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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Prisma, das das Gleichgewicht herstellen konnte, war die Welt zum Untergang verdammt. Die Probleme würden nur schlimmer werden. Alles würde wieder so werden, wie es in der Zeit vor Lucidonius gewesen war: Götter wurden geboren, Wandler scharten sich um die Götter ihrer Farbe, versuchten selbst zu Göttern zu werden, und jeder Gott lag mit jedem anderen im Krieg. Die Welt selbst würde von gewaltigen Stürmen zerrissen werden, die jahrzehntelang anhielten, das Meer erstickt und tot, scheußliche Untiere, die über die Ebenen zogen, Gletscher, die sich über die Berge ausbreiteten, bis sie direkt an Wüsten grenzten. Hunger, Entbehrung und ständiger Krieg um die wenigen verbliebenen, fruchtbaren Nahrungs- und Rohstoffquellen, die schon im Laufe des nächsten Jahres vollends versiegen könnten. Satrapien in Stämme und Clans zerfallen. Verbrannte Städte. Verbrannte Bibliotheken. Das Ende der Zivilisation.
    Wenn nur die Hälfte von dem stimmte, was über den Zustand der Welt ohne Prismen erzählt wurde, dann würde diese Katastrophe alle anderen in den Schatten stellen. Gavin setzte sich und wickelte sich wieder in seinen wärmenden Umhang, während ihm wechselnd das Bewusstsein schwand und wieder zurückkehrte.
    Und langsam wurde es ihm klar. In dieser verrückten Welt, wo nichts mehr war, wie es sein sollte, war er nicht das einzige Prisma. Die quälende Enge in seiner Brust sagte ihm, was er zu tun hatte.
    Selbst meine Selbstsucht muss ein Ende finden.
    Gavin stand auf, drehte dem Licht den Rücken zu und ging, um seinen Bruder aufzusuchen.

81
    Der Gefangene wusste, dass die Zeit gegen ihn arbeitete. Sicherlich konnte Gavin auf die eine oder andere Weise erfahren, wenn er eines seiner Gefängnisse durchbrach.
    Gavin . Dazen? Selbst er war durcheinander.
    Dazen, wiewohl der Jüngere, war immer der schlauere Bruder gewesen. Nun, jetzt war er Dazen. Und dieses Mal würde er der Schlauere sein.
    Der Gefangene zog zunächst den einfachen Weg in Erwägung. Er könnte ein langes Brett aus versiegeltem grünem Luxin über den Höllenstein auf dem Boden des Gangs legen. Solange das Luxin versiegelt war, würde der Höllenstein es nicht aufsaugen, zumindest nicht schnell. Wenn er es immer wieder, in vielen Lagen und mehreren Phasen, wandelte, sollte er imstande sein, die grüne Schicht bis hin zum nächsten Gefängnis zu ziehen. Wenn der nächste Gang genauso lang war wie der erste, bedeutete das, angesichts von Dazens gegenwärtiger Schwäche, vermutlich zwei oder drei Tage Arbeit.
    Hatte er überhaupt zwei oder drei Tage? Er hatte Monate gebraucht, um so weit zu kommen, was waren da ein paar Tage mehr?
    Er wusste es nicht. Vielleicht machte es allen Unterschied der Welt. Vielleicht hatte seinen Bruder dort draußen aber auch ein grausiges Ende ereilt, und es machte überhaupt keinen Unterschied.
    Hatte Gavin geglaubt, das Grün würde seinen Gefangenen derart in Rage bringen, dass er einfach den Gang hinunterstürmen würde wie ein tollwütiger Hund, der die Freiheit sucht?
    Nein, Gavin funktionierte anders. Er musste wissen, dass Dazen, nachdem er sich auf dem Weg zwischen dem blauen und dem grünen Gefängnis dazu hatte verleiten lassen, sein Luxin zu verlieren, hier besonders vorsichtig sein würde. Bestimmt war das Erste, woran Gavin gedacht hatte, auch das Erste, was Dazen nun dachte.
    Und da er daran gedacht hatte, musste Gavin auch einen Plan haben. Mit Sicherheit hatte ihm Gavin eine Art Falle gestellt. Sobald sich Dazen durch den Gang bewegte, würde irgendetwas passieren, das ihm sein grünes Luxin rauben würde.
    Also blieb Dazen nachdenklich sitzen. Der Auslöser der Falle – denn ganz bestimmt gab es eine Falle – konnte sich an jedem Punkt dieses Höllensteintunnels befinden. Solange Dazen keinen Plan hatte, wäre es idiotisch, sich in den Tunnel zu begeben und danach zu suchen.
    Genauso idiotisch war es aber auch, hier lange zu warten und zu planen. Gavin konnte jeden Moment zurück sein. Konnte auf einen Besuch kommen, nur um sich an seinem Anblick zu weiden. Wie sehr sich Dazen wünschte, diesem grinsenden Ungeheuer das Gesicht einzuschlagen!
    Er saß und aß, ließ seine Gedanken hin und her wandern, immer auf der Suche nach der rettenden Lösung.
    Im Wissen, dass es nicht die beste Idee war, stand er nach einer Weile auf und stellte sich an die Öffnung des Tunnels zur Hölle, des Tunnels zum gelben Gefängnis. Sehr sorgfältig und langsam wandelte und versiegelte er einen langen dünnen Stock

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