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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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dienen soll, musst du deinem Willen unterwerfen. Selbst deinen eigenen Körper. Deinen eigenen Körper vielleicht ganz besonders, Fettwanst. Ist die Haut aufgerissen?«
    Es dauerte einen Moment, bis Kip seine Stimme wieder im Griff hatte. »Ja, Herr.«
    »Schmier die Salbe wieder in die Wunden. Sie sollten sich möglichst nicht entzünden.«
    Mit zitternder Hand gehorchte Kip.
    »Du weißt schon, was ich dir als Nächstes sagen werde, oder?«, fragte Andross Guile.
    »Hör nicht auf damit, mach das den ganzen Tag, jeden Tag, damit es richtig verheilt«, antwortete Kip.
    Dann wallte eine neue Welle der Scham in ihm auf. Er wusste genau, was er tun musste. Er hatte einfach nicht die nötige Willenskraft dazu aufgebracht. Andross Guile brauchte nicht einmal etwas zu sagen.
    »Du hast deine Sache gut gemacht«, bemerkte der alte Mann stattdessen.
    »Wie?«
    »Du hast nicht geschrien. Ich hatte erwartet, dass du schreist. Daher gibt es diesmal keinen Einsatz. Ein reines Übungsspiel. Das nächste Mal wird es jedoch um deine kleine Freundin gehen, daher hoffe ich, dass du dich verbesserst.«
    Ohne noch etwas zu sagen, gab Andross Guile sich selbst die Karten. Sechs Karten mit der Oberseite nach unten, zwei aufgedeckt: einen Pirschjäger und einen Grünen Hüter.
    Das bedeutete, dass er sein grünes Schattendeck nahm. Eines seiner besten. Kip wickelte den Verband lose um seine Hand und zog seine eigenen Karten aus einem rein weißen Deck, das Andross ihm zum Spielen gegeben hatte. Kip hatte schon zweimal damit gespielt und begann allmählich, damit vertraut zu werden. Seine beiden aufgedeckten Karten waren das Auge des Himmels – ein Machtverstärker – und die Kuppel von Aracles.
    Kip unterdrückte einen Fluch. Keine Einsätze? Er hatte gerade die bestmöglichen Eröffnungskarten dieses Decks gezogen. Die Karten, die er auf der Hand hielt, waren ebenfalls gut. Er hatte tatsächlich eine realistische Gewinnchance. Was die ersten beiden Runden betraf, gab es gar nichts abzuwägen, und solange er zwischenzeitlich keine Karte zog, die das Spiel völlig veränderte, brauchte er nur bis zur sechsten Runde durchzuhalten. Also fragte Kip: »Was meint Ihr, wenn Ihr sagt, dass wir um meine kleine Freundin spielen?«
    Andross spielte den »Mantel der Dunkelheit« aus, was dem von Kip geplanten Spielzug viel von seinen Erfolgschancen nahm, und antwortete: »Dieses Sklavenmädchen.« Er schien sich nicht an ihren Namen zu erinnern. Kip nannte ihn nicht, aus Furcht, dass er genau dazu verlockt werden sollte. Andross schnippte mit den Fingern.
    »Adrasteia«, drang Grinwoodys ruhige Stimme aus der Dunkelheit. Kip blickte ihn an. Der alte Sklave trug eine eigenartige schwere Brille, die Kip bisher noch nicht an ihm gesehen hatte.
    »Adrasteia«, wiederholte Andross, als hätte er selbst sich an den Namen erinnert; als wäre Grinwoody nur eine Verlängerung seiner selbst. »Ich werde sie kaufen, und wenn du gewinnst, gebe ich sie dir. Du kannst sie dir zur Kammersklavin nehmen. Ich kann mir nicht denken, dass dein Dorf einem Jungen von deinen zweifelhaften Reizen viel Gelegenheit geboten hat, den Freuden des Fleisches zu frönen. Habe ich recht?«
    Kip drehte sich der Magen um. »Und wenn ich verliere?«, fragte er und hoffte, das Gespräch von diesem Thema ablenken zu können.
    »Dann ist sie meine Sklavin. Mach dir darüber Sorgen, wenn du willst …« Sein Mund verzerrte sich zum Schatten eines Lächelns.
    Kip, ich bin eine Sklavin, hatte Teia gesagt. Du weißt nicht einmal, was das bedeutet.
    Jetzt wusste er es. Kip war eine fette Sau aus dem hintersten, dreckigsten Loch der Sieben Satrapien, aber er konnte freie Entscheidungen treffen. Teia konnte das nicht. Andere Leute mochten auf Kip herabblicken, aber Teia sahen sie nicht einmal. Oder wenn sie sie sahen, dann vielleicht nicht so, wie sie gesehen werden wollte.
    »Was habt Ihr mit mir vor?«, fragte Kip.
    Kip konnte die Augen des alten Mannes durch seine tiefdunkle Brille nicht sehen, aber Andross neigte den Kopf zur Seite, und seine Augenbrauen zuckten überrascht. »Eine Frage, die mein eigener Sohn mir niemals zu stellen gewagt hätte. Bist du kühn oder dumm, Junge?«
    »Beides. Und Ihr weicht meiner Frage aus.«
    Andross Guile stülpte die Lippen vor. Er hob zwei Finger und machte damit eine Winkbewegung nach vorn.
    Eine Hand fuhr schallend über Kips Wange. Grinwoody. Möge ihm Orholam die Augen mit Sand auskratzen.
    Kip war von seinem Stuhl gestürzt und hatte seine

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