Die Blume der Diener
zwei reiche Herzogtümer, eine beträchtliche Menge Gold, den guten Willen ihres Vaters und die Dienste eines mächtigen und geachteten Zauberers, der gleichzeitig ein Bruder des Erzbischofs von Estremark war, dessen Einfluss auf Irridia und Liscard Lionel nicht unterschätzen durfte.
Daher überwand die Liebe König Lionels zu Lissaudes Mitgift seine Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Person. Nach einem Tag höflichen Zögerns erklärte er, er sei entzückt, ihr Gemahl werden zu dürfen. Am Vorabend des großen Turniers zu Sankt Augustini setzte Lionel sein Siegel unter den Ehevertrag. Er stimmte zu, dass die Hochzeit im Juni des nächsten Jahres stattfinden sollte, und feierte seine Verlobung mit la Haulte Princesse Lissaude de Gallimand mit einem Festessen, das aus vier Gängen und vierzig verschiedenen Speisen bestand. Die Abergläubischen sahen es als gutes Omen an, dass an jenem Tag keiner der Kranken im Schloss von Cygnesbury starb und sich die erst jüngst von der Seuche Befallenen als Geheilte aus den Betten erhoben.
Der Morgen des Turniers dämmerte klar und frisch herauf. Während der Kammerjunge des Königs ihn in eine scharlachrote Hose und einen neuen, mit Sperlingspapageien und orangefarbenen Blumen bestickten Umhang kleidete, dachte der König sehnsüchtig an die Ritter, die nun ihre Unterarmplatten und Turnierhelme anlegten. Bald würden sie für Albias und ihren eigenen Ruhm kämpfen, während er sich wie ein Narr mit Glöckchen und bunten Farben ausstaffieren, untätig auf der Tribüne herumsitzen und Nettigkeiten mit diesem Langweiler Tellemonde austauschen musste. Weiterhin war Lionel heute gezwungen, alle und jeden anzulachen, bis ihm das Gesicht schmerzte. Nun, das waren halt die Pflichten eines Königs. Lionel warf die Schöße seines kurzen Mantels zurück, drückte sich ein goldenes Diadem in das sonnenfarbene Haar und beruhigte sich mit dem Gedanken, dass die Preise edel genug waren, um einen edlen Kampf sicherzustellen. Ein feines, kastanienbraunes Rennpferd ging mit allem Zaumzeug an den ersten Ritter auf dem Felde, ein juwelenbesetzter Gürtel an den zweiten und ein Falkenmännchen an den dritten. Vor drei Jahren hatte Robin Wickham sowohl das Pferd als auch den goldenen Gürtel erhalten.
Weh mir, dachte Lionel, als er von seinem Zelt fortschlenderte und sich in den morgendlichen Festtaumel stürzte. Der so kühne und freie Prinz Lionel der Goldene war genauso tot wie sein toter Freund. Der Prinz, der auf Turnieren juwelenbesetzte Gürtel errungen hatte, hätte niemals in die Heirat mit einer Pfauenhenne und Klosterschülerin eingewilligt. Er zog die Gräfin von Pascuort der Prinzessin von Gallimand vor. Sie waren beide Jungfrauen und von etwa demselben Alter. Aber die Gräfin verstand wenigstens seine Sprache.
Lady Alyson Pascourt war gerade vierzehn, von großer Schönheit und außerdem eine lebendige Range, wenn er sich recht erinnerte. Ihre Verheiratung lag im königlichen Ermessen. Lionel hatte früher einmal vorgehabt, sie Robin zu geben; vor dem brantischen Krieg waren die beiden sogar formell verlobt gewesen. Pascourt war eine blühende Grafschaft und grenzte an Robins eigene Erblande und obwohl das Mädchen damals erst zwölf Jahre alt gewesen war, hatte Robin Geschmack an ihrer Person gefunden.
Als es Zeit wurde, die Königin der Schönheit und Liebe des Turniers zu küren, erinnerte sich der König natürlich an die junge Gräfin und schickte Thomas Frith aus, um sie aus der Mitte ihrer blühenden Gefährtinnen zu pflücken und zur Krönung herzuführen.
»Ah, la petite Alysoun «, sagte der Botschafter zustimmend. » Une fille forte belle und reif für das Hochzeitslager. Sollen wir sie mit einem gallimandischen Lord verheiraten und zur Dienerin der Königin machen?«
»Sie ist noch zu jung für eine Heirat«, erwiderte Lionel knapp. Robin hatte junge Geliebte mit unreifen Brüsten, kleinen und runden Bäuchen und nur wenigen sanften Härchen an der Scham bevorzugt. Es war eine bestimmte junge Hure aus Cygnesbury gewesen, die Robins Bett länger als einen ganzen Monat gewärmt hatte. Am Vorabend des Marsches auf Brant hatte er sie Lionel als eine Art Geschenk zur Vorfeier gebracht und die drei hatten sich die halbe Nacht zusammen im königlichen Bett wie junge Hunde im Stroh getummelt. Ah, sie war ein feines Dingelchen gewesen, dachte Lionel: mit kleinen Brüsten und einer schmalen Hüfte und so lüstern wie ein Sperling. Wie sie gelacht hatte, als Lionel nach ihr
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