Die Blockadebrecher
Kriegsmunition für seine Armee mit Freuden entgegen. Es wurde zwischen den beiden Herren abgemacht, daß die Ausladung des Schiffes unverzüglich vor sich gehen sollte, und zahlreiche Arme kamen hierbei den englischen Matrosen zu Hilfe.
Bevor James Playfair noch sein Schiff verließ, hatte er von Miß Halliburtt die dringendsten Weisungen in Betreff ihres Vaters erhalten; der junge Kapitän stellte sich ihr vollständig zu Gebote.
»Sie können auf mich rechnen, Miß Jenny, hatte er zu dem jungen Mädchen gesagt, ich werde thun, was in meinen Kräften steht, um Ihren Vater zu retten; und ich hoffe, daß diese Angelegenheit keine übersteiglichen Schwierigkeiten bieten wird; ich werde noch heute mit dem General Beauregard zusammenkommen und von ihm zu erfahren suchen, in welcher Lage er sich befindet; ob er auf Ehrenwort frei umhergeht oder wie ein Gefangener gehalten wird; ein directes Verlangen aber gedenke ich in dieser Beziehung heute noch nicht an den Commandanten zu stellen.«
»Mein armer, lieber Vater, klagte Jenny; er hat keine Ahnung davon, wie nahe ich ihm bin. Ach, warum kann ich nicht in seine Arme eilen?«
»Noch ein wenig Geduld, Miß Jenny; bald werden Sie Ihren Vater umarmen. Verlassen Sie sich darauf, daß ich mit der größten Aufopferung, dabei aber auch als verständiger Mann mit Überlegung handeln werde.«
Nachdem James Playfair die kaufmännischen Interessen seines Hauses wahrgenommen hatte, die Ladung der
Delphin
dem General überliefert und ein ungeheurer Vorrath von Baumwolle zu äußerst niedrigem Preise eingekauft war, brachte er das Gespräch auf die Ereignisse des Tages.
»Sie glauben also auf den Triumph der Sklavenhalter?« fragte er den General Beauregard.
»Ich zweifle nicht einen Augenblick an unserm ganz definitiven Siege, und was speciell Charleston anbetrifft, so wird die Armee Lee's wohl binnen Kurzem die Einschließung aufheben. Was läßt sich übrigens von den Abolitionisten erwarten? Wenn wirklich, was jedoch nie der Fall sein wird, die Handelsstädte Virginiens, der beiden Carolinas, Georgiens, Alabamas und Mississippi in ihre Gewalt fielen, was dann? sie würden Herren des Landes sein, ohne es doch besetzen zu können, und so würde ihr Sieg, wenn es nämlich zu einem solchen käme, sie nur in Verlegenheit bringen.«
»Und sind Sie Ihrer Soldaten ganz sicher?« fragte der Kapitän; »fürchten Sie nicht, daß Charleston einer Belagerung müde werden könnte, die die Stadt ruinirt?«
»Nein! wir haben keinen Verrath zu fürchten, übrigens würden die Verräther erbarmungslos geopfert werden, und ich selbst würde mit Feuer und Schwert die Stadt zerstören, wenn ich in ihr die geringste unionistische Bewegung entdeckte. Jefferson Davis hat mir Charleston anvertraut, und Sie können sich versichert halten, daß die Stadt in treuen Händen ist.«
»Haben Sie Gefangene von den Nordstaatlichen?« fragte James Playfair, der hiermit an dem interessanten Gegenstand der Unterhaltung anlangte.
»Ja, Kapitän,« lautete die Antwort des Generals; »in Charleston wurde der erste Schuß in diesem Kriege abgefeuert; die Abolitionisten, welche sich gerade hier befanden, versuchten Widerstand zu leisten, unterlagen aber und werden jetzt als Kriegsgefangene hier zurückgehalten.«
»Sind ihrer viele?«
»Etwa hundert.«
»Gehen sie frei in der Stadt umher?«
»Ich gestattete das bis zu dem Tage, wo eine Verschwörung unter ihnen entdeckt wurde; es war ihrem Rädelsführer gelungen, sich mit den Belagerern in Verbindung zu setzen; ich habe natürlich sofort die gefährlichen Gäste einkerkern lassen, und mehrere Gefangene werden ihre Zelle nur verlassen, um sich auf den Glacis vor zehn Kugeln der Conföderirten zu stellen.«
»Wie, sie sollen erschossen werden?« rief der junge Kapitän unwillkürlich von einer Bewegung ergriffen, die er mit Mühe zurückhielt.
»Ja, und vor Allem ihr Rädelsführer; es ist ein sehr entschlossener, in einer belagerten Stadt geradezu gefährlicher Mensch. Ich habe seine Correspondenzen der Präsidentschaft in Richmond übersandt, und in einem Zeitraum von acht Tagen wird zweifelsohne sein Schicksal besiegelt sein.«
»Wer ist der Mann, von dem Sie soeben sprechen?« fragte James Playfair, scheinbar mit vollkommener Gleichgiltigkeit.
»Ein Journalist aus Boston, ein enragirter Abolitionist und gewissermaßen die rechte Hand Lincoln's.«
»Wie heißt er?
»Jonathan Halliburtt.«
»Der arme Teufel!« meinte James, der sich Gewalt anthun
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