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Die Blüte des Eukalyptus

Die Blüte des Eukalyptus

Titel: Die Blüte des Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Nicholls
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verwirrt, offensichtlich bekam er kein Wort heraus.
    »Geben Sie ihm den Klunker. Kein Tand ist es wert, dass man ihn mit dem Leben bezahlt«, sagte Jake eindringlich.
    Sarannas leidenschaftlicher Ausruf hallte durch den Busch: »Niemals!«
    Keziah stockte der Atem vor Bewunderung, doch jetzt fürchtete sie, dass Sarannas unerwartete Standfestigkeit sie das Leben kosten würde. Dann aber kam ihr Jake mit einem Einfall zu Hilfe.
    »Ich glaube, irischer Whisky wäre mehr nach eurem Geschmack, Jungs. Auf dem Dach meiner Kutsche gibt es eine ganze Kiste davon.«
    Das Nesthäkchen brauchte keine zweite Einladung. Geschickt kletterte der Junge auf das Dach der Kutsche und sammelte O’Flahertys Flaschen aus der Kiste.
    Der protestierte lauthals.
    Genervt wandte sich der Einäugige an Keziah. »Den Goldring und die Geldbörse! Oder willst du, dass ich deinem Kutscher das Hirn wegpuste?«
    Der Einäugige hielt Jake den Revolver an die Schläfe. Keziah
erstarrte. Sie las im kalten Blick des Einäugigen nichts als Entschlossenheit. Sie hatte keine Wahl, er würde Jake töten.
    Jake sah ihr in die Augen. Keziah wusste genau, was er dachte – sie konnte in der Tat das Letzte sein, was er auf dieser Welt sähe. Sie zwang Jake, ihre Gedanken zu lesen. Nutz deine Chance, mein Junge!
    Obwohl ihre Knie zitterten, machte Keziah zwei gewagte Schritte nach vorn. Jetzt stand sie direkt vor den drei Buschräubern.
    »Ihr wollt mir die Ersparnisse meines Lebens abnehmen, Jungs? Dann kommt her, wenn ihr den Mut dazu habt, und holt sie euch!«
    Damit riss sie sich die rote Bluse auf und zeigte ihnen die Geldbörse, die an einem Band um ihren Hals hing, eine Bewegung, mit der sie zugleich ihre prallen Brüste entblößte.
    Das Ergebnis war ein wildes Durcheinander. Das Nesthäkchen war vom Anblick einer weiblichen Brust derart verdattert, dass es aus Versehen auf den Abzug seines Revolvers drückte. Die Kugel fegte Jake den Hut vom Kopf, streifte den Schädel und hinterließ eine oberflächlich blutende Wunde. Blitzschnell warf sich Jake zur Seite, schlug dem Einäugigen beide Revolver aus den Händen und bückte sich danach.
    In seiner Panik richtete der mit dem Halstuch zitternd die Waffe auf Jake.
    »Knall ihn ab!«, schrie der Einäugige.
    Als Keziah dem Nesthäkchen in den Rücken fallen wollte, um ihm den Revolver wegzunehmen, sah sie, wie der mit dem grünen Halstuch Jake fest in die Augen schaute, und erstarrte. Würde er Jake kaltblütig niederschießen?
    Genau in diesem Augenblick wurden alle abgelenkt, weil O’Flaherty beschlossen hatte, den Helden zu spielen. Er stürzte sich taumelnd auf den Erstbesten – in diesem Fall war es Jake, der lauthals fluchte, als er daran gehindert wurde, die Revolver des Einäugigen vom Boden aufzuheben. Schließlich feuerte der völlig
entnervte Junge mit dem Halstuch seine Waffe ab, doch die Kugel pfiff an der leeren Kutsche vorbei – und Keziah vermutete, dass der Fehlschuss nicht unbeabsichtigt gewesen war.
    Jake war die Ruhe selbst inmitten des Sturms. Er rief: »Da kommen die Trooper! Verzieht euch in die Berge, Jungs!«
    Der Einäugige befahl seiner Bande, das Weite zu suchen, schwang sich auf sein Pferd und galoppierte den Hügel vor ihnen hoch, Richtung Westen, woraufhin einer der Buschräuber nach Osten und der andere nach Süden ausscherte.
    Keziah schubste die hysterische Saranna in die Kutsche und sprang hinterher.
    »Warum heulst du denn, Mädchen? Schließlich sind wir dank Jake Andersen alle noch am Leben, oder?«
    Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Warum dauerte es so lange?
    Jake hatte die Straße von den Ästen befreit, doch jetzt wurde er von dem betrunkenen O’Flaherty aufgehalten, der darauf bestand, neben Jake auf den Kutschbock zu steigen.
    Jake rief Keziah zu: »Halten Sie sich fest! Keine Angst, ich habe hier alles unter Kontrolle.«
    Dr. O’Flaherty wollte unbedingt nach den Zügeln greifen, woraufhin Jake ihm die Faust ins Gesicht schlug. Keziah hörte, wie der Fuchs in Panik schnaubte, und dann ging das Pferdegespann durch.
    Die Kutsche schlingerte wild von einer Seite auf die andere, während Jake verzweifelt versuchte, die Pferde unter Kontrolle zu bringen.
    Keziah wusste, dass das baxt sich gegen sie gewendet hatte. Mi-duvel. Der Fuchs. Sein Geruch nach Angst. Er hat es gewusst!
    Die außer Kontrolle geratene Kutsche raste um eine Kurve. Nach Westen hin erhoben sich die vom Mondlicht beschienenen Felsen bis in den Himmel. Nach Osten lag die pechschwarze

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