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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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aus grünem Luxin. Er untersuchte damit die Tunnelöffnung, hielt nach in der Finsternis versteckten Stolperdrähten Ausschau.
    Nein, so war es hoffnungslos. Wenn er einen Verfolgungswahn entwickelte, würde er hier nie herauskommen. Er musste forsch und mutig handeln, musste sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen und Gavin einen Strich durch seine Pläne machen, sie vereiteln. Er durfte nicht hier gefangen bleiben. Er musste gehen, jetzt! Er musste …
    Ruhig, ganz ruhig. Da spricht das Grün in dir. Du bist schwach, das Luxin hat mehr Macht über dich, wenn du erschöpft und krank bist.
    Der Gefangene ließ das Grün los, machte sich völlig leer.
    Ohne das Grün fühlte er sich wie ausgepresst, unerträglich müde. Nein, die Schwäche war einfach zu groß. Wenn er sich nicht wieder mit Grün füllte, würde er einschlafen, und wenn er schlief, würde er Gavin Zeit geben zurückzukommen …
    Aber wenn er sich mit Grün füllte, würde er etwas Dummes tun, geradeso wie sein Bruder es erwartete. Er würde gleich in die nächste Falle tappen, und dann wäre seine Situation womöglich schlimmer als je zuvor. Die Wände eines gelben Gefängnisses könnten sehr gut unzerstörbar sein. Im Grünen hatte er Glück gehabt. Gavin hatte einen Fehler gemacht, ihm blaues Brot geben zu lassen. Dazen konnte nicht mit weiteren Fehlern rechnen. Dieser eine Fehler musste alles wenden.
    Er stellte sich vor, wie Gavin zurückkam, ihm jenes schiefe Grinsen entgegengrinste, ihn verspottete …
    Moment. Gavin war hier heruntergekommen. Wenn er hier heruntergekommen war, hatte er diesen Raum durchqueren müssen.
    Selbst ohne Luxin fühlte Dazen, wie ihn neue Energie, neues Leben durchpulste. Gavin war hier heruntergekommen. Das bedeutete, dass es Tunnel für ihn gab. Er war nahe genug herangekommen, dass er zu ihm hatte sprechen können. Das bedeutete, dass er diesen Tunneln sehr, sehr nahe war.
    Wenn Dazen einen dieser Tunnel finden konnte, würde er einfach am gelben Gefängnis vorbeikommen, er würde aus allen Gefängnissen ausbrechen können. Er musste nicht aus einem nach dem anderen ausbrechen, er würde einfach weggehen können.
    Die Rettung war so nah. Sein Herz raste. Sein Herz glühte. Als würde immer noch das Fieber in ihm brennen.
    Aber nein, das hier war echte Freude. Es war so lange her, dass er sie das letzte Mal verspürt hatte, dass er das ausgelassene, übermütige Gefühl beinahe nicht wiedererkannte. Er lachte laut auf. Dann begann er, sich um die Kammer herumzubewegen, umrundete das große grüne Ei, das sein Gefängnis gewesen war, und beklopfte die Wände.
    Klopf, klopf, klopf. Klopf, klopf, klopf. Klopf, klopf, bong.
    Bong, bong, bong. Das hohle Geräusch klang für ihn wie ein Chor, der den Sonnentagsgruß sang.
    Nur um sicherzugehen, nur um Vorsicht walten zu lassen, untersuchte Dazen auch die übrige Kammer. Nichts. Dieser Abschnitt, fast vier Schritt lang, war der dünnste. Er hielt nach verborgenen Schwächen Ausschau, konnte aber keine entdecken. Nicht dass er welche erwartet hätte. Nach Fertigstellung des Gefängnisses hatte sein Bruder den Tunnel zweifellos vollständig versiegelt. Warum sollte er einen Schwachpunkt bestehen lassen, den sein Gefangener womöglich finden konnte?
    In die grüne Zelle zurückzukehren war, wie eigenes Erbrochenes zu essen. Aber er ging zurück. Er kletterte durch das von ihm gebrochene Loch, während es ihn vor Widerwillen schüttelte, und schnappte sich die ausgehöhlten Reste des blauen Brots.
    Er hatte die gesamte Rinde übrig gelassen und nun aufgebrochen, um ihm so viel Oberfläche wie möglich zu geben, von der er wandeln konnte.
    Er kletterte wieder aus der grünen Zelle heraus, blieb aber in deren Licht stehen. Er benötigte eine weitere Viertelstunde, um genügend Blau zu wandeln. Doch als es so weit war, war es eine große Erleichterung. Die Klarheit des Blaus war eine Wohltat. Er hatte sechzehn Jahre lang mit dem Blau gelebt, und er brauchte es. Während das Blau ihn langsam erfüllte, wurde ihm einmal mehr bewusst, wie angeschlagen seine Gesundheit war. Es war nur ein paar Monate her, seit sein Fieber abgeklungen war. Die böse Schnittwunde auf seiner Brust war weitgehend zu einer hässlichen Narbe verheilt. Sein Körper hatte den Kampf gegen die Infektion gewonnen, aber das hieß nicht, dass er seine vollen Kräfte wiedererlangt hätte.
    Er wusste nicht, wie viel Zeit er hatte. Er musste die Wand aufsprengen, Grün wandeln, um die notwendige Kraft zu

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