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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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vor ihm ein Kartendeck. Kip sah seine Karten durch. Die zwölf Stunden hatten ihm überhaupt nichts genutzt.
    »Was ist der Einsatz?«, fragte Kip.
    »Er ist höher, wie gesagt.« Mehr sagte Andross Guile nicht. Er spielte seine erste Karte aus und legte damit die Bedingungen fest, unter denen das Spiel ablief.
    Kip spielte. Er spielte eine seiner guten Karten zu früh – was er erst am Ende des Spiels bemerkte – und wurde regelrecht niedergemetzelt. Er hätte auch so verloren, aber es war das erste Mal, dass er einen kleinen Blick über den Tellerrand seiner eigenen Hilflosigkeit werfen konnte.
    »Also, was werdet Ihr mir diesmal antun?«, fragte Kip.
    »Erbärmlich. Kein Tropfen Guile-Blut in deinen Adern, du jämmerlicher Quengler. Du musst nicht verlieren. Du verlierst, weil du verlieren willst.«
    »Richtig, ich will verlieren. Weil es so viel Spaß macht.«
    »Sarkasmus ist die Zuflucht der Dummen. Hör auf damit. Dein Einsatz diesmal war das Privileg, morgen zu essen zu bekommen. Morgen fastest du. Vielleicht wirst du dich dann besser konzentrieren können. Und jetzt spielen wir noch einmal.«
    »Was ist der Einsatz?«, fragte Kip halsstarrig. Es verriet ihm jedoch, welch geringe Meinung Andross Guile von ihm hatte, wenn er glaubte, nichts zu essen sei für Kip ein größerer Verlust, als wenn eine junge Frau nach Hause geschickt wurde und alles verlor, wofür sie gearbeitet hatte.
    »Höher.« Andross Guile begann seine Karten zu mischen.
    »Nein«, sagte Kip. »Ich traue Euch nicht. Ich glaube, Ihr erfindet den Einsatz einfach nach Ende des Spiels. Ich spiele erst, wenn Ihr mir den Einsatz verratet.«
    Ein dünnes Lächeln zog Andross Guiles Mundwinkel nach oben. »Das Praktikum«, erwiderte er. »Wenn du diesmal verlierst, gehst du deines Platzes im Praktikum verlustig.«
    »Das tue ich jedes Mal, wenn Ihr mich dazu zwingt, hier heraufzukommen«, entgegnete Kip.
    »Dauerhaft«, präzisierte Andross Guile.
    Der Verlust des Rechts, am Praktikum teilzunehmen, bedeutete für Kip den Verlust der einzigen Möglichkeit, auf irgendeine geordnete Weise im Wandeln unterrichtet zu werden. »Könnt Ihr das überhaupt bewerkstelligen?«
    »Es gibt nur sehr wenig, was ich nicht bewerkstelligen kann.«
    Wenn Kip nicht lernen konnte, richtig zu wandeln, war ihm seine Zukunft verbaut. »Das ist unfair«, sagte er. Er wusste, dass er verlieren würde.
    »Ich interessiere mich herzlich wenig für Fairness. Guiles interessieren sich für den Sieg, nicht für Sportlichkeit.«
    »Und wenn ich mich weigere zu spielen?«
    »Werde ich dich von der Schule verweisen lassen.«
    Du Arschloch. »Was bekomme ich, wenn ich gewinne?«, fragte Kip.
    »Ich werde diesen Schläger Elio nach Hause schicken.«
    »Es ist mir egal, ob er nach Hause geschickt wird.«
    »Vielleicht sollte dir das nicht egal sein«, sagte Andross Guile.
    Was war das? Eine Warnung?
    »Ich hasse Euch«, sagte Kip.
    »Bricht mir das Herz«, erwiderte Andross Guile. »Zieh.«
    Kip zog seine Karten. Er erkannte, dass sein Eröffnungsblatt spektakulär war. Er hatte dieses Blatt in einem der Bücher gesehen.
    Aber nach drei Runden gab er das Spiel aus der Hand. Geriet in Verwirrung, verpasste es, rechtzeitig zu legen, bevor seine Sanduhr ablief. Selbst mit einem großartigen Blatt konnte er nicht richtig umgehen. Andross Guile hatte offensichtlich ein miserables Blatt gezogen – aber er überstand die Verluste, die ihm Kip in den frühen Runden beibringen konnte, und dann zog er ihn ab.
    Als er verlor, drehte Kip seine letzte Spielmarke um und fragte: »Also, was soll ich tun, während alle anderen zum Praktikum gehen?«
    »Was interessiert mich das?«, entgegnete Andross Guile. »Du kannst nach neuen Wegen suchen, dich als Versager und Enttäuschung zu präsentieren. Wenn mein Sohn zurückkommt, wird er so weit sein, dass er mit dem da nichts mehr zu schaffen haben will.« Er deutete auf Kip, als wäre er eine Küchenschabe, die weggefegt werden musste.
    »Ihr seid alt«, stellte Kip fest. »Wie lange noch, bis Ihr sterbt?«
    Der Rote zeigte ein düsteres Grinsen. »Es steckt also ein kleiner Bastard in dem kleinen Bastard. Gut. Und jetzt verschwinde.«

32
    Adrasteia war eine Sklavin, kein Opfer. Noch vor Sonnenaufgang hatte sie den Lilienstiel, die Brücke zwischen der Chromeria und Großjasper, überquert. Heute war Gönnertag. Das bedeutete, dass unterrichtsfrei war, auch wenn die Schwarze Garde trotzdem trainieren würde. Die Schwarze Garde war zu wichtig, um

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