Die Blüte des Eukalyptus
Bran Penrose: Niemand wird dich jemals wieder verletzen.«
Auf dem Heimweg sprach Keziah kein Wort. Jake ebenfalls nicht. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr etwas verschwieg. Männer sind so unaufrichtig, sogar die besten unter ihnen .
Die Nacht war schwarz und schwül. Jake war unterwegs nach Bolthole Valley, um sich im Shanty with No Name volllaufen zu lassen. Er hatte geschworen, sich nicht in die Ehe von Keziah und Daniel einzumischen, solange er gut zu ihr war. Doch die letzten Gerüchte, die er gehört hatte, waren viel zu beunruhigend, als dass er sie ignorieren konnte. Er war mit einem festen Ziel gekommen, hatte aber nicht in Erfahrung bringen können, ob Keziah von dem Doppelleben ihres Mannes wusste oder nicht.
Er stürzte noch einen Drink hinunter und sah in den zerbrochenen Spiegel hinter der Bar. Will ich Kez wirklich nur beschützen? Oder bin ich eifersüchtig?
Als er Daniels Namen hörte, horchte er auf. Es war eine Unterhaltung zwischen zwei kräftigen Schafscherern, die sich in Scottys Hütte regelmäßig mit schwarzgebranntem Grog betranken. Der erste Mann bezeichnete Daniel als »diesen komischen Künstler« und erzählte, dass er ihn immer für ein bisschen etepetete gehalten hätte, bis er mitbekommen hatte, dass er sich mit einer neuen Hure traf, die sich seit einiger Zeit in Scottys Hütte herumtrieb. Der zweite Mann schüttelte verächtlich den Kopf.
»Diese Schlampe? Die geht doch mit jedem mit, der zwei Münzen aneinanderreibt.«
»Wenn das sein Geschmack ist.« Sie lachten einvernehmlich, bevor ihre Stimmen verebbten, als sie zurück an die Bar gingen.
Jake wollte das, was er gerade gehört hatte, um Keziahs willen nicht glauben, allerdings bestätigte es die hässlichen Gerüchte, die ihm zu Ohren gekommen waren. Der nächste Drink für unterwegs verstärkte seine Wut nur, also bestellte er einen weiteren und ritt dann über einen Feldweg nach Mutmutbilly.
Als er sich der mondbeschienenen Lehmhütte näherte, hörte er, wie die wilde irische Geigenmusik gelegentlich von lautem Geschrei übertönt wurde. Plötzlich flog die Tür auf. Jake sah die verlängerten Schatten der Tänzer, die sich über den nackten Erdboden bewegten. Der schrille Schrei einer Frau zerriss die Musik. Auf den ersten Blick erkannte er die große Gestalt im Türrahmen.
Daniel. Er empfand einen Anflug von Wut, weil Daniel seine gerade erst gewonnene Freiheit aufs Spiel setzte, indem er illegalen Schnaps trank.
Daniel hatte die Hand um die Brust eines schlanken Mädchens in einem langen, grünen Rock gelegt. Sie war alles andere als hübsch, aber sie hatte einen sinnlichen Mund. An ihrem zerzausten, kurz geschorenen Haar erkannte Jake, dass sie noch vor Kurzem Insassin der Parramata Female Factory gewesen sein musste.
Sobald Daniel Jake erkannte, küsste er die Kleine herausfordernd auf den Mund. Dann gab er ihr einen Klaps aufs Hinterteil, als hätte er sie satt, und schickte sie zurück ins Innere der Hütte.
Er blickte in Jakes wütendes Gesicht und schenkte ihm ein selbstgefälliges Lächeln.
»So, jetzt weißt du Bescheid!«, sagte er und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche.
»Was, zum Teufel, soll das?«, sagte Jake. »Du hast eine gute Frau zuhause. Und eine Abmachung mit Kez oder hast du das bereits vergessen?«
»Sie ist meine Frau. Und das geht dich nichts an. Was Keziah nicht weiß, macht sie nicht heiß. Ich sorge schon dafür, dass sie glücklich ist«, stichelte Daniel. »Wenn du mir nicht glaubst, frag sie doch selbst!«
»Ich habe dich verdammt noch mal gewarnt!« Jake sprang vom Pferd und ballte die Fäuste.
Daniels spöttisches Lachen konnte nicht über seine Nervosität hinwegtäuschen, trotzdem hielt es ihn keineswegs davon ab, Jake zu reizen. »Wetten, dass du nicht Manns genug bist, meine Frau zu fragen?«
Jake zeigte mit dem Daumen auf die Kleine im grünen Kleid, die hinter der Tür stand und sie beobachtete.
»Das da drüben ist eine Sache zwischen Mann und Frau, aber diese Geschichte müssen wir unter uns ausmachen.«
Jake verpasste ihm einen Schlag mit der Rechten, dann einen
Haken mit der Linken, sodass Daniel gegen einen Baumstamm flog. Er wehrte sich unbeholfen mit den Händen, weigerte sich jedoch, sie zu Fäusten zu ballen und zu kämpfen. Angesichts seiner Passivität kam sich Jake vor wie ein Rüpel.
»Tu nicht so, als wärst du zu betrunken, um zu kämpfen, du Mistkerl. Ich bin genauso voll wie du.«
Daniel grinste, während das Blut ihm aus der Nase
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