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Die Blueten der Freiheit

Die Blueten der Freiheit

Titel: Die Blueten der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Anthony
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für ihn getan, um nun noch einmal etwas zu tun.«
    Herry seufzte.
    »Ich weiß. Katharina sitzt im Kloster fest. Und sie könnten jeden Tag hinter ihr Geheimnis kommen. Wenn sie es nicht schon längst getan haben. Aber wenn Gott sie nicht retten kann, was für ein guter Gott ist er dann? Das sagt zumindest der Pater. Und ich muss ihm wohl zustimmen. ›Auf dem Berge, da der Herr sieht.‹ Das sagt Pater Jacqmotte immer. Ich werde De Grote einfach sagen, dass ich es nicht tun kann.«

    Ich hatte den Sarg für De Grote. Alles war bereit. So bereit, wie es hätte sein sollen. Abgesehen davon, dass ich keinen Leichnam hatte. Der Große Jannes kam auf mich zu. Ich sah seinen Schatten über die Grabsteine huschen. Ich rief ihn zu mir und sagte ihm, dass er nicht würde graben müssen. Er musste bloß den Sarg von der Kirchenmauer herübertragen. Egal, ob leer oder nicht, es musste einfach reichen.
    De Grote und sein Kunde kamen wenig später, ihre Umrisse lagen im Schatten der Wolken, die sich vor den Mond geschoben hatten. De Grote klopfte auf den Sarg. »Jemand zu Hause?« Er lachte, und sein Lachen klang seltsam leise. Er wandte sich mir zu. »Macht ihn auf.«
    Der Große Jannes warf mir einen Blick zu.
    Ich nickte.
    Er öffnete den Deckel, indem er mit seiner Schaufel die Nägel löste. Dann drückte er so fest dagegen, dass er das Gesicht vor Anstrengung verzog.
    Ich wandte mich ab. Ich brachte es nicht über mich, De Grote ins Gesicht zu sehen. Er atmete zischend ein. Dann begann er zu fluchen. »Da ist ja kein Leichnam!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es sollte ein Leichnam im Sarg liegen. Dafür hätte ich Euch bezahlt.«
    »Es ist niemand gestorben. Ich habe keinen Leichnam.«
    »Ihr habt keinen …« Ich hatte noch nie erlebt, dass De Grote so kurz davorstand, loszubrüllen. Gott sei Dank tat er es nicht. Sonst wäre der Pater vielleicht aufgewacht. Er trat einen Schritt näher. »Ich habe einen Leichnam bestellt.«
    Irgendwo draußen in der Dunkelheit des Friedhofes winselte ein Hund. Es war ein seltsames Winseln, das mehr wie ein kehliges Knurren klang. Meine Nackenhaare richteten sich auf, und mein Magen zog sich zusammen.
    »Es ist niemand gestorben.«
    »Und dennoch sind wir alle hier.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Es gab keinen Leichnam. Was konnte ich sonst noch dazu sagen?
    Er trat einen weiteren Schritt näher. Er war nun so nahe, dass ich seine Wärme spüren konnte. »Ich hatte Euch um einen Leichnam gebeten. Und Ihr habt zugestimmt, mir einen zu besorgen. De Grote führt man nicht hinters Licht.«
    »Ich habe Euch nicht …«
    »Seid still.«
    Ich warf einen Blick auf den anderen Mann, auf De Grotes Kunden. Eine Hand war unter seinem Mantel verschwunden, während er die andere nach De Grote ausstreckte.
    De Grote wandte sich an seinen Kunden. »Denkt nicht einmal daran …«
    »Ihr habt versprochen, dass Ihr meine Spitze über die Grenze schafft.«
    »Das werde ich auch! In diesem Sarg wird bald ein Leichnam liegen. So oder so.« Er packte mich am Arm und winkte Jannes zu sich. »Bring mir die Schaufel.«
    »Nicht! Ihr könnt doch nicht …« Ich versuchte, mich von ihm loszureißen. Und als das nichts nutzte, stemmte ich mich mit den Füßen in den Boden. Doch der Regen hatte den Friedhof in einen Sumpf verwandelt. Meine Füße rutschten unter mir fort.
    »Ich nehme es nicht hin, dass jemand mir etwas abschlägt. Ich dachte, Ihr wüsstet das. Niemand verärgert De Grote.«
    Plötzlich packte ihn sein Kunde an der Schulter und riss ihn von mir fort. De Grote ließ meinen Arm los, um sich gegen den Mann zu wehren. Aus der Dunkelheit drang wieder dieses seltsame, knurrende Winseln zu uns herüber. Dann folgte ein Bellen.
    »Lasst mich los!« De Grote zog einen glitzernden Dolch aus seinem Gürtel und ging damit auf den Mann los.
    Der Mann trat nach hinten und stolperte über einen Grabstein. In diesem Augenblick schoss ein knurrendes Fellknäuel an ihm vorbei. Der Hund, der bereits warnend gewinselt hatte, sprang auf De Grote zu und vergrub seine Zähne in seiner Kehle. De Grote fiel zu Boden, und seine Arme ruderten durch die Luft, während er fuchtelnd versuchte, den Hund abzuwehren. Das Tier zerrte an seiner Kehle, als wäre es ein Racheengel, der von Gott persönlich geschickt worden war.
    Ich wollte den Blick abwenden, doch ich konnte es nicht. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Das Tier riss De Grote die Kehle heraus. Dann legte es sie seinem Herrn vor die Füße und ließ sich

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