Die Blüte des Eukalyptus
schockiert.
Der Teufel in Person erstarrte, gab sich jedoch keine Blöße.
»Du hast zwei Stunden, um deine Wunden zu lecken, danach gehst du wieder an die Arbeit, Gypsy. Das ist der Preis dafür, dass du aus Gideon Park getürmt bist.« Dann wandte er sich den versammelten Männern zu. »Dasselbe gilt für euch, ihr faulen Hunde. Los, an die Arbeit!«
Wie Ameisen, deren Haufen man zerstört hat, stoben die Männer in alle Richtungen davon, nur Daniel nicht. Er zog sich ein wenig hinter das Gestrüpp zurück und beobachtete das Ganze. Einen Moment war er versucht, aus der Deckung zu kommen und Gem zu Hilfe zu eilen, doch dann hätte er seine eiserne Regel verletzt – sich niemals irgendwo einzumischen. Also blieb er in seinem Versteck.
Er sah, dass man Gem im Schatten eines Baumes auf dem Bauch hatte liegen lassen. Will Martens eilte mit Wasser und einer Schale Salz zu ihm.
»Ganz schön tapfer, das muss man dir lassen«, sagte Will, während er mit einem Schwamm vorsichtig die blutigen Striemen auf Gems Rücken benetzte. »Ist wohl das erste Mal, dass du ausgepeitscht wurdest, was?«
Gems Stimme war dunkel vor Hass. »Das erste und auch letzte Mal, das kannst du mir glauben, Kamerad.«
»Beiß die Zähne zusammen. Ich kippe dir jetzt Salz auf die Wunden, das wird ganz schön wehtun. Es verhindert nicht, dass sich Narben bilden, aber es sorgt dafür, dass sie sich nicht entzünden. «
Daniel beobachtete, wie Gem seine Beherrschung aufgab und leise stöhnte, als Will Salz auf seinen Wunden verteilte.
»Deine Hände sind so sanft wie die einer Frau, Martens.«
»Täusch dich nicht«, entgegnete Will hastig. »Mag sein, dass ich zierlich bin wie ein Mädchen, aber ich kann besser reiten und schießen als die meisten von euch. Ich bin keine Sträflingsbraut! «
Gem lachte ironisch. »Keine Sorge. Ich stehe nicht auf Jungs. Ich habe nur Augen für meine wahre Liebe.«
»Bist du verheiratet?«
»Auf ewig. Mit einem Roma-Mädchen, dessen Haar so schwarz glänzt wie die Federn einer Amsel. Und seine Augen leuchten so blau, dass man sein Leben dafür hergeben würde.« Er grinste vor Schmerz. »Du machst deine Sache hervorragend. Du hast etwas gut bei mir.«
Daniel fiel Will Martens’ ungewöhnliche Zurückhaltung auf. »Es ist nicht gerade der richtige Zeitpunkt, um dich um einen Gefallen zu bitten, aber vielleicht könntest du mir irgendwann ein paar von deinen Faustkämpfertricks beibringen und mir zeigen, wie ich mit Männern fertigwerde, die größer sind als ich.« Will zuckte die Achseln. »Das wären praktisch fast alle hier in der Kolonie!«
Gem reichte dem Jungen die Hand. »Wird mir ein Vergnügen sein, Kamerad. Du kannst dich auf mich verlassen.«
Als er sich aufsetzte, um einen Schluck Wasser zu trinken, stöhnte er.
»Am besten gehe ich wieder an die Arbeit. Ich will nicht, dass der Teufel in Person glaubt, er hätte mich kleingekriegt!«
Daniel beobachtete, wie Gem sich entschlossen wieder an die Arbeit schleppte, und schämte sich, dass er es nicht selbst fertiggebracht hatte, dem furchtlosen Zigeuner zu helfen. Er schlich sich zu dem Versteck, wo er sein Zeichenpapier aufbewahrte, um die Szene, die er gerade gesehen hatte, festzuhalten. Sein glühender Schaffensdrang versprach ein großartiges Kunstwerk.
Am nächsten Tag stellte Daniel überrascht fest, dass man ihm eine weitaus angenehmere Arbeit zugeteilt hatte – er sollte ein Stück Garten pflegen, das in der Nähe des zweistöckigen, georgianischen Sandsteinhauses lag, dem Landsitz der Jonstones.
Er war dankbar für die seltene Gelegenheit, allein in einer so friedlichen Umgebung sein zu dürfen. Die Blumenbeete erschienen ihm wie ein Stückchen England, das man hierher verpflanzt hatte. Plötzlich wurde die heitere Stille von der lärmenden Ankunft der schlammverkrusteten Familienkutsche unterbrochen. Sie kam direkt vor dem vorderen Portikus zum Stehen, wo Julian Jonstone und seine blasse, gebrechliche Frau ausstiegen. Man munkelte, sie seien Cousins, und tatsächlich erkannte Daniel eine gewisse Ähnlichkeit in ihren Gesichtern. Ohne stehen zu bleiben, wies der Master eine dafür zuständige Gouvernante an, seine Tochter Victoria in ihr Zimmer zu tragen.
Die rege Betriebsamkeit, die dann folgte, faszinierte Daniel. Unzählige Diener eilten herbei, um Kisten voller exotischer Früchte mit verführerischen Aromen abzuladen. Andere schleppten Rinder- und Lammhälften aus dem Kühlraum in die Küche – Nahrungsmittel, die Daniel
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