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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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machen, dass du diesen Namen nur einem zufälligen Zusammentreffen von Umständen verdankst?«
    »Was sind denn die Umstände, die hier zusammentreffen?«, fragte Kip.
    »Brecher ist einer der Beinamen, die die Prophezeiungen dem Lichtbringer zuschreiben.«
    »Es war nur ein Scherz. Ich habe einen Stuhl zerbrochen.«
    »Sehr witzig«, sagte Andross mit ausdrucksloser Stimme.
    »Und ich habe einem Jungen die Nase gebrochen. Und dann hat da noch jemand etwas gewandelt, und ich habe ihm den Willen gebrochen.«
    Der Lichtbringer? Der bloße Gedanke ließ Kips Herz höher schlagen. Das Reden lenkte ihn ab, und beinahe hätte er seinen Zug vergessen. Er spielte schnell, brachte Damien Savoss aufs Spielfeld und drehte Andross Guiles Sanduhr um.
    Oh verdammt. Das war eine der verbotenen Karten. Kip hatte vorgehabt, sie noch ein paar Runden lang zurückzuhalten.
    Andross strich mit seinen Fingern über die Markierungen. Er zögerte. Strich dann erneut über die Markierungen. »Das ist Damien Savoss«, erklärte er schließlich. »Diese Karte ist nicht erlaubt.«
    »Sie zu besitzen ist nicht erlaubt«, entgegnete Kip schnell, »aber die Regelrichter dieses Spiels haben es nie für unerlaubt erklärt, diese Karte zu spielen.« Kip drehte seine Sanduhr um.
    »Ein sehr feiner Unterschied.«
    »Ein sehr feiner Unterschied? Von den schwarzen Karten habe ich überhaupt erst erfahren, weil Ihr mit ihnen spielt!«
    »Einige der schwarzen Karten wurden aus dem Verkehr gezogen, andere wurden verboten …« Die Glocke ertönte, Andross Guiles Zeit war abgelaufen.
    Kip spielte schnell eine weitere Karte, um vollendete Tatsachen zu schaffen.
    Zorn überzog Andross Guiles Gesicht. Die schlaffe Haut unter seinem Kinn bebte. Aber er sagte nichts. Er spielte.
    Fünf Minuten später hatte Kip gewonnen. Das Aussetzenmüssen und der Überraschungsfaktor, den es bedeutete, gegen Karten zu spielen, die ihm über ein Jahrzehnt lang nicht mehr unter die Finger gekommen waren, hatten Andross Guile aus dem Spiel gebracht. Dennoch wirkte es so, als spiele der alte Mann defensiv. Ungewöhnlich.
    »Das war ein guter Trick«, meinte Andross hinterher, als sie ihre Karten mischten. »Du hättest ihn nicht auf das Mädchen verschwenden sollen. Er funktioniert ja nur einmal. Du hättest erst versuchen sollen, ob du mich auch so schlagen kannst, und dann hättest du im Fall eines Unentschiedens dieses Blatt spielen können. Außerdem hättest du warten sollen, bis deine eigene Zukunft in Gefahr ist. Es war idiotisch, diesen Trick für ein Sklavenmädchen zu opfern.«
    Kip wandte sich zu Grinwoody um. »Etwas Wasser, bitte.« Wieder einmal vergaß er, dass man zu einem Sklaven nicht bitte sagt. Immer vergaß er das.
    Aber in Wirklichkeit ging es ihm gar nicht so sehr um das Wasser. Kip hatte herausgefunden, dass die große Brille, die Grinwoody trug, es ihm irgendwie ermöglichte, im Dunkeln zu sehen. Mit dieser Brille wurde Grinwoody förmlich zu Andross’ Augen. In dem Moment, wo sich der alte Sklave abwandte, um nach dem Krug zu greifen, zog Kip leise das andere Kartendeck aus seiner Tasche. Um das Geräusch zu übertönen, begann er zu sprechen. »Es gibt Tausende von Dingen, die Ihr mich lehren könntet, Luxlord Guile. Ihr seid geistreich und erfahren. Aber jetzt im Augenblick seid Ihr mein Feind und versucht jemandem, der mir lieb ist, etwas Grauenvolles anzutun. Daher kann ich auf Eure Ratschläge verzichten, danke.«
    Lord Guiles Gesicht hellte sich auf. »Du scheinst zu lernen. Du bist unwissend und naiv, aber bei weitem nicht so dumm, wie ich gedacht habe. Ich weiß, dass du mir vielleicht nicht glauben wirst, Kip, aber eigentlich mag ich dich sogar. Ein wenig jedenfalls. Wie sieht es mit deiner Hand aus?«
    Kip brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass der andere nicht die Karten in seiner Hand meinte, sondern die Hand selbst. »Es ist besser geworden.« Kip konnte seine Finger noch immer nicht ganz strecken, aber er konnte fest zupacken und arbeitete an ihrer völligen Wiederherstellung.
    Andross Guile gab ein unverbindliches Grunzen von sich und griff nach dem gelben Kartendeck, das er zu Beginn für Kip hingelegt hatte. Er öffnete eine kleine Kiste, nahm einige Karten heraus, zog andere aus dem gelben Spiel und mischte die neuen Karten ein. Es war erlaubt, zwischen den Spielen sein Kartendeck zu verändern und sich so an die Strategien seines Gegners anzupassen. »Du hast dir also Gedanken darüber gemacht? Früher oder später machen das

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