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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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fragte Gavin das Dritte Auge, als er am Strand neben sie trat. Sie hatte ihre Wache am südlichsten Punkt der Seherinsel gehalten, und die untergehende Sonne tauchte die Frau in Gold. »Oder wie habt Ihr zuvor geheißen? Wer sind Eure Leute?«
    Das Dritte Auge trug ein gelbes Baumwollkleid, das sie wie eine bloße Sterbliche aussehen ließ, obwohl sie immer noch eine auffällige, strahlende Erscheinung war. Sie hatte erst am späten Nachmittag nach Gavin schicken lassen. Ihre Gehilfin, Dienerin oder Freundin, Caelia, hatte Gavin erklärt, dass ein Blick in die Zukunft so seine Zeit brauche.
    »Oh nein, das lasst Ihr besser«, wehrte das Dritte Auge ab. »Ihr seid vermutlich auch einer von diesen Männern, die Frauen beschuldigen, launisch zu sein.«
    »Wie bitte?«
    »Ihr habt mich gestern Nacht gebeten, Euch nicht in Versuchung zu führen, reservierter zu sein, und heute bittet Ihr mich als Erstes um größere Vertraulichkeit. Oh, oh, Lord Prisma. In Eurer Eitelkeit findet Ihr Vergnügen daran, anderen das Herz zu brechen. Meines brecht Ihr nicht.«
    Eitelkeit? Das war ein wenig kränkend, ein wenig unverblümt, ein wenig … zutreffend. Er machte Anstalten zu sprechen, doch dann stellte er fest, dass er nichts zu sagen hatte.
    »Es tut mir leid«, sprach sie weiter. »Die Nachwirkungen des Sehens führen dazu … Ich vergesse mich manchmal. Es ist schwer, nicht aufrichtig zu sein. Ich bitte um Entschuldigung.« Sie ließ einen Fächer aufspringen und fächelte sich Luft zu. »Ich fürchte, ich habe auch zu viel Hitze abbekommen. Meine Haut verträgt so viel Sonne nicht besonders gut.«
    Sie sah tatsächlich aus, als hätte sie einen ordentlichen Sonnenbrand.
    »Zum Sehen braucht es Licht, habt Ihr gesagt?«, erkundigte sich Gavin.
    Sie nickte, schien aber nicht daran interessiert, ihre Gabe näher zu erläutern.
    »Habt Ihr es gefunden?«, fragte Gavin schließlich.
    »Viele Male und auf vielen Wegen. Es ist im Meer.«
    »Entschuldigung?«
    »Der Gottesbann treibt irgendwo in der Azurblauen See.«
    »Das ist …« Nutzlos? Nicht hilfreich? »… ein großes Gebiet«, beendete Gavin den Satz. Sie hatte gesagt, drei Stunden nach Osten und zweieinhalb Stunden nach Norden – was von hier aus ein Punkt im Meer sein würde. Aber irgendwie war er sich sicher, dass es sich mit der Sache komplizierter verhielt.
    »Das weiß ich. Es ist außerdem ziemlich schwer, Orientierungspunkte oder Zeitmarken zu finden, die einem sagen, wo im Meer man suchen soll. Der Gottesbann bewegt sich durchs Wasser.«
    Gavin warf die Hände hoch. »Wo geht er hin? Wo kommt er her?«
    »Es tut mir leid«, antwortete sie. »Ich glaube, ich kann sagen, dass er sich Richtung Zentrum bewegt. Ein Zentrum? Das Zentrum … Ich bin mir nicht sicher.« Sie sah ihn entschuldigend an.
    »Das Zentrum des Meeres? Wie vielleicht das Weißnebelriff? Oder sinkt er nach unten – zum Zentrum der Welt?«
    »Ein Gottesbann schwimmt auf dem Wasser. Jedenfalls die meiste Zeit.«
    Klingt vage. »Das sagt mir gar nichts.«
    »Es sagt Euch genug.«
    »Ihr meint, ich werde ihn finden?« Plötzlich Hoffnung.
    »Ja.«
    Er konnte es nicht glauben. Es musste ein Haken an der Sache sein. Natürlich wäre einige Arbeit mit einer Seekarte und dem Abakus vonnöten, aber das Ganze kam ihm letztlich einfach vor. »Wie lange werde ich dafür brauchen?«
    »Wenn ich Euch das sage, würdet Ihr bis zu dem Tag, den ich Euch genannt habe, Eure Suche ruhen lassen.«
    »Nein, das würde ich nicht – ja, ja, natürlich würde ich das.«
    Sie seufzte.
    »Werde ich ihn rechtzeitig finden?«, bohrte er weiter.
    »Nicht einmal ich weiß, wonach Ihr damit fragt.«
    »Das könnt Ihr mir nicht antun«, jammerte Gavin.
    »Bitte, gebt mir nicht die Schuld an Dingen, mit denen ich nichts zu tun habe.«
    Gavin fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über die Lippen. Sie hatte recht. Natürlich hatte sie recht: Sie konnte alles sehen. Er empfand es immer noch als nervenaufreibend. »Was könnt Ihr mir denn sagen?«, fragte er.
    »Dass Ihr für eine Weile hier sein werdet und dass der Farbprinz ebenfalls danach sucht und dass Ihr besser verhindert, dass sein Plan in Erfüllung geht. Der Gottesbann wächst, Lord Prisma, und je mehr er wächst, umso mehr Blaue werden davon angezogen werden. Vor allem Blauwichte.«
    »Warum? Was geschieht da? Ich weiß nur, dass ein Gottesbann etwas mit den Tempeln der alten Götter zu tun hatte.«
    »Ihr werdet es schon sehen. Da ist noch etwas, was ich Euch sagen

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