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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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mehr.
    Vaters Gesicht schien in sich zusammenzufallen, als er sich mir zuwandte.
    Ich trat noch weiter zurück in den Schatten.
    » Ma chéri  … ich habe kaum eine andere Wahl. Meine Vergangenheit erlaubt mir diesen Luxus nicht.«
    »Bitte … tu es nicht.« Denn dann wäre ich für seinen endgültigen Untergang verantwortlich. Ich machte einen Schritt auf die brennende Kerze zu. »Bitte nicht.«
    Alexandre tat es mir gleich und flehte ihn ebenfalls an. »Das darfst du nicht. Er hat kein Recht, so etwas von dir zu verlangen!«
    Vater versuchte zu lächeln. »Manchmal hat die Vergangenheit die Macht, die Zukunft zu verschlingen. Hätte ich damals bloß geahnt, was heute von mir verlangt werden würde … Aber vielleicht gibt es noch Hoffnung. Wenn wir für das Land einen guten Preis erzielen, dann können wir vielleicht das Château behalten …«
    »Aber … das ist doch nicht gerecht!« Es hatte keinen Sinn, die Tränen verbergen zu wollen, die über meine Wangen liefen. Ich war ihm mittlerweile so nahe gekommen, dass seine Hand meine Wange berührte, als er sie plötzlich nach mir ausstreckte. Er umschloss mein Gesicht, wie er es so oft getan hatte, als ich noch ein Kind gewesen war. Ich wünschte so sehr, die Tochter sein zu können, die er brauchte. Obwohl sich unsere Situation ständig verschlechtert hatte, hatte er darauf bestanden, dass ich Sing- und Tanzunterricht erhalten und gelernt hatte, die Laute zu spielen. Irgendwoher hatte er das Geld aufgetrieben. Er wollte, dass ich dieselben Voraussetzungen erhielt, die Grand-père Maman ermöglicht hatte. Er hatte stets behauptet, ich sei ihr Ebenbild. Doch warum hatte er nie erkannt, dass ich nie ein so guter Mensch wie sie sein würde?
    Entgegen jeglicher Vernunft schmiedete er weiterhin Pläne für meine Zukunft. Er fragte mich, was ich vom Sohn jenes Grafen oder vom Neffen jenes Herzogs hielt. Als bestünde immer noch die Möglichkeit, dass ich heiratete und die Frau eines bedeuteten Mannes werden würde. In Wahrheit hatte ich nie einen bedeutenden Mann gewollt, und ohne eine Aussteuer würde mich nun auch keiner mehr haben wollen. Doch mittlerweile waren meine Träume, wie seine Pläne für mich, nicht mehr existent.
    Ich hatte stets bloß eine Frau mit einer ebenso kühlen wie zarten Ausstrahlung sein wollen. Ich wünschte mir, meine Stimme würde melodiös klingen und meine Hände würden im Rhythmus meiner Worte tanzen. Ich wollte lachen und anmutig sein, ohne mich zurückzuhalten und über die Konsequenzen nachzudenken.
    Ich wollte wie meine Mutter sein. Ich wollte mir den Stolz meines Vaters verdienen.
    Doch ich hatte zu viel gewollt.
    Ich war versessen darauf gewesen, mit einem Paar kostbarer Spitzenstulpen zu spielen, anstatt mich mit meinen Erinnerungen zufriedenzugeben. Ich hatte mich nach Alexandres Liebe und Aufmerksamkeit gesehnt, anstatt die Konsequenzen meiner Fehler anzuerkennen. Es schien, als wäre ich dazu verdammt, stets mehr zu wollen, als ich haben konnte.
    Gerade deshalb hatte ich alles verloren.
    Meine Hand griff nach der Hand meines Vaters, während ich weinend vor ihm niederkniete. »Es ist alles meine Schuld.«
    »Nein, mon trésor. Es war nie deine Schuld. Es war meine Schuld. Ich hätte mich nie an solchen Machenschaften beteiligen sollen. Und ich hätte nie einem solch abscheulichen jungen Mann wie dem Grafen Unterschlupf gewähren sollen. Hätte ich ihn in jener Nacht bloß fortgeschickt … ihm gesagt, er solle weiter nach Mont-de-Marsan ziehen.«
    Seine Hand verweilte einen Augenblick lang auf meiner Wange. Einen Augenblick länger, als ich es verdient hatte. Dann ließ er seufzend die Hand sinken und wandte sich Alexandre zu. »Du siehst also, treuer Vetter, es gibt nichts anderes mehr zu tun.«

    Gab es denn nichts, was ich tun konnte? Nichts, was ich geben konnte, damit mein Vater seine Besitztümer behalten konnte?
    Der Graf wollte also Spitze? Es wäre schön gewesen, hätte ich gewusst, wie man Spitze herstellte, doch das tat ich nicht. Ich konnte nichts tun. Nichts, das von Wert war. Welchen Sinn hatte es schon, dass ich die Laute spielen und singen konnte?
    Die müden Augen meines Vaters spiegelten seinen tiefen, umfassenden und beständigen Kummer wider, als er den Grafen am nächsten Morgen verabschiedete.
    »Dann bekomme ich also meine Spitze.« Er formulierte den Satz nicht einmal als Frage.
    »Ihr bekommt Eure Spitze.« Die Worte meines Vaters klangen verzerrt, als würde es ihm Schmerzen bereiten,

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