Die Blitzhochzeit
plausiblen Grund für unsere Verspätung zusammengereimt und überlegt sich gerade eine Ausrede, weshalb er nach Nevada gekommen ist." Als er das Paket öffnete, fiel sein Handtuch zu Boden. „Du solltest dich jetzt auch anziehen."
Nikki stockte der Atem. Sie schnappte sich ihre Reisetasche, floh ins Badezimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Erst nach vollen fünf Minuten ha tte sie sich so weit beruhigt, dass sie sich anziehen konnte. Weitere fünf Minuten brauchte sie, um die Spuren der schlaflosen Nacht mit Make-up zu überdecken. Als sie endlich das Bad verließ, trug sie einen schlichten goldgelben Rock mit dazu passender Bluse. Das Haar hatte sie im Nacken mit einer Spange zusammengefasst.
Jonah warf ihr einen kurzen Blick zu, dann schüttelte er missbilligend den Kopf. „Kommt nicht in Frage."
„Was meinst du?"
„Du siehst wie meine Sekretärin aus und nicht wie meine Frau." Ohne ihre Antwort abzuwarten, öffnete er die obersten Knöpfe ihrer Bluse und entfernte den Clip, der ihre Locken zusammenhielt. „Außerhalb des Büros wirst du dein Haar künftig offen tragen."
„Warum?"
„Wir müssen den Schein wahren. Schließlich sollen doch alle glauben, dass wir ein glücklich verheiratetes Paar sind, das die Hände kaum voneinander lassen kann. Wenn wir den Speisesaal betreten, soll Eric sofort den Eindruck haben, dass wir uns noch wenige Minuten vorher leidenschaftlich geliebt und danach die erstbesten Sachen übergestreift haben, um ihm Gesellschaft zu leisten." Er musterte sie kritisch. „Keinen Schmuck, nur deinen Trauring. Außerdem wirst du die gleiche n Schuhe wie gestern Abend tragen."
„Aber die Pumps sind elfenbeinfarben. Sie passen nicht ..."
„Sehr richtig. Vergiss nicht, wir haben uns in aller Eile angezogen. Und nun komm."
Gehorsam wechselte Nikki die Schuhe, nahm ihre Handtasche und folgte Jonah auf den Flur hinaus. Schweigend fuhren sie mit dem Lift ins Erdgeschoß. Kurz bevor die Türen aufglitten, umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie heftig.
„Ich mag das nicht", protestierte sie, als er sie wieder freigab.
„Wenn du es nicht magst, dann solltest du aufhören, dich an mein Hemd zu klammern.
Überlass mir das Reden, wenn wir mit Eric zusammen sind. Verstanden?"
„Nein."
'
„Tu's einfach. Bist du bereit?"
Sie nickte nervös. Er ging auf das Restaurant zu, doch Nikki hielt ihn zurück. „Jonah, warte." Nervös befeuchtete sie ihre Lippen. „Bitte, tu ihm nicht weh."
Sein Blick wurde kalt und abweisend. „Dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät, oder? Aber falls es dich tröstet, verspreche ich dir, dass ich dir nie wieder Gelegenheit geben werde, ihn noch mehr Zu verletzen."
5. KAPITEL
„Wieso fliegen wir nach Chicago?" fragte Nikki, als sie die Flughafenhalle betraten. „Ich muss zurück nach New York."
„Das wirst du auch." Jonah reihte sich in die kurze Schlange ein, die sich vor dem Erste-Klasse-Sehalter gebildet hatte. „Wir legen nur einen kurzen Zwischenstop ein, um meine Eltern zu besuchen."
Das verhieß nichts Gutes. „Muss das sein?"
„Ja. Keine Sorge", fügte er beruhigend hinzu. „Ich werde wieder das Reden übernehmen."
Und sie sollte wieder vorwurfsvolle Blicke und eisiges Schweigen ertragen wie beim Gespräch mit Eric? Nein, danke! „Das hatte ich befürchtet. Als du das letzte Mal das Reden übernommen hast, stand ich am Ende da wie ..."
„Wie eine herzlose Schlange? Eine Verräterin?"
Sie sah ihn wütend an. „Du drehst mir jedes Wort im Mund
um."
„Das brauche ich gar nicht. Du hast dieses Lügennetz ganz allein um dich gesponnen. Ich versuche nur, dich daraus zu befreien. Wenn du dabei schlecht abschneidest, ist das nicht meine Schuld."
„Ach nein?" Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Vergiss bitte nicht, dass ich gestern Abend nicht die einzige war, die gelogen hat, Joe. Außerdem wäre ich jetzt gar nicht in Schwierigkeiten, wenn du dich nicht eingemischt hättest. Ich hatte alles genau geplant."
„Du bezeichnest den Besuch des Montague-Balls als Plan?" fragte er ironisch.
„Ja." Nikki zählte die einzelnen Punkte an den Finge rn ab. „Zum Ball gehen und einen Ehemann finden. Ihn mit großem Aufsehen in der Firma präsentieren. Das persönliche Problem lösen. Und, Eric loswerden. Auf nette Weise!" Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Kennst du überhaupt die Bedeutung des Wortes nett? Der Ehemann, den ich mir ausgesucht hätte, hätte gewusst, was ich meine."
„Verstehe.
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