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Die Blockadebrecher

Die Blockadebrecher

Titel: Die Blockadebrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gerathen, während das bei mir nicht der Fall sein wird. Sie werden später genug zu thun haben, um uns unter den Kanonenschüssen der Conföderirten aus der Rhede zu steuern; dergleichen Aufgaben würden mir wohl schwerlich gelingen.«
    »Gut, Crockston, nur weiter!«
    »Also ich bin in der Citadelle und sehe mich genau um. Das Weitere muß dann vom Zufall abhängen; davon seien Sie aber überzeugt: ich werde meine Sache nicht schlecht machen. Sorgen Sie unterdessen nur dafür, daß die Geschäfte in Ordnung kommen und die Ladung der
Delphin
beendigt wird.«
    »Was frage ich jetzt nach Geschäften?« rief James Playfair, »dergleichen ist gegenwärtig Nebensache!«
    »Wie so? durchaus nicht! was würde dazu Onkel Vincent sagen? Unsere Gefühle und Handelsoperationen können ja Hand in Hand gehen; auch müssen Sie die Geschäfte gehörig wahrnehmen, damit kein Argwohn aufkommt. Wie ist's? können Sie in Zeit von sechs Tagen fertig sein?«
    »Ich will es so einrichten.«
    »Halten Sie die
Delphin
zum 22. Januar beladen und zur Abfahrt bereit. Sodann schicken Sie am Abend desselben Tages ein Boot mit Ihren besten Leuten nach White-Point, an das Ende der Stadt, mit der Weisung, dort bis neun Uhr zu warten, und Sie werden Mr. Halliburtt und seinen Diener daselbst erscheinen sehen.«
    »Aber wie wird es Dir möglich sein, Mr. Halliburtt zu befreien und dabei auch selbst zu entkommen?«
    »Das überlassen Sie mir, Herr Kapitän.«
    »Du willst Dein Leben auf's Spiel setzen, um meinen Vater zu retten, lieber Crockston!« rief Jenny.
    »Beunruhigen Sie sich nicht um mich, Miß Jenny, wenn ich bitten darf, ich setze durchaus gar Nichts auf's Spiel.«
    »Wann soll ich Dich einschließen lassen?« fragte James Playfair.
    »Wenn irgend möglich, noch heute; Sie verstehen, Herr Kapitän, ich demoralisire Ihre Leute, es ist keine Zeit zu verlieren.«
    »Soll ich Dich mit Geld versorgen? es könnte Dir in der Citadelle vielleicht nützen.«
    »Geld, um den Kerkermeister zu bestechen, meinen Sie? Nein, das ist zu theuer, und, nehmen Sie's nicht übel, Herr Kapitän, auch zu einfältig. Wenn man dergleichen anfängt, behält der Kerkermeister das Geld und den Gefangenen obendrein; und der Mann hat Recht! Nein, mein Mittel ist sicherer. Aber ein paar Dollars nehme ich an, man muß zu Zeiten auch ein Gläschen trinken können.«
    »Respective den Kerkermeister berauscht machen.«
    »Nein, Herr Kapitän, auch das nicht. Ein berauschter Kerkermeister würde mir Alles verderben. Lassen Sie mich nur machen, ich habe schon meine Idee.«
    »Hier, mein lieber Crockston, nimm diese zehn Dollars.«
    »Zehn Dollars sind zu viel, Herr Kapitän, ich werde Ihnen das Übrige seiner Zeit wieder herausgeben.«
    »Bist Du nun bereit?«
    »Ja, Herr Kapitän, bereit, um ein Erzstrolch zu werden.«
    »Dann vorwärts!«
    »Crockston,« sagte das junge Mädchen mit bewegter Stimme, »Crockston, Du bist doch der beste Mensch auf der ganzen Welt.«
    »Das glaube ich schon,« antwortete der Amerikaner, indem er hell auflachte; »aber Ihnen, Herr Kapitän, möchte ich noch etwas Wichtiges anempfehlen.«
    »Nun?«
    »Im Fall der General Ihnen vorschlagen sollte, Ihren Strolch hier in Charleston hängen zu lassen – Sie wissen, alte Soldaten pflegen in solchen Dingen nicht viel Federlesens zu machen – so antworten Sie ihm, daß Sie sich's noch überlegen wollten.«
    »Das verspreche ich Dir.«
    Noch am nämlichen Tage wurde Crockston zum großen Erstaunen der Mannschaft, die nicht mit in's Geheimniß gezogen war, an Händen und Füßen gebunden und von etwa zehn Seeleuten an's Land gebracht. Eine halbe Stunde später kam er in der Citadelle von Charleston an und wurde, trotz heftigen Widerstandes von seiner Seite, in die Gefangenen-Liste eingetragen.«
    Während dieses und dem darauffolgenden Tage betrieb Kapitän Playfair mit großer Eile die Ausladung der
Delphin,
und die Bevölkerung der Stadt wohnte der interessanten Operation in großen Mengen bei und legte hier und da mit Hand an, indem sie den Matrosen half und ihnen Artigkeiten erwies. James Playfair ließ jedoch seinen Leuten nicht viel Zeit, das freundliche Entgegenkommen der Amerikaner zu erwidern; er trieb sie mit förmlich fieberhafter Hast an, die Arbeit zu beschleunigen, wozu die Seeleute allerdings den Grund nicht ahnten.
    Drei Tage später, am 18. Januar, wurden die ersten Baumwollenballen im Schiffsrumpfe aufgestapelt. Obgleich dies für James Playfair gegenwärtig keine Frage von großer

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