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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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wie sie für einen langjährigen Infrarotwandler typisch waren. Sie hatte vielleicht noch zwei Jahre. Ihre dreizehn – oder bis dahin wahrscheinlich vierzehn – Kinder würden hoch geachtet im Blutwald aufwachsen. Aber ohne Mutter.
    »Wo ist Lunna Grün?«, wandte sich Gavin an Klytos.
    Klytos wurde sehr blass. »Es tut mir wirklich leid, Lord Prisma …«
    Obwohl Lunna eine Ruthgari war, stand sie auf Gavins Seite. Sorgfältig hatte er ihr Vertrauen in ihn so weit aufgebaut, dass sie, wenn er sie zusammenrief, fast alles für ihn tat.
    »Was?«, fragte Gavin. Oh nein.
    »Sie hat einen Schlaganfall gehabt. Sie ist tot.«
    »Sie war noch keine fünfundvierzig«, sagte Gavin.
    »Es tut mir wirklich leid, Lord Prisma. Sie stand seit einiger Zeit kurz davor, ihren Halo zu zerbrechen und …« Klytos senkte die Stimme. »Es wurde gemunkelt, dass sie sich nicht der Befreiung unterziehen wollte. Versteht Ihr?«
    Dass sie versucht hatte, ein Grünwicht zu werden, und es ihr missglückt war. Aber das würde sie nicht tun. Oder doch?
    War genau das nicht das Besondere einer Situation, in der man mit Tod und Wahnsinn konfrontiert war? Man wusste nie, wie sich jemand verhalten würde. Gavin hatte über die Jahre hinweg alles Mögliche erlebt.
    Jedenfalls war es eine Katastrophe. Eine Kriegserklärung verlangte eine einfache Mehrheit. Es gab acht Stimmen – eine für jede Farbe und eine für das Prisma. Bei Stimmengleichstand bekam auch die Weiße eine Stimme. Gavins Rechnung hatte Delara Orange mit einbezogen, die eine Atashi war und definitiv für den Krieg stimmen würde, sowie Arys Grünschleier, deren Blutwald direkt im Aufmarschgebiet der Armee lag, die aber dennoch nichts gegen den Krieg einzuwenden haben würde. Zusammen mit seiner eigenen Stimme und derjenigen Lunnas wären das vier. Dann wäre der Ball bei der Weißen, von der er annahm, dass sie für ihn stimmen würde. Sie war ja nicht dumm.
    Aber ohne Lunna würde Gavin Jia Tolver oder Sadah Ultraviolett umstimmen müssen. Jia stimmte oft mit ihm, aber die Aborneaner hatten kein Interesse an einem Krieg, und sie hätten wohl auch nichts dagegen, Atash für eine Weile brennen zu sehen; dabei würden sie vorgeben, dass ihr Zögern, beim Löschen der Flammen zu helfen, aus reinem, hehrem Pazifismus geboren sei. Sadah Ultraviolett war sogar noch schwieriger einzuschätzen. Paria war ebenfalls weit weg von den Kämpfen und würde seine jungen Männer und seinen Wohlstand nicht opfern wollen – trotzdem würde Sadah tun, was gut und richtig war. Hoffte er zumindest.
    Wenn Gavin eine Chance haben wollte, musste er schnell handeln.
    Vielleicht würde sich der oder die neue Grüne als folgsam erweisen. Wenn nicht, konnte Gavin die Form der Abstimmung beeinflussen. Sein Vater hatte sicherlich seine Stimme – sein Nein gegen den Krieg – bereits eingereicht, aber wenn Gavin geschickt und schnell war, konnte er dafür sorgen, dass über Punkte abgestimmt wurde, für die der Rote seine Stimme eben nicht eingereicht hatte. Indem er die Abstimmung so gestaltete, dass er kein klares Ja oder Nein für oder gegen den Krieg verlangte, wäre Gavin vielleicht in der Lage, die alte Spinne auszumanövrieren. Schwierig, aber nicht unmöglich. Er würde des Alten stolze Missachtung des Spektrums gegen ihn selbst verwenden.
    Für all die Befriedigung, die es dir bereitet, uns zu verachten, musst du auch einen Preis bezahlen, Vater.
    Doch das mit Lunna Grün … Sie wäre doch niemals ein Wicht geworden, oder?
    Aber wenn sie nicht … Gütiger Orholam, Mord? An einer Farbe? So gut war der Orden doch bestimmt nicht.
    Dies war nicht die richtige Art und Weise, die Sache über die Bühne zu bekommen. Er wusste es. Er war auf diese Versammlung nicht vorbereitet. Nicht dass es seine Schuld gewesen wäre – sie hatten diese Dringlichkeitssitzung schon vor Wochen anberaumt und bestimmt, dass sie abgehalten werden sollte, sobald er zurückkam. Also konnte er nicht warten, sie nicht hinausschieben. Und je mehr Zeit er mit diesen Leuten verbrachte, desto mehr Gelegenheit würden sie haben, um zu bemerken, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Solange ihm lediglich Blau gefehlt hatte, hatten seine Augen noch immer prismatisch ausgesehen – er hatte Corvan gefragt. Aber Blau war auch seine natürliche Augenfarbe. Würden jetzt, da er auch Grün verloren hatte, seine Augen nicht ihre Farbe verändern?
    Das war alles Wahnsinn, ein Herumstolpern im Dunkeln.
    Er hörte Gespräche auf dem Flur,

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