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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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dass Gem nicht unter ihnen war.
    Der größere der beiden jungen Buschräuber trug einen schwarzen Hut mit breiter Krempe. Keziah fiel auf, wie er sich mit einem grünen Halstuch hastig das Gesicht verhüllte, als Saranna Plews einen vorsichtigen Blick durch die Fensterscheibe warf. Die blinzelnden grünen Augen verrieten seine Nervosität.
    Das Nesthäkchen der Gruppe war ein selbstbewusster, leichtfüßiger Kerl mit einer knabenhaften Figur und einem Hut, der ihm mindestens zwei Nummern zu groß war. Er hatte ein bartloses Gesicht und machte sich erst gar nicht die Mühe, es hinter dem Halstuch mit Paisleymuster zu verbergen. Er sah aus, als würde ihm die Sache Spaß machen.
    Keziah war überrascht von ihrer ersten Reaktion: Enttäuschung. Dieses Trio entsprach nicht einmal annähernd den heldenhaften Legenden, die man sich über Buschräuber erzählte. Dann folgte die erste Woge der Angst.
    »Aussteigen! Und zwar alle!«, befahl der Einäugige.
    Jake hielt die Hände hoch und stieg vom Kutschbock herab. Dann wandte er sich mit ruhiger Stimme an seine Passagiere.
    »Tun Sie genau das, was One Eye verlangt. Solange Sie nicht den Helden spielen, wird Ihnen nichts geschehen.«
    Keziah brauchte keine Tarotkarten, um die drei Buschräuber einzuschätzen.
    Der mit dem grünen Halstuch ist das schwächste Glied in der Kette. Er ist so nervös, dass er mir aus Versehen den Kopf wegpusten könnte. Das Nesthäkchen ist selbstsicher. Er würde mich eher mit seinem Charme einwickeln, als mich niederzuschießen. Aber der Einäugige ist rücksichtslos. Der würde einen umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken .
    Keziah lief es eiskalt über den Rücken. Ihre Hand fuhr instinktiv zum Bauch, um ihr Kind zu schützen, woraufhin der Einäugige sie anbrüllte: »Behalte deine verdammten Hände da, wo ich sie sehen kann!«

    Keziah warf einen Hilfe suchenden Blick auf Jake. Dann folgte sie seinem Beispiel und hob beide Hände hoch. Anschließend dankte sie Del , dass Jake seinen kühlen Kopf behielt. Als Einziger.
    Als Saranna sich neben sie in die Reihe stellte, brach sie in lautes Schluchzen aus und umklammerte ihre Kamee-Brosche. Doch das eigentliche Problem war Dr. O’Flaherty. Weil er in seinem betrunkenen Zustand so schrecklich schwankte und mit den Armen herumfuchtelte, machte er den Kerl mit dem grünen Halstuch noch nervöser.
    Der Einäugige schrie erneut: »Los jetzt, her mit euren Wertsachen! «
    Obwohl Jake ihn dazu drängte, weigerte sich O’Flaherty standhaft, seine Brieftasche und seine billige Uhr herauszurücken.
    Auf Befehl des Einäugigen hin schlug der mit dem Halstuch O’Flaherty den Revolver ins Gesicht.
    Das Nesthäkchen sprang vor, nahm dem Doktor die Brieftasche ab und nickte. »Na, sehen Sie, so schwer war das doch nicht, Sir, oder?«
    Als Keziah sah, dass O’Flaherty das Blut aus dem Mund schoss, vergaß sie vor lauter Wut, dass sie eine feine Dame sein wollte, und schrie: »Was sind Sie für ein Feigling, One Eye!«
    Entzückt und ungläubig zugleich brach Jake in Gelächter aus. Keziah selbst war wegen ihres Wutausbruchs zu Tode erschrocken.
    »Der nächste Idiot, der Mätzchen macht, schaufelt sich sein eigenes Grab!«, versprach der Einäugige und befahl dem Nesthäkchen, Saranna den Schmuck abzunehmen.
    Zu Keziahs Überraschung widersetzte sich der Junge seinem Boss. Stattdessen schlenderte er sogar zu Saranna hinüber, um sie aus der Schusslinie des Einäugigen zu nehmen.
    Dann sagte er lässig über die Schulter: »Broschen sind nicht mein Stil. Konzentrieren wir uns lieber auf die Brieftaschen und Taschenuhren der Männer.«
    »Die Befehle gebe ich, boyo !«, grölte der Einäugige. »Ihr
zwei nehmt jetzt den Frauenzimmern den Schmuck ab, oder ich knöpfe mir höchstpersönlich erst sie vor und dann euch!«
    Das Nesthäkchen ließ sich nicht einschüchtern. »Hey, Murphy! So was macht man nicht unter Kumpeln.«
    Murphy, das ist also sein richtiger Name . Keziah spürte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie bemerkte, dass der Kerl mit dem Halstuch zu viel Angst hatte, um sich den Anweisungen des Anführers zu widersetzen. Er ging an den aufgereihten Opfern entlang und hielt seinen Revolver mit beiden Händen fest. Jake überreichte ihm höflich seine Brieftasche. Als der Kerl vor Saranna stehen blieb und mit dem Revolver auf ihre Brosche zeigte, erkannte Keziah, dass seine Hände zitterten. Sarannas Augen waren vor Schreck weit aufgerissen, trotzdem schüttelte sie den Kopf.
    Der Junge wirkte

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