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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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Osten. Und im Süden. Einen guten Fußmarsch von hier entfernt.«
    »Aber … für wie lange?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Schluckte.
    »Aber … Papa, tu doch etwas!«
    Ihr Vater drehte sich um, um mich anzusehen. Er nahm einen Bissen Brot. Kaute. Warf einen Blick auf Cecille. »Was soll ich denn tun?«
    »Sag etwas.«
    Er schluckte. Nickte mir zu. »Bonne route.«
    »Merci.« Ich trat an ihnen vorbei und ging zur Tür hinaus.
    »Aber, Denis … warte!«
    Ich blieb stehen.
    Sie kam aus der Tür gestürzt und warf sich mir in die Arme. »Was ist mit uns?« Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie sahen aus wie die winzigen Tautropfen, die die Vögel gerne am frühen Morgen aus den Kelchen der Blumen tranken. »Was ist mit mir?«
    »Du bist … sehr hübsch, Cecille.« Das war sie. Ziemlich hübsch. Und sie war wirklich nett. Ihre Haare hatten die Farbe des Weizens. Und sie roch wie frisch gebackenes Brot. Ich hatte schon immer etwas für diesen Geruch übriggehabt.
    »Was soll ich tun?«
    Was sie tun sollte? Nun … was tat sie denn sonst immer? Ich hatte sie immer bloß morgens und abends gesehen. Und da hatte sie normalerweise das getan, was ich auch getan hatte. Sie hatte gegessen. Und manchmal hatte sie später am Abend neben mir gesessen, während ich meine Flinte gereinigt hatte. »Ich weiß es nicht … Ich weiß nicht, was du jetzt tun sollst.«
    »Ich dachte, wir hätten uns verstanden.« Nun liefen ihr die Tränen über die Wangen, wie Regentropfen, die über Blütenblätter kullerten.
    »Hast du das?«
    »Du etwa nicht?«
    Schon wieder eine Frage, von der ich nicht wusste, ob ich sie beantworten sollte. Non  … non. Ganz sicher nicht. Es war eine Frage, von der ich nicht wusste, wie ich sie beantworten sollte. Was Cecille betraf, gab es nichts zu verstehen, nicht wahr? Und wenn es nichts zu verstehen gab, dann … Ich nehme an, dass es … dann vielleicht ein Missverständnis war? »Was hätte ich verstehen sollen?«
    »Dass ich … dass du … Ich dachte, dass wir eines Tages zusammen sein würden!«
    Zusammen? Wo ich doch gerade von ihr fortging? »Ich bin ein Soldat.«
    »Ja.«
    »Soldaten werden an einen Ort beordert. Und wieder abgezogen. Wie können wir zusammen sein, wenn ich gerade fortgehe?«
    »Wie können wir zusammen sein, wenn du …« Sie begann noch heftiger zu weinen.
    »Ich verstehe das nicht.«
    »Er versteht es nicht! Nach all den Monaten versteht er es nicht!« Nun heulte sie. Ihre Familie war aus dem Haus gekommen und stand in der Tür.
    »Ich habe gemeint … Ich meine …« Ich hatte gar nichts gemeint. Wie war es so weit gekommen? Dass Cecille nun auf der Straße stand und weinte? Ich sah an ihr vorbei zur Tür hin. Zu ihrem Vater und ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrer Schwester. Sie starrten mich – uns – an, während sie noch auf ihrem Frühstück herumkauten. Ich sah die Straße hinunter, in die Richtung, in die ich gehen musste. Und dann in die andere. Und da entdeckte ich sie: eine einzelne, verspätete Blume, die aus einer schlammigen Pfütze ragte. »Sieh nur.« Ich trat an Cecille vorbei und beugte mich hinunter, um die Blume zu pflücken. Dann drehte ich mich um und reichte sie Cecille.
    Sie starrte die Blume bloß an.
    »Für dich. Sie hat die gleiche Farbe wie deine Haare. Natürlich nicht genau die gleiche, sie ist viel kräftiger. Deine Haare sind heller. Und ein wenig stumpfer. Aber sie ist gelb. Hier.« Ich wollte sie ihr noch einmal überreichen.
    Aber sie nahm sie nicht. Stattdessen warf sie sich in meine Arme und presste ihre Lippen auf meinen Mund. Bevor ich noch wusste, was ich tun sollte, stieß sie mich fort und ging ins Haus zurück. Aber sie hatte die Blume nicht genommen. Ich hielt sie in der ausgestreckten Hand und wollte sie ihrer Familie übergeben, doch sie waren alle bereits verschwunden und hatten die Tür hinter sich geschlossen.
    Was hatte sie damit gemeint, dass ich verstehen hätte sollen? Ich drückte mich noch ein Weilchen unschlüssig vor dem Haus herum und versuchte herauszufinden, was es war. Als ich es nicht schaffte, machte ich mich auf den Weg die Straße hinunter. Ich zwirbelte die Blume zwischen meinen Fingern. Ich wünschte, sie hätte sie angenommen. Sie war so ein hübsches Mädchen. Es wäre schade gewesen, die Blume einfach wegzuwerfen, also steckte ich sie mir stattdessen ins Knopfloch.
    Während ich weiterging, begann die Stadt aufzuwachen. Hände tauchten aus dem finsteren Inneren der Häuser auf, um die

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