Die Blueten der Freiheit
überhaupt zu sprechen.
Der Graf lächelte, und seine Zähne blitzten auf wie die eines Wolfes. »Wir großzügig von Euch. Geradezu übertrieben großzügig, könnte man sagen. Erlaubt Ihr mir einen Vorschlag?«
Mein Vater senkte den Kopf.
»Das Kloster in Lendelmolen ist bekannt dafür, wunderbare Spitze herzustellen, die ihren Preis auch wert ist.« Er holte einen Brief hervor.
Mein Vater nahm ihn mit zitternden Händen entgegen. »Das Kloster in Lendelmolen.«
»Ja. Und ich denke, fünfeinhalb Meter werden wohl ausreichen. Fünfeinhalb Meter der besten Spitze.«
Alexandre trat einen Schritt vorwärts. Eine Hand lag auf seinem Dolch, die andere hatte er zu einer Faust geballt. »Ihr Schuft! Die Länge, die Ihr verloren habt, maß bloß zweieinhalb Meter. Das habt Ihr selbst gesagt.«
Er blinzelte. »Tatsächlich? Nun … dann habe ich mich wohl geirrt.«
»Fünfeinhalb Meter werden das gesamte Vermögen des Vicomte verschlingen.«
»Und wenn ich dem König von seinen geheimen Aktivitäten berichte, dann kostet ihn das noch einiges mehr!«
Mein letzter Funke Hoffnung erstarb. Wir würden unsere Besitztümer verkaufen müssen. Ich musste dem ein Ende bereiten, denn ich war es, die jenen, die ich am meisten liebte, stets den größten Kummer bereitet hatte. Ich musste mich der Gnade dieses vollkommen Fremden ausliefern. Dann wären die Schulden meines Vaters beglichen, und Alexandre wäre frei, um zu heiraten. »Nehmt mich, um des Himmels willen!«
Der Graf kniff die Augen zusammen und fixierte mich.
Ich sank vor ihm auf die Knie. »Nehmt mich, und lasst es dabei bewenden.«
»Nein!« Ich hörte Alexandres erstickten Schrei und umklammerte die Beine des Grafen. Wenn er mich als Bezahlung akzeptierte, würde alles in Ordnung kommen. Doch die Stiefel, an denen ich mich festhielt, schüttelten mich ab und traten einen Schritt von mir zurück.
Nun war alles verloren.
»Ich soll dich nehmen?«
Ich hob meinen Kopf und sah in seine Augen, die so dunkel waren, dass sich nichts darin spiegelte. »Bitte. Nehmt mich anstelle der Spitze. Nehmt mich und seht die Schuld damit als beglichen an.«
Er streckte eine Hand nach mir aus.
Ich raffte meinen Rock hoch und griff schnell danach, sicher, dass ich so meinem Vater die Freiheit schenken konnte.
Er nahm meine Hand und zog mich hoch. »Ja, ich werde dich mitnehmen. Ich werde dich als Pfand mitnehmen, denn ich denke, wenn ich für deine Sicherheit garantiere, dann werde ich auch bekommen, was ich will.« Er legte einen Arm um meine Schulter und drehte mich zur Seite, so dass ich meinem Vater und Alexandre ins Gesicht blickte. »Nicht wahr?«
Er schob mich vor sich her zu seiner Kutsche und hielt inne, bevor er hinter mir die Leiter emporkletterte. Er wandte sich an meinen Vater. »Ich werde Eure Tochter mitnehmen, nachdem sie sich so bereitwillig zur Verfügung gestellt hat. Jedoch nur als Pfand. Ich erwarte mir die vereinbarte Länge Spitze so bald wie möglich, wenn Ihr sie jemals wiedersehen wollt.«
Wie bitte? Ich wollte zurück in die Arme meines Vaters, doch das war unmöglich. Der Kutscher hatte die Pferde bereits mit der Peitsche angetrieben. Ich drängte mich ans Fenster, doch ich wurde zu Boden geworfen, als die Kutsche einen Satz nach vorne machte.
Der Begleiter des Grafen lachte.
Ich versuchte ein weiteres Mal, ans Fenster zu gelangen und mich daran hochzuziehen. Und als ich die Verzweiflung in den Gesichtern meines Vaters und Alexandres sah, begann ich zu begreifen, dass ich vielleicht einen Fehler gemacht hatte.
Kapitel 13
Der Graf von Montreau
Auf der Straße zum Château Eronville
I ch lehnte mich zu der gegenüberliegenden Bank in der Kutsche vor und hob das Kinn des Mädchens mit meinem Finger an. »Lass dich einmal ansehen.«
Unsere Blicke trafen sich.
»Ich muss schon sagen, ich bewundere deine Einstellung. Deine Bereitschaft, Opfer zu bringen … Aber ich frage mich, ob du tatsächlich geglaubt hast, ich würde dein großzügiges Angebot annehmen und dich – so anbetungswürdig du auch bist – im Tausch gegen die Schulden deines Vaters und sein unglückliches Geheimnis akzeptieren.« Ich zog meine Handschuhe aus und reichte sie Remy.
Ihre Wangen erröteten.
»Das hast du tatsächlich geglaubt?« Ich konnte nicht anders, als sie auszulachen. »Nun, meine Liebe, dann kennst du mich aber schlecht!«
Sie drückte ihren Rücken gegen die gepolsterte Lehne und versuchte, vor mir zurückzuweichen … Remy warf ihr heimliche
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