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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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hätte.
    Wie konnte ich ihm also schreiben und ihm sagen, dass ich versagt hatte, und zwar wieder einmal? Bei einer Aufgabe, die scheinbar so einfach war? Ich wusste nicht, was schlimmer war: für den Leutnant zu arbeiten, der sich so viel erwartete. Oder für meinen Vater, der sich mit so wenig zufriedengab.

Kapitel 11
    Der Hund
    Im ländlichen Flandern
    D er Hunger hatte ein Loch in meinen Bauch gefressen und war auf der anderen Seite wieder zum Vorschein gekommen. Ich wusste es, denn ich verspürte keinen Hunger mehr. Ich schlief auch nicht mehr. Und ich hörte nichts mehr.
    Ich tat nichts mehr.
    Ich war nichts mehr.
    Es gab nichts mehr.
    Nichts, außer der Kiste.
    Ich wachte auf, obwohl ich nicht geschlafen hatte. Ein süßer Geruch hatte mich geweckt. Es war ein sauberer Geruch. Ich befand mich außerhalb der Kiste, und der böse Herr stand vor mir. Ich konnte seine Füße sehen.
    »Trink.«
    Vor seinen Füßen stand eine Schale.
    »Trink, Chiant!«
    Ich wollte ja trinken, aber ich brachte meinen Kopf nicht dazu, sich zu bewegen.
    Er streckte die Hand aus, griff nach meinem Ohr und zog daran, um meinen Kopf anzuheben. Dann schob er die Schale mit dem Fuß unter mein Kinn und ließ mein Ohr wieder los.
    Mein Kopf fiel in die Schale.
    »Trink!«
    Ich wünschte, ich hätte es gekonnt. Ich öffnete meine Schnauze gerade so viel, dass meine Zunge herausrutschte. Die Flüssigkeit war süß, doch ich schaffte nicht, mehr als einmal daran zu lecken.
    »Muss ich dich jetzt auch noch füttern?«
    Er packte meinen Kopf, schob einen Finger zwischen meinen Kiefer und zwang ihn auf. Dann nahm er die Schale und goss den Inhalt in meinen Rachen.
    Ich konnte die Flüssigkeit nicht schnell genug schlucken, weshalb ein Großteil über meine Schnauze und auf meine Pfoten lief.
    »Emmerdeur!«
    Er trat die Schale mit dem Fuß beiseite, schob mich zurück in die Kiste und verschloss sie. Ich leckte die Flüssigkeit von meinen Pfoten und hörte nicht auf, bis ich alles aufgeleckt hatte. Nach einer Weile hörte ich die Vögel wieder singen. Und die Eichhörnchen. Und bald schon spürte ich, wie meine Kraft zurückkehrte.
    Zusammen mit der Schale war die Erinnerung zurückgekehrt. Die süße Flüssigkeit hatte sie wachgerufen. Nun konnte ich mich wieder an alles erinnern. Eine weitere Schale würde der ersten folgen. Und dann noch eine. Und schließlich würde ich wieder frei sein.
    Ich drehte mich zur Seite, rollte mich zusammen und konnte schließlich endlich einschlafen. Ich träumte davon, wie er mir leise zuflüsterte, während seine Hand über mein Fell strich. Moncherargent.
    Moncher, Moncher, Moncher.

    Als ich aufwachte, hörte ich Schritte, die sich meiner Kiste näherten.
    Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen und versteckte meine Nase unter den Pfoten.
    Ein Nagel wurde durch das Holz getrieben, und dann wurde die Wand von meiner Kiste entfernt.
    Ich blinzelte, als plötzlich helles Licht hereindrang. Dann zog ich mich in den Schatten zurück.
    Etwas schlug von oben gegen meine Kiste.
    Ich drückte mich gegen die hintere Wand.
    »Komm raus!« Die Kiste erzitterte.
    Ich rollte mich wieder zu einer Kugel zusammen.
    »Chiant! Ich habe etwas zu trinken für dich. Das ist alles. Siehst du? Hier.«
    Ich hörte, wie etwas über den Boden geschoben wurde, und hob den Kopf, um zu sehen, was es war. Es war eine Schale. Ich hob meine Nase vom Boden und schnupperte.
    In der Schale befand sich etwas Süßes.
    Ich hob ein Ohr an.
    Ich lauschte.
    »Kommst du jetzt heraus?«
    Ich ließ mein Ohr sinken und presste es fest gegen meinen Kopf.
    Das Gesicht des bösen Herrn tauchte vor der Schale auf. »Trink, verdammt noch mal!«
    Er schob die Schale mit dem Fuß in meine Richtung.
    Der Geruch drang in meine Nase, und der Hunger kehrte zurück. Ich streckte eine Pfote nach vorne und trat aus dem Schatten heraus.
    » Oui. So ist es gut. Trink.« Sein Gesicht verschwand.
    Ich wartete einen Moment, um sicherzugehen, dass er nicht wiederkommen würde. Dann machte ich einen Schritt nach vorne. Hob meine Nase. Schnüffelte.
    Der böse Herr war ganz in der Nähe. Ich konnte seinen sauren Geruch wahrnehmen. Ich schnüffelte noch einmal. Er war nicht allzu nahe. Vielleicht … wenn ich schnell genug trank … Ich steckte meinen Kopf in die Schale und schlapperte, so schnell ich konnte. Doch ich war zu langsam.
    Die Wand traf mich auf der Schnauze, als sie auf mich herabsauste.
    Und als ich mich von der Schale entfernte und mich in die sichere

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