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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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rotstichigen Grün rubinroter Blätter. Strahlendes Smaragdgrün, das von innen her leuchtete, und die dumpfen, erdigen Grüntöne von Wurzeln, Fichtennadeln, Salbei und Seegras, von Oliven, Gischt und Minze. Die gesamte Insel war eine Mischung aus lebendiger Vegetation und grünem Luxin. Kip stand auf Wurzeln, in denen das Leben pulsierte. Er sah eine ganze Galeone, die wundersamerweise unversehrt geblieben war, zwischen den Zweigen von etwas, das wie ein umgestürzter Baum aussah, fast zwanzig Meter hoch in der Luft schweben. Doch noch während Kip verwundert hinaufstarrte, sah er neue Zweige wie Efeutriebe den Rumpf der Galeone emporklettern. Sie wickelten sich um das Mittschiff, wurden dicker und zersprengten die Decks, schleuderten Matrosen in alle Richtungen.
    Die gesamte Insel bestand aus lebender Vegetation, und sie war gerade dabei zu erwachen.
    Als Kip nach den Schwarzgardisten Ausschau hielt, sah er im Umkreis von fünfhundert Schritt schwarzgekleidete Gestalten auftauchen. Er sah nur acht, aber es waren noch mehr im Wasser, die schwammen und kämpften. Gavin stand hundert Schritt weit weg, winkte und deutete auf den Turm. Er schien es sehr eilig zu haben.
    Kip rannte in seine Richtung.
    Als Kip einen schnell dahinströmenden Wasserlauf erreichte, der zu breit war, um darüber hinwegzuspringen, schleuderte er sich grünes Luxin vor die Füße und wandelte einen Steg, über den er hinüberlaufen konnte, wie er das schon einmal bei Hauptmann Eisenfaust gesehen hatte. So leicht war ihm das Wandeln noch nie gefallen. Das grüne Licht schien sich geradezu in seine Augen zu pressen, er musste es kaum anzapfen, und es kam mühelos hervorgeströmt. Er fühlte die wilde Freude und Freiheit des Grüns, eine Freude ohne Angst, eine Freude ohne Anker …
    Kip hatte nicht das Gefühl, dass es seine eigene Freude war, die er da fühlte.
    Gavin wartete nicht auf Kip; er rannte auf den Turm zu. Dass er nicht wartete, empfand Kip zunächst als verletzend, dann machte es ihm Angst. Gavin würde warten, wenn er denn könnte. Wenn nicht irgendeine absolut verzweifelte Notwendigkeit bestand, wenn nicht wenige Sekunden alles entscheiden konnten, würde er erst seine Kräfte sammeln. Nicht nur auf Kip, sondern auf sie alle würde er warten. Sowohl aus menschlichen als auch aus taktischen Gründen würde Gavin bei dieser Aktion seinen ganzen Trupp beisammenhaben wollen. Dass er glaubte, nicht einmal dafür Zeit zu haben, bedeutete …
    Ein Geräusch wie von tausend Seufzern lief über den Gottesbann hinweg – Luft wurde freigesetzt, das hohle Echo von platzenden Blasen ertönte. Im Rennen stolperte Kip über einen aufsteigenden Kokon, der vor ihm aufklaffte, als seine Membran zerriss und sich eine jadegrüne Hand in die Luft tastete. Hauptmann Eisenfaust hatte recht gehabt. Zu Hunderten oder gar Tausenden hatten sich hier Grünwichte versammelt, um vom Gottesbann perfektioniert zu werden. Und nun erhoben sie sich. Kip sprang über den Farbwicht hinweg, der sich aus seinem klebrigen Kokon befreite, und rannte schneller, als er je in seinem Leben gerannt war.
    »Ladet die Kanonen«, sagte Hauptmann Eisenfaust. Er blickte durch die auf ein Gestell montierte lange Teleskoplinse, die die Kanoniere der Geschützstellung dazu benutzt hatten, ihre Ziele anzuvisieren, über die Bucht hinweg auf die neue Insel. Seine Gesichtszüge so hart und versteinert, wie sie Teia noch nie gesehen hatte. »Hezik! Ihr habt Erfahrung mit so etwas?«
    Ein Schwarzgardist mit Schultern wie ein Büffel trat nach vorn. Er hatte nur ein Ohr, und eine dicke Narbe auf seiner linken Gesichtshälfte zeugte von einem Schwerthieb. »Jawoll, Herr, meine Mutter kommandierte einen Piratenjäger im Sund.«
    »Was schlagt Ihr vor? Unsere Zeit ist knapp.«
    »Ladet nicht alle Geschütze. Nur diese zwei hier können dieses verdammte Ding überhaupt erreichen und nur die da mit einer gewissen Genauigkeit.« Er deutete auf die große bronzene Feldschlange. »Das sind sechstausend Schritt, aber aus dieser Höhe und mit diesem Pulver, eher hübsch grobe Körnung als feine … Wickelt die erste Kugel in Sackleinen, damit ich besser die Reichweite bestimmen kann und …«
    »Ihr habt das Kommando, Hezik. Zerstört den großen Turm.«
    Hezik schwieg für einen Moment und dachte nach. Dann begann er, auf verschiedene Männer zu deuten. »Bestandsaufnahme. Ich will wissen, wie viel Schießpulver dieser Körnung wir haben und welche Kugeln. Haben wir auch Granaten? Du dort, du

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