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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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spärliches Interesse an solchen Plänen hatte, war unerheblich. Der junge Flower sollte nicht erst zu ihm kommen, wenn es ihm befohlen wurde!
    Ein respektvolles, aber festes Klopfen unterbrach seine Gedanken. Lionel presste Hände und Zähne zusammen, um einen Wutausbruch zu verhindern, wandte sich von dem Fenster ab und sah, wie Master Flower sich vor ihm verneigte. In den Armen hielt er ein einschüchternd dickes Dokumentenbündel.
    König Lionel runzelte heftig die Stirn sowohl über die Dokumente als auch über den Tafelmeister selbst. »Also gut«, knurrte er. »Wir haben das Prunkzimmer gesehen und bemerkt, dass du es für den Einzug von Ratten und Spinnen vorbereitet hast, nicht aber für den Einzug von Menschen. Was, in Gottes Namen, sollen wir deiner Meinung nach mit diesen Leuten aus Gallimand machen, wenn wir sie nicht mehr unter unserem eigenen Dach beherbergen können?«
    Im Verlauf seiner Rede schwoll die Stimme des Königs zu einem regelrechten Brüllen an. Der junge Mann verzagte indes nicht, sondern entrollte auf dem Tisch eine sorgfältig gezeichnete Karte der königlichen Stadt und ihrer Umgebung. »Wir werden auf dem Feld von Reddingdale am Fluss eine Zeltstadt errichten«, erklärte er ruhig. »Während Lord Tellemondes diplomatischer Mission werden Eure Majestät in diesen Pavillions Hof halten. Dieser Ort selbst wird das Herz der Zerstreuungen des Botschafters sein, ein court champêtre zu Ehren des Frühlings.«
    Lionel konnte kaum glauben, was er da hörte, und starrte den jungen Mann verblüfft an. War dieser Küchenjunge etwa der Meinung, Tellemondes Spione würden den wahren Grund für diese Farce nicht entdecken? »Mein Kleiner, wenn du damit andeuten willst, dass wir die Pest vor den Abgesandten unseres königlichen Bruders verbergen sollen, schwebt dein erbärmliches Leben in ernsthafter Gefahr. Wir haben dich nicht zum Tafelmeister gemacht, um solch unüberlegte Ratschläge aus deinem Munde hören.«
    »Eure Majestät missversteht mich. Sicherlich wäre es sowohl falsch als auch dumm, die Gegenwart des Fiebers in Cygnesbury verheimlichen zu wollen, aber es besteht keine Notwendigkeit, unsere Zwangslage öffentlich zu machen. Ein Wort in das Ohr des Botschafters wird ihn des Umstandes versichern, dass ihm nur gesunde Diener aufwarten. Ich gedenke nicht, die Ansteckungsgefahr vor ihm zu verheimlichen, sondern Tellemonde vor ihr zu bewahren.«
    »Hmmm«, meinte König Lionel und machte sich daran, die Papiere durchzublättern.
    Seite um Seite des feinsten Hadernpapiers war mit der sauberen Handschrift des Tafelmeisters bedeckt. Es gab Listen von Möbeln und Nahrungsmitteln, Pläne für einen Mummenschanz und ein öffentliches Turnier und Dokumente, welche die Lage eines jeden Zeltes bezeichneten. Weiterhin war genau beschrieben, wer in welchem Zelt untergebracht werden sollte und wie mit dem Gepäck, den Pferden und den Dienern zu verfahren war. Nach einiger Zeit zuckte Lionel die Achseln. »Das ist sehr gut, Master Flower, und wir erkennen deine Erfindungsgabe an. Aber Botschafter Tellemonde ist dafür bekannt, dass er ein überaus heikler Mann ist. Wie können wir das Hofzeremoniell in einer Zeltstadt einhalten? Was ist, wenn es regnet?«
    Auch darauf wusste Master Flower eine Antwort. Er hatte in den königlichen Archiven Berichte über glanzvolle Versammlungen der früheren Könige von Gallimand gefunden, die in ähnlichen Zeltlagern abgehalten worden waren. Was die Bequemlichkeit anging, so betonte er, dass es sich nicht um Kriegszelte handle, die beengt und kahl waren und wie ein Sieb leckten, sondern um wasserdichte, höchst prächtig eingerichtete Pavillions. Der König fühlte sich in die Ecke gedrängt und bejammerte, dass man beim auswärtigen Essen ungeschickter sei als ein armloser Jongleur. Doch daraufhin wurde der Tafelmeister erst richtig munter und unterbreitete seine Pläne für ein Festmahl alfresco.
    Schließlich lachte König Lionel laut auf und bat ihn, zu schweigen. »Genug, genug, guter Tafelmeister. Wir sind es zufrieden, alles in deine Hände zu legen.«
    Master Flower sammelte die verstreuten Papiere ein, während Lionel sich in bester Stimmung auf seinem Stuhl zurücklehnte und den Tafelmeister beobachtete. Der Knabe hat gute Arbeit geleistet, dachte er. Ein geborener Edelmann hätte die Sache nicht angemessener behandeln können.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend lehnte er sich nach vorn, packte Williams Hand und drehte die Handfläche nach oben. Die Hand

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