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Die Blockadebrecher

Die Blockadebrecher

Titel: Die Blockadebrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wahrhaftig!« rief Crockston, »das hätte ich mir schwerer gedacht.«
    »O, die Gefahr ist noch nicht vorüber, Meister Crockston,«« entgegnete James Playfair, »wir sind zwar glücklich hineingekommen, aber die Hauptschwierigkeit liegt im Auslaufen.«
    »Bah!« erwiderte der Amerikaner, »darüber mache ich mir keine Sorge; mit einem Schiff wie die 
Delphin
und einem Kapitän wie Sie, Herr James Playfair, läuft man ein und aus, ganz nach Belieben.«
    James Playfair untersuchte, mit dem Fernglase in der Hand, aufmerksam die zu verfolgende Straße. Er hatte ausgezeichnete Küstenkarten vor sich, die ihm gestatteten, ohne Hinderniß und Zögern vorwärts zu gehen.
    Als die
Delphin
glücklich in das enge Seegatt, das sich längs der Insel Sullivan hinzieht, eingelaufen war, steuerte James eine Strecke, indem er die Mitte des Forts Moultrie West-halb-Nord peilte, bis sich im Nord-Nord-Osten das an seiner düsteren Farbe erkennbare Schloß Pickney auf einem isolirt liegenden Inselchen, »Shute's Folly«, zeigte. Auf der andern Seite dampfte er an dem Hause des Forts Johnson vorüber, das um zwei Grad nördlich von dem Fort Sumter offen daliegt.
    In diesem Augenblick wurde die
Delphin
von einigen Kugeln begrüßt, die von den Batterien der Insel Morris abgefeuert wurden, ohne ihn jedoch zu erreichen. Er setzte seine Fahrt fort, ohne auch nur um ein Haar breit abzuweichen, ging vor Moultrieville vorbei, das am äußersten Ende der Insel Sullivan liegt, und lief in die Bucht ein. Bald ließ er auch das Fort Sumter zur Linken und wurde durch dasselbe vor den nordstaatlichen Batterien maskirt.
    Dies in dem Kriege der Vereinigten Staaten berühmte Fort liegt über drei Meilen von Charleston und ungefähr eine Meile von jeder Seite der Bucht entfernt, es ist ein abgestutztes Fünfeck, auf einer künstlichen Insel, von Granit aus Massachusetts erbaut, dessen Aufführung zehn Jahre gedauert und mehr denn 900 000 Dollars gekostet hat.
    Aus diesem Fort wurden am 13. April 1861 Anderson und die nordstaatlichen Truppen verjagt, und gegen dasselbe der erste Schuß der Separatisten abgefeuert. Die Massen von Eisen und Blei, mit denen es sodann von den Kanonen der Nordstaatlichen beworfen wurde, entziehen sich jeder Schätzung. Das Fort leistete jedoch beinahe drei Jahre lang Widerstand und fiel erst einige Monate nach der beschriebenen Durchfahrt der
Delphin
unter den dreihundertpfündigen Kugeln der gezogenen Parrot-Kanonen, die General Gillmore auf der Insel Morris aufpflanzen ließ; damals aber stand es noch in seiner vollen Kraft, und die Fahne der Conföderirten schwebte über dem ungeheuern Pentagon von Granit.
    Als das Fort passirt war, kam die Stadt Charleston, zwischen den beiden Flüssen Ashley und Cooper hingelagert, in Sicht; sie bildete eine scharf hervortretende Spitze.
    James Playfair steuerte mitten durch die Bojen, die das Seegatt bezeichnen, und ließ den Leuchtthurm von Charleston südsüdwestlich liegen; jetzt flatterte an der Gaffel seines Schiffes lustig die Flagge Englands.
    Nachdem die
Delphin
die Boje der Quarantaine auf Steuerbordsseite gelassen hatte, rückte er frei in der Bucht vor. Miß Halliburtt stand auf dem Deck und schaute gedankenvoll auf die Stadt, in der ihr Vater gefangen gehalten wurde; ihre Augen schwammen in Thränen.
    Endlich wurde auf den Befehl des Kapitäns der Gang des Schiffes gemäßigt; die
Delphin
dampfte an den Batterien des Südens und Ostens vorüber, und bald warf sie ihren Anker am Kai in dem »North-Commercial Wharf«.

Siebentes Capitel.
Ein General der Südstaaten.
    Als die
Delphin
an den Kais von Charleston ankam, war sie von einer großen Volksmenge mit stürmischem Hurrah begrüßt worden. Die Einwohner dieser von der Seeseite so strenge blokirten Stadt waren seit lange nicht mehr den Besuch europäischer Schiffe gewohnt und fragten sich erstaunt, was dieser große Steamer, der so stolz die Flagge Englands wehen ließ, in ihren Gewässern wolle. Als man aber den Zweck seiner Reise erfuhr, und weshalb er das Fahrwasser von Sullivan durchbrochen hatte, als sich das Gerücht verbreitete, daß ihre Seitentheile eine ganze Ladung Kriegscontrebande enthielten, nahm das Beifallsrufen und Freudengeschrei kein Ende.
    James Playfair setzte sich, ohne einen Augenblick Zeit zu verlieren, mit dem General Beauregard, dem Commandanten der Stadt, in Verbindung. Dieser empfing den jungen Kapitän der
Delphin
mit großer Zuvorkommenheit, denn er sah dem Ersatz an Uniformen und

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