Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
Belagerungswandlern – dürften es schaffen, ihre Ladung zweimal loszuwerden.
    Sie springt auf ihr Pferd – Kip wird bei der plötzlichen Bewegung übel – und ruft Kleinem Bär etwas zu. Genau, so heißt er!
    Kleiner Bär schweigt, fixiert sein Ziel und lässt den riesigen Pfeil fliegen. Tausende Bogenschützen folgen seinem Beispiel.
    Sie greift sich eine Fackel und reitet vor ihren Männern her. Kip glaubt, sie etwas schreien zu hören. Vielleicht schreien alle Männer. Sie wirft die Fackel in einem hohen Bogen durch die Luft, und ihre Männer stürmen vorwärts.
    Ihre dreißig starken Krieger sind binnen Sekunden rings um sie.
    Etwas verschiebt sich, sinkt tiefer …
    Ein brennendes Fass mit rotem Luxin trifft die vorderen Linien der Ruthgari, platzt, reißt eine flammend klaffende Wunde in ihre Reihen, zermalmt Männer, setzt sie in Brand. Ich wandle Grün von den Gräsern, die bald rot gefärbt sein werden. Zu meiner Linken wandeln Junger Bulle und Griv Gazzin, der eine Blau, der andere Grün, fangen Pfeile und Brandbomben noch in der Luft ab, schützen mich.
    Ich wandle eine Lanze aus grünem Luxin und gebe meinem Hengst die Sporen.
    »Genug.«
    Der Klang des Wortes hat ein seltsames Echo.
    Kip scheint es nicht zu bemerken. Der Geschmack der schwer in der Luft hängenden Asche macht sich durch seine plötzliche Abwesenheit stärker bemerkbar, als er während seiner Gegenwart auffiel. Wann hat die Asche angefangen, einen Geschmack zu haben? Zu riechen? Dann ist der Geruch von Asche, Schweiß und Pferden einfach weg. Das Gefühl des Sattels zwischen ihren Knien, die fest um den Speer gekrallten Fingerknöchel.
    Es wird dunkel.
    Kip blinzelte und stellte fest, dass die alte Frau seine Hand hielt. Sie hatte seine Finger einen nach dem anderen von den Edelsteinen auf der Karte gezogen.
    Atemlos sah Kip sie an. Er konnte spüren, wie das blaue Luxin seinen Griff löste, zu nichts vertrocknete, ihn leer und leblos zurückließ.
    »Ist das denn die Möglichkeit!«, rief sie. »Du hast dort am Ende gar etwas gehört ? Gerochen? Geschmeckt?«
    »Ein … ein wenig.«
    Ihre Augen leuchteten auf. »Sie haben gelogen! Natürlich haben sie gelogen. Natürlich. Sie sind Guiles. Aber warum hat er dich allein hierhergeschickt? Er muss gewusst haben, dass du als das erkannt werden würdest, was du bist. Wir müssen uns vergewissern. Schau zur Decke.«
    Die Decke zeigte ein volles Spektrum, emailliert und glänzend. Kip hätte es gewiss schon früher bemerkt, wäre da nicht die Überfülle an Originalkarten gewesen. »Wollt Ihr, dass ich irgendetwas tue? Dass ich wandle oder …«
    Sie nahm seine Hand. »Du brauchst nur weiter hinaufzuschauen.« Sie drückte seine Finger auf eine Karte, einen nach dem anderen. Ein Hauch von Teeblättern und Tabak flutete über ihn hinweg. Er wollte gerade eine Bemerkung machen, als er spürte, wie eine tiefe Erschöpfung ihm bis in die Knochen drang. Sein Körper schmerzte. Dann, als seien ihm Stöpsel aus den Ohren genommen worden, konnte er das Knarren von Holz und das Rauschen von Wind hören, das Klatschen von Wellen.
    Er grübelte über die genaue Wortwahl nach. Es war ein kühler Abend, und der Geruch von Schießpulver klebte am Schiff und an seiner Besatzung. Irgendwo unter Deck weinte eine Frau, zweifellos um die Toten. Seine Kajüte war dunkel, erhellt nur von einer einzigen Kerze. Draußen durchschnitten silberne Streifen von Mondlicht die Nacht wie ein Schwert. Er rollte die Schreibfeder zwischen den Fingern hin und her.
    Seine nackte Hand lag auf dem Pergament und hielt es fest. Hierfür wollte er keinen Sekretär. Dies war Hochverrat. Da war ein Name, an den das Schreiben adressiert war, aber die Hand verdeckte ihn – er endete auf »os«, was bedeutete, dass es jeder beliebige Ruthgari sein konnte oder einer von Tausenden, die einen ruthgarischen Namen hatten, obwohl ihr Blut längst nicht mehr ruthgarisch war.
    Dann verlor Kip jedes Bewusstsein seiner selbst.
    »Ein vorteilhafterer Friede kann an der anderen Front des Krieges gefunden werden. Dagnu ist …«, schreibe ich, und das Kratzen meiner Feder füllt die kleine Kabine bis zum letzten Wort, das in Stille gebreitet ist. Stumm. Seltsam.
    Dann wird die Kabine … Nur noch Dunkel. Ich spüre – Kip spürt –, Kip war schwindelig. Er war zurück und sah wieder durch seine eigenen Augen.
    Janus Borig paffte an ihrer Pfeife und wirkte wütend. »Im Alter von fünfzehn? Also wirklich.«
    »Was zum … was zum

Weitere Kostenlose Bücher