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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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seines Quartiers und schließlich für die allgemeine Anmut und die Erquickungen, die ihm zuteil wurden.
    Diese Eindrücke verblassten auch nicht, als die Tage zu Wochen wurden. Kein Mangel an Fleisch, kein peinlicher Regenschauer, keine Krankheit, kein Todesfall überschattete das fröhliche Lager, das sich wie ein belebtes Bleiglasfenster unter dem klaren Maihimmel ausbreitete. Jeder Tag brachte seine eigenen Zerstreuungen, die geschickt vom Tafelmeister geplant und ausgeführt wurden: Falkenjagden, Ausflüge auf dem Fluss, Ringkämpfe, Waffengänge, Maskeraden, Festzüge, Festessen, Spiele, Wettrennen. Für den Tag des heiligen Augustinus war ein Turnier vorgesehen, auf das sich die albischen und gallimandischen Ritter durch Scheinkämpfe vorbereiteten. Der König brach mit ihnen fröhlich die Lanze und man hörte, wie er sagte, das letzte öffentliche Turnier liege schon zu lange zurück. Als Lord Brackton und Baron Carstey sahen, wie er an den Schranken des Turnierplatzes entlangritt und dabei lauthals Anweisungen gab, hofften sie, dass ihr sorgenvoller Monarch endlich seinen königlichen Gleichmut wiedergefunden hatte.
    Tatsächlich trug dieser cour champêtre viel dazu bei, die Wunde zu heilen, die Robin Wickhams Tod gerissen hatte. Lionel war sich dieser Heilung nicht bewusst, da sie natürlich nur eintreten konnte, weil er sie nicht bemerkte. Als er während der Messe im maigrünen Felde kniete, musste er nicht auf Robins halb vollendetes Grabmal blicken. Wenn er sich auszog, um mit den drahtigen gallimandischen Lords zu ringen, gab es keine Bewegung in dieser für ihn neuartigen Ertüchtigung, die ihn an Robin erinnerte. Wenn er die Volte im Gras tanzte und unter dem Himmelgewölbe aß, wurde er nicht so quälend an frühere Tänze und Gelage erinnert, bei denen Robin zu seiner Rechten getanzt und gegessen hatte.
    Drei Wochen lang hielt der König von Albia Festtag, doch dann besann er sich widerstrebend auf den wahren Grund von Tellemondes Besuch. Master Flower wies ihnen ein grasgrünes Zelt als Ratszimmer zu und dorthinein zogen sich König und Botschafter zurück, um die Frage der Allianz zu besprechen.
    Die einzelnen Schritte der Unterhandlungen waren zwar verzwickt, aber genauso festgelegt und unumstößlich wie die Schritte in einer Sarabande. Die Situation war so, wie Lionel es befürchtet hatte. Handel und militärische Abkommen, Goldanleihen, politischer Einfluss und sogar die bloße Versicherung, dass König Arnaud niemals das Königtum Albia überfallen oder annektieren werde, hingen ausnahmslos von König Lionels Einverständnis zur Hochzeit mit la Haulte Princesse Lissaude und ihrer Erhebung zur Königin von Albia ab.
    Botschafter Tellemonde versicherte Lionel, dass die Politik nicht der Grund für diese eheliche Verbindung war. Nachdem die Prinzessin ein Porträt des Königs Lionel im Schloss der Duchesse de Frise gesehen hatte, war sie von einer unsterblichen Leidenschaft für ihn ergriffen worden. Lissaude hatte erklärt, sie wolle entweder König Lionel von Albia heiraten oder ins Kloster gehen. Alle Welt weiß, dass eine Prinzessin nicht ins Kloster gehen kann; also hatte sich ihr Vater, der sie sehr liebte, dazu entschlossen, die Hochzeit zustande zu bringen. Als Tellemonde die Geschichte von Lissaudes coup de foudre erzählt hatte, zuckte er geziert die Achseln und wedelte mit der parfümierten Hand. »Die Prinzessin ist eine Frau«, meinte er. »Welcher einfache Mann kann behaupten, er verstehe die verschlungenen Pfade eines Frauenherzens?«
    Vielleicht in der Hoffnung, dass ein ähnlicher Liebesschlag den König treffen möge, zeigte ihm Tellemonde das Bild der Prinzessin. Es war eine Studie des Kopfes und der Büste, beinahe lebensgroß und gemalt in der realistischen Art der Schule von Liscard. Wenn man dem Porträtisten glauben konnte, waren Lissaudes Lippen voll und so rot wie Blut, ihre Haut so fein und weiß wie Schnee und ihr Haar so glatt und schwarz wie Ebenholz. Lionel gab ehrlich zu, dass sich kein Monarch eine schönere Königin wünschen könne, und lauschte andächtig Botschafter Tellemondes Rhapsodien über die Jugend, Bescheidenheit und Frömmigkeit der Dame. Die Lücken im Loblied des Gesandten erweckten in Lionel jedoch den Verdacht, dass das Mädchen genauso dumm wie schön und vor allem stur war. Außerdem sprach sie kein Albisch.
    Aber zusätzlich zu ihrem mangelnden Verstand, ihrem hübschen Gesicht und ihrer wohlerzogenen Seele verschaffte Lissaude ihrem Gemahl

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