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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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aufnahm.
    »Das ist deine Ururururgroßmutter Zee Eichenschild. Sie ist mehr oder weniger die Begründerin deines Hauses, wiewohl der Name Guile anderen Ursprungs ist.«
    Sie war attraktiv, und sie hatte nichts an sich, was Kip an sich selbst erinnerte – aber dieses Grinsen war ganz Gavin Guile. Es war, als hätte der Künstler ihr Mienenspiel über mehr als ein Jahrhundert hinweg bewahrt und es dann Gavin ins Gesicht gedrückt.
    Statt eine Bemerkung über diese verblüffende Ähnlichkeit und die unverkennbare Begabung des Künstlers zu machen, dem es gelungen war, diese Ähnlichkeit so gut einzufangen, meinte Kip: »Sie hat nicht einmal einen Schild.« So etwas Hirnverbranntes. Fein gemacht, Kip. Ganz toll.
    »Sie hat niemals einen Schild getragen, weder aus Eiche noch aus irgendeinem anderen Material. Ihr Name hat für etwas anderes gestanden. Aber das brauche ich dir nicht zu sagen. Du siehst die Edelsteine?«
    Kip nickte. Fünf winzige Edelsteine umrahmten das Bild, einer in jeder Ecke, einer über ihrem Kopf.
    »Wandle ein wenig, egal welche Farbe, und dann berühre alle diese Edelsteine gleichzeitig.« Sie deutete auf eine Wandbemalung, die die Wandelfarben in breiten Bändern zeigte.
    Kip heftete seinen Blick auf das Blau. Blau war lange nicht so beängstigend wie Grün. Binnen Sekunden spürte er die Woge kühler Vernunft über sich hinweggleiten. Sollte er tun, was diese Frau sagte? Nun, wenn er es nicht tat, würde er nichts lernen. Und zu lernen war der einzige Grund, warum er hergekommen war. Außerdem, was konnte sie ihm mit einer Karte schon zufügen, was sie ihm nicht mit einer ihrer vielen Waffen antun konnte?
    Mit dem Blau in seinen Fingerspitzen berührte er die Edelsteine.
    Nichts geschah.
    Nun ja, das war ein wenig enttäuschend.
    »Fester drücken«, bellte Janus Borig. »Es braucht nicht zu bluten, aber es muss nahe genug dran sein, um mit deinem Blut Verbindung aufzunehmen. Du hast weiche Hände. Das sollte wirklich nicht schwer sein.«
    Weiche Hände? Kip verzog das Gesicht, gehorchte jedoch und drückte fest auf den blauen Edelstein, während seine anderen Finger locker auf den anderen Steinen lagen.
    Zee blinzelt, um klarer sehen zu können, und späht in die Morgendämmerung hinaus. Das durch den Rauch zweier brennender Städte zu beiden Seiten des Großen Flusses hindurchsickernde Licht ist rot. Es ist verwirrend, wenn das eigene Sichtfeld mal hierhin, mal dorthin geworfen wird, ohne dass der eigene Körper sich bewegt, ohne irgendeine Kontrolle darüber zu haben.
    Zu beiden Seiten des Großen Flusses befinden sich feindliche Soldaten. Kip kann beinahe die Gedanken dieser Männer wispern hören – wer sie sind, was sie tun –, aber »Feind« ist das Einzige, was ihn vernehmlich durchdringt.
    Sie ist in einer überlegenen Position, und ihre Belagerungswandler haben sich bereits an die Arbeit gemacht, halten Seile und Kurbeln bereit, warten darauf, dass die Morgendämmerung genug Licht spendet, damit sie ihr Werk vollenden können.
    Zee wendet sich einem rohen Koloss von Mann mit nur einem Auge zu. Er sieht sie an, ein furchteinflößendes Gesicht, aber unterwürfig. Ein Offizier? Zweifelsohne ein Untergebener. Er hält einen großen Bogen und legt einen Pfeil von der Größe des Klüverbaums eines Schiffes an die Sehne. Ihr Mund bewegt sich, aber Kip hört nichts. Er kann hier nur sehen.
    Der Feind ist vierhundert Schritt entfernt, zwanzig Schritt hügelabwärts; nach dem Flattern der Standarten zu urteilen, auf der windabgewandten Seite von Zee. Die Ruthgari-Armee rennt an, ohne die Ordnung zu verlieren. Einige von Zees Reitern – die meisten sind noch keine zwanzig – greifen bereits an. Sie sieht Offiziere, die ihnen wütend Winkzeichen geben, sie vielleicht zurückrufen? Und dann geben die Offiziere sich geschlagen und folgen ihnen.
    Ihre Linien reißen auf, einige der unberittenen Clansmänner eilen den Reitern nach, wodurch sie den Bogenschützen einen Teil ihrer Schussmöglichkeiten nehmen.
    Sobald die Fußsoldaten angriffen, würden die Bogenschützen keine Pfeile mehr abschießen können. Statt einem Dutzend Salven von je tausend Pfeilen wären nun nur sechs möglich.
    Sie ruft etwas, sieht zu den Belagerungswandlern hinüber, die bereits den großen Querbalken aus grünem Luxin gewandelt haben und nun die Fässer mit brennbarem rotem Luxin füllen, um sie der heranrückenden Armee entgegenzuschleudern.
    Sie – und ein Dutzend anderer Mannschaften von

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