Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
Vom Netzwerk:
erwiderte Jake. »Wie steht es mit dem Leittier? Wie erfahren ist es?«
    »Beim Grab meiner Mutter, Mr. Andersen. Ich schwöre, dass ich Ihnen alles erstatte, falls Sie nicht zufrieden sind.«
    Jake nickte zögernd. Nach seiner Erfahrung waren Männer, die auf die Bibel und auf Gräber schworen, in den meisten Fällen Betrüger.
    Seine drei Fahrgäste standen vor der Herberge, bereit, wieder einzusteigen. Als er auf den Weg zu den Ställen an ihnen vorbeikam, stellte er belustigt fest, wie sehr sie sich verändert hatten, seit sie Sydney Town verlassen hatten. Seine Buschmahlzeiten und die Landschaft hatten bereits Spuren hinterlassen. Als er das letzte Mal angehalten hatte, um Tee zu kochen, hatte sich die affektierte Miss Plews gierig auf das Buschbrot gestürzt, kaum dass er es aus dem Feuer genommen hatte, und es dann mit kleinen Bissen verspeist. O’Flaherty hatte seine Ration mithilfe seines Flachmanns verschlungen. Und die Witwe Smith legte einen bemerkenswerten Appetit an den Tag. Jesses, kann das Mädchen essen. Wo packt sie das bloß alles hin?
    Jake sah, dass die Witwe schon wieder in eine Frucht biss. Na, solange sie den Mund voll hat, kann sie wenigstens nicht reden. Warum musste ich ihr auch sagen, dass man fragen muss, um was zu lernen? Ich bin selbst schuld. Sie hat mich beim Wort genommen. Hätte ich doch bloß von vorneherein abgeblockt .
    Die Witwe sah auf, und Jake wandte den Blick hastig von ihr
ab. Er war schon einmal kopfüber in einen Brunnen gefallen. Jenny . Eine anständige Frau im Leben eines Mannes ist eine zu viel. Plötzlich wurde ihm die Ironie seiner Lage bewusst. Er hatte der Witwe geholfen, sich vor einem Kerl in England zu verstecken, während Jenny offenbar fest entschlossen war, sich vor ihm zu verstecken.
    »Es geht gleich weiter«, rief er und ging in Richtung Stall.
    Er wollte das Geschirr der Pferde noch einmal unter die Lupe nehmen. Irgendetwas stimmte nicht. Das Leittier, ein Fuchs, schnaubte und stampfte auf. Jake fuhr herum. Warum tat er das? War er vor einer Schlange zurückgeschreckt?
    Hinter ihm stand die Witwe Smith. Trotz ihres albernen, mit der Feder geschmückten Hütchens war ihr Blick ernst, ihr Ton vertraulich.
    »Dieser Fuchs hat etwas, Mr. Andersen.«
    Jake war nicht gerade erbaut darüber, dass jemand seine Pferdekenntnisse in Zweifel zog. Da glaubt also ein englisches Mädchen von Pferden mehr zu verstehen als ein Currency Lad, der im Sattel groß geworden ist, was? Das wollen wir doch mal sehen .
    »Nun, er ist ordnungsgemäß angeschirrt. Die Beschläge sind einwandfrei. Ich kann nichts erkennen, und eins können Sie mir glauben, mir entgeht nichts.«
    »Ich erwarte nicht, dass Sie mir glauben, aber als kleines Mädchen brachte mir mein Vater bei, wie man die Gedanken der Pferde liest.« Sie sagte es ganz höflich, ließ aber keinen Zweifel daran, dass sie keinen Zentimeter von ihrer Behauptung abrücken würde.
    Jake bemerkte, dass die anderen Passagiere die Ohren gespitzt hatten, und beschloss, sich ein wenig über sie lustig zu machen.
    »Sie meinen also, dass er krank ist?«
    »Nicht krank. Er hat Angst. Ich kann seine Angst riechen!«
    Gereizt sah Jake, wie O’Flaherty die Stirn runzelte und Saranna Plews mit offenem Mund dastand.
    Verdammt, jetzt werden sie auch noch nervös.

    »In Ordnung, Mrs. Smith, nur um Sie zufrieden zu stellen.« Noch einmal sah er sich den Fuchs genau an, doch es war die Witwe, die das Tier schließlich beruhigte. Trotz seiner Verstimmung musste Jake ihr Anerkennung zollen.
    Er versicherte ihr, dass er sein Handwerk beherrschte und sich in der Gegend auskannte wie in seiner Westentasche. Hoffentlich klang es überzeugend. Er war diese neue Strecke schon auf Horatio geritten. Dass er sie noch nie mit der Kutsche befahren hatte, behielt er für sich.
    »Also, meine Damen, Doc. Bitte steigen Sie ein. Wir haben noch drei Stunden Tageslicht, um den Pass zu überqueren. Decken Sie sich gut zu. Da oben ist es kälter als in den Armen einer alten Jungfer!«
    Kaum war ihm der Satz über die Lippen gekommen, verfluchte sich Jake für seine lose Zunge. Er versuchte, seinen Ausrutscher auszubügeln, indem er Miss Plews beim Einsteigen half. Zum ersten Mal lächelte sie ihn an. Vielleicht war sie doch nicht so zimperlich, wie er gedacht hatte.
    Die Witwe zögerte. Jake folgte ihrem Blick zu O’Flaherty, der es sich auf ihren beiden Plätzen gemütlich gemacht hatte und bereits unter seinem Hut schnarchte. Sie drehte sich zu Jake

Weitere Kostenlose Bücher