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Die Blütenfrau

Die Blütenfrau

Titel: Die Blütenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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hörst doch sonst auch immer auf dein Gefühl.»
    Seine Lippen waren weicher, als sie gedacht hatte. Seine Arme sanfter, sein Blick verlorener.
    Jetzt küssen wir uns, dachte Wencke. Das kann doch nicht wahr sein. Wir küssen uns. Der Regen fließt in Rinnsalen über unsere Lippen. Und ich werde jetzt meine Hände aus den Hosentaschen nehmen, damit er weiß, es ist kein Versehen.
    Das Piepen aus der Jeansjacke war das schlimmste Geräusch, welches sie jemals gehört hatte. Der Klingelton hieß Nostalgie. So ein scheiß Klingelton.
    «Mein Handy», sagte Wencke und begann nach dem Gerät zu suchen.
    «Du weißt schon, wenn du da jetzt drangehst, wird aus uns beiden nie was werden», nuschelte er.
    Das ist jetzt die Entscheidung, dachte Wencke. Bin ich eine richtige Frau – oder eine richtige Kriminalkommissarin?
    Axel ließ langsam los und schaute sie an. Sie lächelte ihm zu.
    Dann drückte sie auf den grünen Knopf. Im nächsten Moment wusste sie, dass ihre Suche in den Dünen umsonst gewesen war.

28.
    Heather
(Heidekraut)
    Botanischer Name: CALLUNA VULGARIS
    Blüte für Menschen, die sich selbst zu wichtig nehmen
     
    Wieso drei, hatte Tillmann Erb sich immer wieder gefragt. Er zerbrach sich regelrecht den Kopf darüber. Auch jetzt, wo er schon so gut wie im Bett lag, ließ ihn dieser Satz nicht los: «Ich glaube, wir haben hier schon das dritte vermisste Mädchen.»
    Kerstin Spangemann von der Spurensicherung war fest bei der Version geblieben, sie hätte sich aufgrund von Überarbeitung versprochen, und natürlich wären es nur zwei Mädchen   – Allegra Sendhorst und Griet Vanmeer. Aber Erb hatte die ganze Zeit über das Gefühl, dass ihm hier etwas verschwiegen wurde. Zudem war diese Spangemann zwar sehr apart und auch nicht dumm, aber beileibe keine Meisterin, wenn es darum ging, jemanden hinters Licht zu führen. Ihn schon gar nicht.
    Ihm war schon lange klar, dass nicht alle Spuren, die man in diesem Fall verfolgte, für seine Ohren und Augen bestimmt waren. Von dieser überrollten Katze zum Beispiel hatten ihm weder Riemer noch Spangemann ein Sterbenswörtchen erzählt. Vielleicht hatte dieses Indiz sich inzwischen auch als völlig belanglos herausgestellt, zumindest hatte er nichts weiter darüber in Erfahrung bringen können. Dass er in seinem Täterprofil den Begriff «Tierquälerei» hatte fallen lassen, war mehr Zufall gewesen – er wusste ja, dass Sexualstraftäter oft auch durch derartige Delikte in Erscheinungtreten. Und, was noch viel wichtiger war, er wusste, dass Gernot Huckler sich noch nie etwas Derartiges hatte zuschulden kommen lassen. Nun hatte also dieses Kätzchen vielleicht seine etwas luftleere These bestätigt. Und das war ja nicht schlecht.
    Wencke Tydmers und ein Kollege namens Sanders waren gegen Mittag spurlos aus seinem Blickfeld verschwunden. Stattdessen hatte man ihn zur Spurensicherung geschickt. Das war im Grunde genommen auch sehr gut, denn hier fand er, was sich für seine Zwecke eignete. Auch sonst lief alles wie am Schnürchen – wie gut, wenn man mächtige Freunde hatte.
    Es gab für Tillmann Erb auch eigentlich keinen Grund, daran zu zweifeln, dass er seinen Kopf gerade noch rechtzeitig aus der Schlinge gezogen hatte. Sie würden ihn nicht entlarven. Nicht, solange den Männern in Hannover wichtig war, dass nie herauskam, wer und was er wirklich war. Sie setzten alles daran, Gernot Huckler zu entlasten. Und damit entlasteten sie auch ihn. Schnell, präzise und ohne unnötiges Blutvergießen.
    Und doch war Erb sich seiner Sache nicht mehr ganz so sicher. Wieso hatte diese Spangemann von drei Mädchen gesprochen? Musste er etwa mit weiteren Komplikationen rechnen?
    Ausgerechnet diese schreckliche Katharina Zwolau von der
Zeitlupe
bestätigte dann sein ungutes Gefühl. Die Journalistin kam anscheinend nie zur Ruhe. Das Handy klingelte, als er sich in sein Hotelbett legen wollte. Erb trug bereits seinen Pyjama und bemühte sich gerade, mit dem Alarmsystem des altmodischen Radioweckers zurechtzukommen. Einen Moment lang dachte er, er hätte vielleicht den falschen Knopf gedrückt, erst dann bemerkte er, dass es sein Handy war. Um elf Uhr abends.
    «Ich bin es schon wieder», erkannte er die Stimme der ungeliebten Gerichtsreporterin. Woher hatte diese Frau in Dreiteufelsnamen seine Mobilnummer? War seine neue Sekretärin vielleicht doch nicht so diskret?
    «Was rufen Sie mich kurz vor Mitternacht an? Sollte ich Ihnen jetzt irgendetwas zu sagen haben, dann käme es

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