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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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Theater.«
    »Mein geliebter verstorbener Mann und ich sind am Theater groß geworden. Wir waren Schauspieler im Ensemble von King William, dem Theatre Royal in der Drury Lane. Wir traten in einem neuen Stück auf, das in ganz London für Aufsehen sorgte, und Mr. Barnett Levey engagierte uns, um es hier in Sydney Town in seinem neuen Theater aufzuführen. Nach dem unerwarteten Tod meines Mannes war ich wie gelähmt. Doch dann kam ich zu dem Schluss, dass ich Mr. Levey nicht im Stich lassen konnte. The show must go on , wissen Sie. Also bin ich hergekommen, um mir ein neues Leben aufzubauen.«
    »Wie mutig von Ihnen. Wie heißt denn das Stück?«, fragte Saranna ehrfürchtig.
    Saranna und O’Flaherty hatten den Schwindel für bare Münze genommen, doch Keziah sah, dass Jake nicht darauf reingefallen war. Dem macht so leicht niemand etwas vor .
    »Das Geheimnis der Zigeunerin«, sagte Keziah und nahm die
münzenbestickte Weste aus der Tasche. »Ich spiele eine Roma. Ich versuche gerade, mein Zigeunerkostüm etwas abzutragen, damit das Ganze authentischer wirkt.«
    O’Flaherty hob anerkennend den Flachmann. »Ich habe keinen Zweifel, Mrs. Smith, dass Sie das Publikum mit Ihrer Aufführung begeistern werden.«
    Keziah reagierte auf sein Kompliment, indem sie huldvoll den Kopf senkte, um ihr Grinsen zu verstecken. Wenn Sie wüssten, was für eine Aufführung ich Ihnen gerade geboten habe .
    Und als Saranna sich mit Tränen in den Augen vorbeugte, spürte Keziah einen Stich von Gewissensbissen.
    »Sie sind eine sehr tapfere Frau. Sollten wir uns nicht wiedersehen, wünsche ich Ihnen alles Gute für Ihr neues Leben in der Kolonie, Mrs. Smith.«
    Keziah atmete erleichtert auf, als sie die Reise fortsetzten. Sie hasste es, zu lügen. Und trotzdem hatte sie in ihre Geschichte mehr Lügen gepackt, als sie in den gesamten ersten siebzehn Jahren ihres Lebens von sich gegeben hatte. Um diesem ungewollten Kind das Leben zu retten, bin ich zu der »Zigeunerbetrügerin« geworden, die ich niemals sein wollte.
    Mit einem Ruck kam die Kutsche zum Stehen. Wieder führte Jake seine Passagiere zum Rand eines Felsens und zeigte stolz auf den dramatischen Bergpass vor ihnen – Blackman’s Leap.
    Trotz der imposanten Schönheit der Szene fuhr Keziah unwillkürlich zusammen.
    Jake kniff besorgt die Augen zusammen. »Was haben Sie denn?«
    »Nichts«, log Keziah. »Aber er macht mir eine Gänsehaut.«

VIERZEHN
    J ake Andersen verfluchte sich. Er lag bereits einen ganzen Tag hinter seinem Zeitplan zurück. Am Stand der Sonne schätzte er grob, dass sie noch vier Stunden Tageslicht hätten, um das Dorf hinter Blackman’s Leap zu erreichen. Er wusste nicht, wie lange genau sie brauchen würden, denn diese Rolly-Brother-Route war neu und er legte sie zum ersten Mal mit der Kutsche zurück statt hoch zu Ross, aber eins stand fest: Nur ein Dummkopf würde es wagen, den Pass nach Einbruch der Nacht zu überqueren.
    Er hielt die Kutsche vor einer kürzlich eröffneten Herberge an, deren Holz noch nicht verwittert war. Sie stand am Rand einer wilden Buschebene und bildete einen seltsamen Kontrast zu dem smaragdgrünen Gras. Ein starker Wind rüttelte an dem schwankenden Schild, das mit zwei verschnörkelten Emblemen auf den Namen hinwies: Shamrock and Thistle Inn.
    Es war die letzte Gelegenheit, vor der Überquerung des Passes frische Pferde zu bekommen. Mac Mackie hatte ihn bereits gewarnt. Der Wirt Fingal Mulley besaß nicht den allerbesten Ruf, daher untersuchte Jake die Pferde, die im Stall standen, besonders sorgfältig, verschränkte dann die Arme und blickte auf seinen beleibten Gastgeber herab.
    »Da Sie neu im Geschäft sind, Fingal, will ich Tacheles reden. Bei Rolly Brothers besteht man darauf, nur die besten Pferde zu bekommen. Wir befahren diese Route zwar zum ersten Mal, aber wir sind dabei, zu expandieren, und zwar rasend schnell. Wenn Sie uns als Kunden behalten wollen, sollten Sie sich Ihre besten Gäule nicht für die Konkurrenz aufsparen. In Zukunft bekomme ich sie.«
    Fingal Mulley war so emsig bedacht, ihn zufrieden zu stellen, dass er wie ein Korken im Wasser um ihn herumhüpfte.
    »Ich versichere Ihnen, dass ich die besten Pferde weit und breit anbiete, Mr. Andersen.«
    »Ach ja? Nun, ich sehe, dass die drei da ihr Geschirr tragen, seit Captain Cook ein kleiner Junge war.«
    »Niemals! Sie sind absolut zuverlässig. Ich schwöre auf die Bibel. «
    »Die Bibel nützt uns wenig, wenn die Gäule nicht gleich stark ziehen«,

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