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Die Blütenfrau

Die Blütenfrau

Titel: Die Blütenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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in ihr Handy und lief weiter Richtung Strand. Vor ihr tat sich in der Dünensilhouette eine breite Lücke auf. Die Wolken waren an dieser Stelle ein aufgewühltes Durcheinander aus verschiedenen Grautönen, zwischen denen das Wetterleuchten flackerte, als hätte die Himmelsbeleuchtung einen Wackelkontakt.
    «Ich lese gerade in Griets Tagebuch», hörte sie Esther Vanmeer plötzlich in die Stille sagen. «Das wollte ich nie tun, und ich schäme mich so dafür   …»
    «Ihre Tochter ist verschwunden. Es ist richtig, dass Sie nach Hinweisen suchen.»
    «Sie hatte da einen Mann   …» Die Frau stockte. «Ich weiß nicht, wer er ist, sie hat ihm einen Phantasienamen gegeben, wahrscheinlich hat sie immer irgendwie damit gerechnet, dass ich in ihren Sachen herumschnüffele.»
    «Wie hat sie ihn genannt?»
    «Samael.»
    «Komischer Name.»
    «Ich habe im Internet danach geforscht. Das ist ein Dämonenname. Wissen Sie, meine Tochter hat einen Hang zur schwarzen Romantik.»
    «Und Sie haben keine Ahnung, wer das sein könnte?»
    «Nein. Aber mein Mann weiß es.»
    «Wie bitte?»
    «Da steht:
Gernot hat uns gesehen. Jetzt schlägt er Alarm. Samael meint, er ist nur eifersüchtig   …
Und so weiter.»
    «Hat Ihr Mann mal mit Ihnen darüber gesprochen?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Wie, Sie wissen es nicht?»
    Sie zögerte. «Es kann sein, ich glaube, ja. Er hat es zumindest versucht.»
    «Wie versucht? Und warum ist es ihm nicht gelungen?»
    «Ich   … also, es liegt an mir, fürchte ich. Ich wollte das nicht hören. Gernot und Griet, wissen Sie, ich wollte irgendwie gar nicht, dass die beiden ein engeres Verhältnis haben, auch kein Vater-Tochter-Verhältnis. Ich wollte das nicht. Es erschien mir unnatürlich. Und ich hatte Angst.»
    «Um Griet?»
    «Ich glaube ja.»
    «Sie haben Ihrem Mann also nicht wirklich getraut. Und als er mit Ihnen über Ihre Tochter reden wollte, da haben Sie schnell das Thema gewechselt.»
    «So könnte es gewesen sein.» Sie schluchzte leise, als wolle sie nicht, dass die Kommissarin etwas von ihrem Weinen mitbekam. Doch ihr zitternder Atem war zu hören, wenn sie Luft holte.
    «Frau Vanmeer, was steht noch in diesem Tagebuch?»
    «Sie   … Sie hat sich geritzt.»
    «Griet hat sich selbst Verletzungen zugefügt? Aber   … entschuldigen Sie, das müssten Sie als Mutter doch gesehen haben!»
    «Ich hab es auch gesehen. Obwohl Griet immer lange Ärmel getragen hat, um es zu vertuschen. Einmal habe ich sie auch darauf angesprochen. Aber meine Tochter hat sich rausgeredet.»
    «Sie hätten hartnäckiger sein müssen!»
    «Das sagen Sie so leicht. Die Kraft hatte ich einfach nicht. Mir geht es beschissen. So ist es. Das ist die Wahrheit. Ich lebe mit einem Mann zusammen, den ich liebe, wirklich liebe. Und der mich nicht anfassen will   …» Sie atmete immer hektischer, und ihre Worte waren nur schwer zu verstehen. «Und dann denke ich immer, er will vielleicht eine andere…, eine Jüngere, er will vielleicht meine Tochter   … Und dann   … Verdammt nochmal! Ich bin fix und fertig. Ich habe keine Kraft mehr.»
    «Frau Vanmeer?» Wencke bekam keine Antwort. «Frau Vanmeer, hören Sie mich? Bitte, überlegen Sie, kann es sein, dass es Hanno ist, der sich mit Ihrer Tochter getroffen hat?»
    «Was?»
    «Ich habe an seinen Armen auch Schnittwunden gesehen. Es könnte doch sein, dass Griet und er zusammen geritzt haben. Und wenn Ihr Mann von dieser Verbindung wusste, ist er vielleicht deswegen nach Spiekeroog gefahren. Er wollte zu Hanno Thedinga. Er hat sich Sorgen gemacht. Um Griet.»
    «Das   … ja, das könnte sein.»
    «Vielleicht wollte er Hanno ins Gewissen reden.»
    «Es würde   …», sie räusperte sich, das Weinen wurde leiser. «Es würde zu meinem Mann passen.»
    «Aber warum zeigt er sich dann nicht? Er muss doch mitbekommen haben, dass es eine zweite Tote gibt. Spätestens dann hätte er sich doch melden müssen, wenn er sich nicht weiter verdächtig machen will.»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, dass er von dort abgehauen ist. Sein Motorrad hat er zumindest noch nicht beim Abschleppdienst einlösen wollen.»
    «Sie glauben, er ist noch auf Spiekeroog?»
    Esther Vanmeer bestätigte ihren Verdacht. Aber Wencke war skeptisch.
    «Sein Zimmer ist bis auf ein paar Kleinigkeiten leer, und seit heute Mittag hat ihn kein Mensch mehr gesehen. So etwas gelingt im Mikrokosmos Insel nur, wenn man sich gezielt versteckt, oder   –» Wencke stockte. «Oder versteckt wird  

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