Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
Vom Netzwerk:
Geruch unserer tierischen Nachbarn immer stärker … doch gleichzeitig wurde es auch immer wärmer. Ohne die Tiere wären wir vermutlich während der Arbeit auf unseren Bänken erfroren. Es durfte kein Feuer im Kamin entfacht werden. Niemals. Ein Feuer bedeutete Rauch und Asche, und das kleinste Anzeichen davon würde die Spitze verunreinigen. Es war besser, Frostbeulen, eine Lungenentzündung oder Schlimmeres zu riskieren, als dass ein Stäubchen Asche von einem einzigen Feuer Schaden anrichtete.
    Wir arbeiteten den ganzen Morgen, während sich das Sonnenlicht schließlich seinen Weg durch die hohen, schmalen Fenster bahnte. Ich spürte, wie es mein Gesicht wärmte. Unsere Hände bewegten sich in ihrem eigenen Rhythmus, die Spulen klapperten. Unsere Holzpantoffeln scharrten ab und zu über den Boden, wenn wir unsere Zehen bewegten, um sie warm zu halten. Auf der anderen Seite des Raumes hörte ich eine der Schwestern ein Lied für die Kinder singen, die gerade lernten, was es bedeutete, eine Spitzenmacherin zu sein. Für diejenigen, die nach wie vor ohne ein Kissen auf der Bank saßen. Aber bald schon … bald schon würden sie es erfahren. Und bald schon würden sie vom Tanz der Spulen und dem Muster der Spitze in den Bann gezogen werden.

    Ich summte im Geiste ein Lied, und die Spulen tanzten im Rhythmus doppelt so schnell.
    Nach einiger Zeit kam die Schwester auf mich zu. Ich spürte, wie sie die Spitze aus dem Seidenbeutel zog.
    »Wunderschön.«
    Ach, es war so eine Freude, die Schwester dieses eine Wort sagen zu hören. Wunderschön. Ich würde es für ewig in meinen Gedanken bewahren. Es war das höchste Kompliment, das ich jemals erhalten hatte.
    »Wann wirst du damit fertig sein? In zwei Wochen? Vielleicht in dreien?«
    Ich richtete mich auf. Zumindest versuchte ich es. »… drei … Wochen.« Meine Stimme schien nach der langen Zeit, die ich sie nicht gebraucht hatte, eingerostet zu sein.
    Sie nickte.
    Mein Herz pochte. Ich spürte, wie es mir bis zum Hals schlug. Sie hatte mit mir gesprochen. Und ich hatte an diesem Tag noch etwas, worüber ich mich freuen konnte. Heute war einer jener Tage. Einer jener Tage, an denen meine Schwester den vierstündigen Marsch von Kortrijk auf sich nehmen würde, um mich zu besuchen.
    Bis zum Mittagsmahl arbeitete ich so schnell ich konnte.
    Als die Schwester schließlich in die Hände klatschte, markierte ich die Stelle im Muster in meinen Gedanken, stand auf und folgte den anderen die Treppe hinunter. Nun durften wir uns mit den Händen an den Wänden abstützen. Es spielte keine Rolle, wenn sie auf dem Weg in den Speisesaal schmutzig wurden. Sie würden auch während des Essens schmutzig werden. Und danach würden wir sie noch einmal waschen, bevor wir uns wieder an die Arbeit machten.
    Wir aßen rasch, denn wir hatten nur zehn Minuten Zeit. Als ich ins Kloster gekommen war, war es schwierig gewesen, so schnell zu essen, doch ein leerer Magen war ein guter Lehrmeister. Es war besser, die Zeit mit dem Waschen der Hände zu verbringen. Sobald wir uns gewaschen hatten, wurden unsere Hände begutachtet. Ich sah mich nach Mathild um, da ich annahm, dass sie vielleicht zu uns stoßen würde, doch das tat sie nicht.
    Vielleicht am nächsten Tag.
    Zurück in der Werkstatt, wob ich ein Blütenblatt. Und dann noch eines. Und ein drittes. Und dann wurde es Zeit, meine Schwindelgeschichte zu initiieren. Ich hob meine Hand.
    »Ja?«
    Ich deutete mit dem Kopf in Richtung Treppe.
    »Geh.«
    Ich legte meine Spulen zurecht, um die Stelle zu markieren, bevor ich mich erhob und mein Kissen auf die Bank legte. Ich stieg die Treppe hinunter und streckte dabei die Hände aus. Ohne die anderen um mich herum war es schwierig, zu erkennen, wo die Stufen waren. Ich durfte nicht stolpern und auf die Knie fallen.
    Hände konnte man waschen.
    Schürzen nicht … zumindest nicht so ohne weiteres.
    Ich spähte zur Tür hinaus. Doch um die Wahrheit zu sagen, hätte ich es wohl kaum gesehen, wenn mich jemand vom Kloster aus beobachtet hätte. Ich eilte in Richtung des Toilettenhäuschens. Ich erreichte die Tür, und sobald ich eingetreten war, senkte ich den Kopf zu dem Spalt zwischen den Steinen.
    »Heilwich? Bist du da?«
    Stille. Und dann Geschrei. Es war wieder diese Frau, die Pieter einmal mehr beschuldigte, ständig Schwierigkeiten zu machen.
    »Heilwich?«
    Ich wartete.
    »Heilwich?«
    Die Frau hatte aufgehört zu schreien. Eine Tür knarrte. Ein Hund bellte. Doch ich hörte keine

Weitere Kostenlose Bücher