Die Blueten der Freiheit
Seitenblicke zu.
»Und was soll ich nun mit dir anfangen?«
Sie war auf bäuerliche Art hübsch. Goldene Locken und eine weiße Haut. Und obwohl das Kleid des Mädchens beschämend schlecht saß, hätte ihre Figur wohl die Aufmerksamkeit vieler Männer am königlichen Hof auf sich gezogen. Sie war die Art von Mädchen, die meine Mutter als angemessen bezeichnet hätte … ein Mädchen, wie ich es hätte sein sollen, wenn es nach ihr gegangen wäre.
Es musste doch eine Verwendung für sie geben.
Remy lehnte sich zu mir und flüsterte mir etwas ins Ohr.
Ich runzelte missbilligend die Stirn und versuchte, meine Abscheu nicht zu zeigen. » Dir mag sie vielleicht gefallen, aber mir nicht.« Es kümmerte mich nicht, was er mit ihr anstellen mochte. Ich konnte wohl kaum von meinem Liebhaber absolute Treue verlangen, wenn ich selbst nicht in der Lage war, seine Bedürfnisse immerfort zu stillen. Ich ignorierte ihn und wandte mich wieder dem Mädchen zu. »Es muss doch etwas geben, wofür du geeignet bist. Welche Fähigkeiten hast du?«
Sie blinzelte.
»Bist du genauso stumm, wie du töricht bist?«
»Nein.« Ihre Augen funkelten.
»Dann antworte mir. Wenn du dem Chevalier von Fontenay nicht zu Diensten stehen willst« – ich deutete mit dem Kopf in Remys Richtung –, »dann musst du dir etwas anderes einfallen lassen, um uns zu unterhalten.«
Sie sah Remy erschrocken an, ihr Gesicht hatte jegliche Farbe verloren.
»Um Euch zu unterhalten?«
Ich hoffte, dass sie nicht eines jener Mädchen war, die bei der geringsten Provokation in Ohnmacht fielen. »Du bist die Tochter eines Vicomte. Ich kann dich schwerlich als gewöhnliches Dienstmädchen anbieten. Und ich selbst habe alles, was ich brauche. Welche Dienste könntest du mir also sonst noch erweisen?«
»Ich kann … ich kann lesen. Und singen. Und ich bin ziemlich gut darin, Salben und Heilmittel herzustellen.«
»Für diese Dinge hat mein Vater bereits eine Frau.«
»Entschuldigt, mein Herr. Euer Vater?«
»Wir sind auf dem Weg zurück zu seinem Anwesen.« Was würde ich dafür geben, es mein Anwesen nennen zu können!
»Ich kann die Laute spielen und tanzen.«
»Ich tanze nicht. Zumindest nicht mit Frauen.«
Neben mir hörte ich Remy schnauben.
Ich drehte mich in seine Richtung. »Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, dann sagst du am besten gar nichts.«
Er grinste mich hämisch an. »Ich bitte um Entschuldigung.«
Die Haut des Mädchens hatte wieder etwas Farbe angenommen, und sie atmete nicht mehr so flach. »Ich wurde dazu erzogen, eine gute Ehefrau zu sein. Eine Gefährtin, die sich in adeligen Kreisen bewegt.« Sie warf Remy einen hasserfüllten Blick zu.
Dazu erzogen, eine gute Ehefrau zu sein. Eine perfekte Gefährtin, wie alle guten Frauen es sein sollten. Vielleicht fand ich doch noch eine Verwendung für sie.
Nachdem wir vier Stunden in dem engen Wagen unterwegs gewesen waren, begann mir die Tatsache, dass sich das Mädchen mir derart an den Hals geworfen hatte, auf die Nerven zu gehen. Ich wollte sie nicht. Mädchen widerten mich an. Ich wollte bloß meine Spitze. Und ich hatte mein Bestes gegeben, um sie zu bekommen.
Ich hatte ursprünglich nicht geplant, bis nach Souboscq zu fahren. Ich brauchte das Geld des Vicomte. Es finanzierte meine Spielleidenschaft, und ich kam manchmal den Großteil des Jahres damit aus. Es wäre mir lieber gewesen, diese Geldquelle unangetastet zu lassen.
Ich hatte meine Suche nach Spitze am königlichen Hof begonnen.
Vor über einem Monat, am Morgen nach dem Besuch von Kardinal St. Florent, hatte ich Remy aus meinem Bett gescheucht und ihm aufgetragen, einen Diener zu holen, der die Koffer packen sollte.
»Wozu?«
»Zum Wohle der Nachwelt. Sowohl meiner als auch deiner.«
Obwohl er mich finster anblickte und sich bitter darüber beklagte, zu solch früher Stunde geweckt worden zu sein, folgte er meinen Anweisungen. Das tat er immer. Ich hatte ihm einen Titel gekauft, ich hatte seine Schulden getilgt, und ich gab ihm Geld, wann immer ich konnte. Außerdem teilte ich mein Bett mit ihm.
Ich verabschiedete mich von dem Marquis, der daraufhin mit dem üblichen ermüdenden Getöse reagierte. »An den Hof? Wozu?«
Um Geld aufzutreiben, damit ich die Spitze kaufen konnte, die es mir ermöglichen würde, an das Vermögen zu kommen, das er mir verweigern wollte. »Wir sind hier, seit Eure Marquise erfahren hat, dass sie ein Kind erwartet. Wenn Ihr selbst schon nicht unsere Interessen am königlichen Hof
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