Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
befanden sich hier auf einer Art Zwitter zwischen Turm und Baum. Zwölf kleinere Türme umgaben sie ringförmig wie eine mit Zinnen versehene Mauer. Aus jeder dieser Zinnen löste sich ein Riese heraus. Vier waren bereits ganz herausgetreten und kämpften gegen Gavin, Karris und Baya Niel, den letzten Schwarzgardisten.
    Die anderen erwachten gerade. Kip spürte ein Zittern in der Zinne neben sich. Die Riesen in den Zinnen waren noch immer Menschen, doch solche, die derart tief ins Grün eingedrungen waren, dass sie sich umformten, und das sengende grüne Licht aus Ru schien ihnen zu helfen. Kip konnte praktisch zusehen, wie mit winzigen Schuppen bedeckte grüne Haut schimmernd die nackten Muskeln der Arme des Riesen in der Zinne überzog. Seine Brust verbreiterte sich, und seine Beine wurden länger.
    Von Ekel geschüttelt, stieß Kip seinen Dolch in die Kreatur. Er schnitt durch den Kokon, als sei er nasses Papier. Der Riese riss seine giftgrünen Augen auf, sein Mund öffnete sich, dann sackte er zusammen, und sein Licht erlosch.
    Mittlerweile hatten sich sechs der Riesen befreit und kämpften gegen Gavin und Karris. Kip sah einen von ihnen sterben, nachdem Gavin ihm den Kopf in Flammen gehüllt und Baya Niel ihn dann abgeschlagen hatte. Doch noch lösten sich weitere aus ihren Kokons. Es hatte den Anschein, dass jene, die voll vom grünen Licht aus Ru bestrahlt wurden, bereits erwacht waren, während jene, die im Schatten ihrer Zinnen standen, langsamer ins Leben traten.
    Einen kurzen Moment lang überlegte Kip, ob er sich an dem Kampf in der Mitte beteiligen sollte. Gavin und Karris taten ihr Bestes, um zur Mitte des Turms vorzudringen, auf die sich das grüne Licht zentrierte und von wo es so hell reflektiert wurde, dass Kip die Augen schmerzten. Gavin und Karris hatten alle Hände voll zu tun, doch Kip würde ihnen kaum eine Hilfe sein – aber er konnte dafür sorgen, dass sie nicht mit noch schlimmeren Schwierigkeiten konfrontiert wurden.
    Und so rannte Kip stattdessen um den Turmrand herum, umrundete die großen Kokons. Er rammte einem zweiten der Riesen seinen Dolch in die Brust. Wie zuvor öffneten sich seine Augen, traten weit hervor, um dann zu erlöschen. Kip rannte weiter. Er erdolchte einen dritten. Dieser schlug mit seiner Faust durch den Kokon und tastete nach Kip, doch Kip zog seinen Dolch hervor und duckte sich weg. Der Riese taumelte, zerriss dabei den Kokon und stürzte in einer Pfütze von grünem Glibber zu Boden.
    Die folgenden drei Kokons waren bereits leer, und als Kip zum nächsten weiterrannte, hob er seinen Blick zur Festung auf dem Kopf von Ru, wo er einen Lichtblitz und plötzlich aufsteigenden Rauch sah.
    Kip hatte keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Als er auf die erwachenden Riesen zurannte, stürzte sich ihm ein weiterer von der Seite entgegen, um ihn abzufangen. Er war fast doppelt mannshoch und hatte sich ein Schwert in seinen rechten Arm gewandelt. Mit grünem Luxin sollten sich eigentlich keine scharfen Klingen anfertigen lassen, aber entweder galten für diese Riesen andere Regeln, oder es war diesem völlig gleichgültig. Denn es bedurfte keiner scharfen Klinge, um unter dem Hieb des Riesen zu sterben.
    Kip tastete nach den Brillen an seiner Hüfte. Er wollte die rote aufsetzen, um den großen Wicht in Flammen zu hüllen – aber er hatte die falsche Brille erwischt. Orange spritzte dem Riesen harmlos über die Brust, er holte brüllend mit seinem gigantischen Schwertarm aus und griff an.
    Kip schleuderte Orange auf den Boden und sprang zur Seite. Er hätte schwören können, dass in diesem Augenblick etwas an seinem Ohr vorbeipfiff. Der Riese stapfte auf ihn zu, und sein Fuß klatschte in das glitschige orangefarbene Luxin, als er versuchte, seine Laufrichtung zu ändern. Er ruderte wild mit seinem freien Arm, rutschte aus und fiel von der Turmkante herunter.
    Mit grimmiger Genugtuung sah ihn Kip in die Tiefe wirbeln. Dicke Kinder wissen, wie schwer es ist anzuhalten, wenn man erst mal in Schwung ist.
    Die nächste Zinne war leer.
    Ohne Vorwarnung explodierte die leere Zinne, als die Kanonenkugel sie traf, und Splitter und Stückchen von grünem Luxin trafen Kip im Gesicht und am linken Arm wie ein Schwarm Hornissen.
    Reglos, perplex, blutend und wie betäubt, hörte Kip das verspätete ferne Grollen der Kanone. Diese Schweine dort oben versuchten doch tatsächlich, sie umzubringen. Hätte Kip zwei Schritte näher an der Einschlagstelle gestanden, wäre er

Weitere Kostenlose Bücher