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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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oder dass du zumindest so schnell wandelst, dass niemand deine Augen sehen kann.«
    »Und was ist das Zweite?«, hakte Teia nach.
    »Es gibt Menschen, die einen Sieg im Stillen auskosten können. Deine Herrin gehört nicht dazu. Sie sucht nicht nach leisen Wegen, um die Guiles zu vernichten. Aber sobald sie dahintergekommen ist, ob es den Guiles mehr schadet, wenn sie dem Bastard des Prismas hilft oder wenn sie ihm ein Leid antut, kannst du damit rechnen, von ihr eingesetzt zu werden. Ganz gleich, was es dich – oder sie – kosten wird. Sie ist verrückt vor Hass. Also komm diesem Kip lieber nicht zu nahe. Du wirst ihn wahrscheinlich verraten müssen.«

49
    Kip folgte Grinwoody mürrisch. Alles im Raum war so wie immer. Tür, Vorhang, Dunkelheit. Andross Guile saß bereits am Tisch.
    Sobald Grinwoody die ultraviolette Laterne hervorgeholt hatte, nahm Kip dem alten Mann gegenüber Platz.
    »Kann ich dieses Mal Euer Deck benutzen?«, fragte Kip.
    »Nein«, knurrte Andross Guile. »Du spielst mit dem Blatt, das du bekommst. Du bist ein Bastard. Du bekommst das schlechte Blatt.«
    »Oh, jetzt bin ich also ein Bastard? Also zweifelt Ihr nicht daran, wer mein Vater ist?« Kip schluckte. Das hätte er nicht sagen sollen.
    Doch Andross Guile schwieg. Er griff nach seinem Deck und begann zu mischen. »Dass mein Sohn dich gezeugt hat, stand nie außer Frage, Schwachkopf. Selbst deine Stimme klingt wie seine. Die Frage war, ob deine Mutter eine Konkubine war oder eine bloße Hure. Wenn er, nur um mich zu ärgern, behauptet hat, sie sei eine Konkubine, so werde ich das nicht so stehenlassen. Ich weiß mit Bestimmtheit, dass es keine Heirat gab, und ich wette, du weißt es ebenfalls.«
    »Mich hat es damals noch nicht gegeben, also kann ich es gar nicht wissen.« Ganz schön pampig. Gefährlich, Kip.
    »Trägst du noch immer diesen Verband an der Hand?«, fragte Andross.
    »Ja, Herr.«
    Für einen Moment erschienen seine Augenbrauen über den dunklen Brillengläsern: Oho, heißt es jetzt also »Ja, Herr«?
    Kip wusste nicht, ob er sich selbst seine vorausgegangene Verwegenheit oder seine nachfolgende Unterwürfigkeit gegenüber dem alten Aasgeier mehr übelnehmen sollte.
    »Nimm den Verband ab.«
    Um den Knoten in der Nähe seines Handgelenks zu lösen, musste er Finger und Zähne zu Hilfe nehmen, aber bald hatte Kip das Leinentuch abgewickelt. Die Brandwunden verheilten, aber die Haut war rosa, wo sie nicht weiß von Narben war, und seine Finger waren permanent gekrümmt. Er konnte sie zur Faust ballen, aber der bloße Versuch, sie zu strecken, schmerzte. Der Wundarzt und Eisenfaust drängten ihn beide, es immer wieder zu versuchen, aber es war die pure Qual.
    »Streck die Hand aus, Bastard. Ich bin blind.«
    Kip legte die Hand auf den Tisch. Der alte Mann presste seine Hand auf die von Kip. »Bitte«, sagte Kip. »Es tut sehr weh.«
    Andross Guile stieß ein unverständliches Brummen aus. Er fuhr mit seinen langen, knochigen bleichen Fingern, von denen die Haut schlaff herabhing, die Konturen von Kips Hand nach, ohne sich um die ölige Salbe zu scheren. Es brannte, aber Kip hielt still.
    »Wenn du die Finger nicht streckst, wirst du deine Hand bald nicht mehr bewegen können«, sagte Andross.
    »Ja, Herr. Ich weiß.«
    Andross Guile drehte Kips Hand um, so dass die Innenfläche nach unten zeigte. »Du weißt es. Also hast du dich bewusst dafür entschieden , ein Krüppel zu werden. Warum?«
    Kip biss die Zähne zusammen. Schluckte. »Weil es wehtut .«
    »Weil es wehtut?«, höhnte Andross. »Du schämst dich. Ich kann es heraushören.«
    »Ja, Herr.«
    »Das solltest du auch. Lass die Hand auf dem Tisch. Schrei, wenn es zu sehr wehtut.«
    Wie bitte?
    Andross drückte langsam und immer fester auf Kips Hand, bis sie flach auf dem Tisch lag. Kip spürte, wie die Haut, die sich an seinen Gelenken neu gebildet hatte, aufriss. Ein Quieklaut entrang sich seinen Lippen, aber er schrie nicht.
    Ich bin ein großes Fettfass, eine Schande, eine Peinlichkeit, aber ich bin auch der verfluchte Schildkrötenbär. Du kannst dich zur Hölle scheren, Andross Guile. Du alter, herzloser, grausamer …
    Die Sehnen und Bänder von Kips Hand standen in Flammen, die ganze Handinnenfläche berührte den Tisch, aber seine Finger waren widerspenstige Krallen, die sich nach oben wölbten.
    Und dann hörte der Druck plötzlich auf.
    Tränen rannen Kip über die Wangen. Er keuchte auf und barg die Hand an der Brust.
    Andross Guile sagte: »Was dir

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