bastard kann es in dieser Welt weit bringen. Die Guiles sind verflucht, weißt du das nicht? Die Familie hat nur wenige Kinder, und das schon seit

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