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Die Blütenfrau

Die Blütenfrau

Titel: Die Blütenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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hatte Petrus sich durchgehend großzügig gezeigt. Die Luft war immer noch schwül, und der Himmel sah nach einemaufkommenden Sommergewitter aus. Bei solch einem Klima wurde selbst die Milch im Kühlschrank sauer, da kippte alles schnell um, auch mit Mayonnaise musste man ja höllisch aufpassen bei Hitze. Und tatsächlich nahm Else jetzt am Kurparkteich zum ersten Mal einen modrigen Geruch war: sumpfig, vergammelt, gar nicht schön. Hatte sie es vielleicht doch zu weit getrieben? War wegen ihr die dunkle Prophezeiung des Spiekerooger Ordnungshüters wahr geworden und die hübsche Wasserstelle zu einem stinkenden Tümpel verkommen? Else Martineck schämte sich augenblicklich. Schuldbewusst biss sie nun selbst in das altbackene Brötchen und wollte gerade die Papiertüte zurück in ihre Handtasche stecken, als eine schlappe Böe sich einen Scherz mit ihr erlaubte. Der laue Wind blies so geschickt um ihren linken Arm herum, dass die Papiertüte davon erfasst wurde und nur einen halben Schritt weiter auf der Wasseroberfläche landete.
    «Himmelherrgott», fluchte Else ganz gegen ihre Gewohnheit. Wenn jetzt jemand vorbeikäme. Wo sie doch schon den Teich ruiniert hatte   … und nun verschmutzte sie ihn noch mit diesem unfreiwilligen Papierschiffchen. Else trat näher ans Wasser, bückte sich so tief es ging und streckte den Arm aus. Einfach war das nicht, mit siebzig Jahren und Osteoporose in den Knochen. Die kaum merkliche Wasserbewegung trieb die Tüte unter die Bretter des Holzplateaus, auf dem sie stand, also holte sie ihren Stock zur Hilfe. Sie zog ihre Jacke aus, legte sie auf das Holz und kniete sich hin.
    Nein, wie weh das tat! Eine Frau in meinem Alter sollte so etwas nicht mehr machen, dachte Else.
    Sie fischte mit dem Stock im Wasser, sehen konnte sie nichts, dazu war das Ding bereits zu weit unter den Steg getrieben worden. Meine Güte, der Gestank war aber wirklich eklig! Nie mehr, wirklich nie mehr wollte sie sich Verbotsschildernim Spiekerooger Kurpark widersetzen. Regeln hatten eben doch ihren Sinn.
    Else machte sich lang wie ein Expander. Da war etwas. Mit ihrem Stock berührte sie etwas Weiches. Es war kein Papier. Eher ein Stück Stoff oder so. Else ächzte, als sie ihre Hand ins Wasser tauchte und daran zog. Sie spähte über die Uferkante. Nein, ein Stück Stoff hatte sie hier aber eigentlich nicht verloren. Und das, was ihre Hand zu fassen bekommen hatte, waren Haare.
    Haare?
    Dunkelblonde Haare. Sie schwammen wie zarte Moospflänzchen im Wasser. Und jetzt sah Else Martineck auch, woher die Haare stammten, und sie verstand, warum sie sich so schrecklich anstrengen musste. Für die Papiertüte, die sich in der Achselhöhle des nackten Mädchens verfangen hatte, interessierte sich Else Martineck überhaupt nicht mehr.

27.
    Walnut
(Walnuss)
    Botanischer Name: JUGLANS REGIA
    Blüte, die bei einer längst fälligen Entscheidung helfen kann
     
    Axel und Wencke hatten sich für den Teil des Naturschutzgebietes entschieden, der zwar laut Brockelsen von den Internatsschülern bereits durchkämmt worden war, der sich aber auch so wild bewachsen und unwegsam zeigte, dass ein zweites Mal nicht schaden konnte. Gefunden hatten sie nicht viel, eine platt gelegene Socke, das kaputte Gestell einer Sonnenbrille und ein paar sandige Bonbons neben einem Stück weißen Papier, das sich als Kassenzettel aus dem Drogeriemarkt entpuppte. Alles Dinge, die nicht spektakulär waren, die man eben so fand in den Dünen einer sommerlichen Urlaubsinsel.
    Wencke steckte das meiste mehr instinktiv in die Jackentasche. Es war Eile geboten, Gewitterwolken kündigten einen satten Regenguss an, der vielleicht ein paar wichtige Spuren fortspülen würde.
    Brombeersträucher, Hagebuttengestrüpp und Sanddorn machten die Suche nach Marina Kobitzki zu einem Einsatz, der Spuren auf Armen und Beinen hinterließ. Als Wencke nach Axels Hand fasste, um ihm dabei zu helfen, seinen Fuß aus einem Kaninchenloch zu ziehen, sah sie drei feine Schrammen auf der nicht behaarten Seite seines Unterarms.
    Sie stutzte. Die Verletzungen erinnerten sie an etwas. «Hast du vorhin die Narben gesehen? Hanno Thedingas nicht verbundener Arm sah aus, als hätte er schon ein paarmal an sich herumgeschnippelt.»
    Axel machte einen großen Schritt und stand wieder auf gleicher Höhe. «Vielleicht kommt daher auch seine komische Verletzung. Scheint ein Borderliner zu sein. Bei seiner Vorgeschichte kein Wunder   …»
    «Aber die Verletzung von heute muss

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