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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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Geschwindigkeit auf das Gehöft zu, dass der Schweiß an ihm herabtroff und er rot wie sein Helm war, als er endlich den Hof erreicht hatte.
    »Hoi!«, keuchte er. »Holla da drinnen!« Eine alte Bauersfrau erschien in der Tür und spähte hinaus; ihr rundes Gesicht war von Alter und Sorgen stark gerunzelt. Er lächelte sie an. »Gott schenke Euch Freude«, schmetterte er ihr entgegen.
    Als Bet ihre Tochter hoch auf einem Schlachtroß sah, das von einem großen, hässlichen Mann in rostgeflecktem Leder geführt wurde, humpelte sie so schnell hinaus, wie es ihre schmerzenden Beine erlaubten, um das schlecht zusammenpassende Paar zu begrüßen. Etwa fünf Schritte vor ihnen hielt sie an, verzog die verdorrten Lippen und stemmte die Arme in die Hüfte.
    »Elinor, Kind, was denkst du dir nur dabei, so lange im Wald zu bleiben? Margery, Jane und Kitty sind schon seit mehr als einer Stunde hier. Also, Mistress Herumtreiberin, was hast du dazu zu sagen?«
    Sir William nahm all seinen Mut zusammen, trat vor und verneigte sich. »Mistress Martindale? Ich bin Sir William Flower. Ich bin gekommen, um in Hartwick Manor zu leben. Ich …« Was sollte er sagen? Dass er vorhatte, ihrer Tochter den Hof zu machen, obwohl er gerade erst ihren Namen erfahren hatte? Vor dieser verhutzelten, klarsichtigen alten Frau schien Sir Williams tapfere Offenbarung seiner Liebe zu einem feigen Verlangen nach einer Gemahlin zu schrumpfen, die tagsüber für ihn kochte und alles sauber hielt und bei Nacht sein Bett wärmte. Nein, so ist es nicht, sagte er sich, aber nur die Zeit wird zeigen, dass ich Recht habe.
    Also lächelte Sir William die Mutter seiner wahren Liebe an und erklärte: »Ich habe Mistress Elinor auf der Straße getroffen und es schien mir, dass sie müde und blass war. Ich hoffe, Ihr werdet sie nicht ausschelten, sondern ihr Speis und Trank geben und sie in Ruhe lassen.« Er hob Elinor von Paladins Rücken. Nachdem er ihre Hüfte gebührend schnell losgelassen hatte, wandte er sich noch einmal an Bet. »Wenn Ihr mir sagt, wo ich Euren Gemahl finden kann, Mistress, würd’ ich gern einmal mit ihm sprechen.«
    »Hai!«, rief Bet, ohne den Blick von dem Gesicht des Ritters abzuwenden. »Hal Martindale!«
    Das rundliche Gesicht eines Jungen tauchte plötzlich hinter einer Ecke des Gebäudes auf. »Ja?«
    »Bitt deinen Onkel, herzukommen, denn hier ist jemand, der mit ihm reden will. Und nun beeil dich!«
    »Guter Master Hai«, rief Sir William hinter ihm her, »wärst du so freundlich, meine Pferde zur Tränke zu führen und auf sie aufzupassen? Ich will selbst zu deinem Onkel gehen, damit er nicht herkommen muss.«
    »Ist im Kuhstall mit Jack, Master. Die alte Daisy hat ’ne Biene im Euter.«
    Bet schalt Hal einen Herumtreiber und Streuner, doch William lachte nur und machte sich auf den Weg zum Kuhstall, wobei er die Hühner auseinandertrieb. Ein seltsamer Ritter, dachte Bet, sowohl herrschaftlich als auch bescheiden, zerlumpt wie ein Bettler, aber das Befehlen gewöhnt. Und er hat ehrliche Augen in seinem spatenähnlichen Gesicht. Dass er sich in Elinor verliebt hatte, war leicht zu erkennen. Eine solche Heirat zwischen Hoch und Niedrig war nicht nach Bets Geschmack, aber wer konnte denn beschwören, dass das Mädchen in Wirklichkeit nicht von genauso edler Abstammung war wie er selbst?
    Während Bet in Gedanken versunken war, ging Elinor auf das Bauernhaus zu. Ihr Gesicht war bleich und wie versteinert; sie hielt den Korb voller Maiglöckchen mit zitternden Händen und ging wie jemand, der mit offenen Augen träumt. Sie hatte bereits den Fuß auf die Schwelle gesetzt und wollte gerade das Haus betreten, als Bet ihr Einhalt gebot.
    »Tochter, Tochter, was tust du da?« Bet stotterte fast vor Angst. »Willst du mit diesen Blumen ins Haus gehen?«
    Mit einem Aufschrei warf Elinor den Korb von sich, als ob Feuer in ihm blühe.
    Maiglöckchen im Haus bedeuteten Tod und Unglück und keine Hexe – nicht Eibenbaum, nicht Weidenblatt – hatte die Macht, dieses Omen abzuwehren. Das Mädchen stand wie versteinert in der offenen Tür; ein Fuß schwebte über der Schwelle, während der andere sicher im Matsch des Hofes stand.
    »Nun gut«, meinte Bet schließlich. »Ich bezweifle, dass uns deine Ungeschicklichkeit viel Unglück bringt, da du die Schwelle noch nicht richtig überschritten hast. Wir können sowieso nichts mehr daran ändern.«
    Elinor weinte nun laut; es waren große, keuchende Schluchzer, die sowohl wütend als auch traurig

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