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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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oder köpfen oder hängen lassen. Wie dem auch sei, Eure Hand wird ihr Blut nicht vergießen und sie wird Euch nicht mehr stören.«
    Margaret nickte nachdenklich. Es lag Wahrheit in den Worten des Dämons. Hatte nicht ihr Vater ihren älteren Bruder immer dann geschlagen, wenn das Eisen spröde geworden war, egal ob Simkin für seine Ablöschung verantwortlich war oder nicht? Aber es stellte sich noch eine Frage. »Welche Farbe hat das Haar des Königs?«
    »Gelb, Lady. Weizengelb.«
    Also war es der König, den die Prophezeiung die ganze Zeit gemeint hatte. Doch sie würde nicht unmittelbar gegen ihn losschlagen, so wie sie gegen den Mann ihrer Tochter losgeschlagen hatte. Sie beging einen groben Fehler nicht zweimal. »Du hast mich gut beraten«, gestand sie ein. »Ich werde das Volk von Albia mit einer Seuche heimsuchen.«
    Die zischende Stimme kroch näher, bis sie ganz dicht an Margarets Ohr summte. »Ich könnte Euch Flüche und Zaubersprüche zeigen, die aus ganz Albia eine schwärende Wunde machen, ein eiterndes Geschwür auf dem Angesicht der Erde. Die Menschen werden ausrufen, dass die Hölle ein besserer Ort als Albia und Luzifer ein sanfterer Herrscher als Lionel ist.«
    »Nein.« Margaret war der Meinung, dass der Erzdämon es nun übertrieb. »Ich weiß genug über Verderbensflüche, Geschwüre und Gifte und brauche deine Belehrungen nicht. Verlass mich.«
    Als der Wirbelwind fort war, öffnete Margaret die schweren Schlagläden und schaute auf den dunklen Baldachin des Waldes von Hartwick hinaus. Während sie sich mit dem Dämon beratschlagt hatte, war die Abenddämmerung hereingebrochen und verbarg Hirsche und Keiler, Wölfe und Hasen, Menschen und die Welt der Menschen vor Margarets Augen. Sie wandte sich vom Fenster ab, streifte rastlos durch ihr Zimmer, hielt an einem Tisch inne, auf dem ein irdener Topf stand, nahm ihn in die Hand und drehte ihn langsam. Sie beruhigte ihre Gedanken, so wie sie es immer tat, wenn sie nach den Namen der Dämonen und dem richtigen Rhythmus für ihre Beschwörung suchte.
    Der Topf war rund und gedrungen. Er stammte aus dem Gepäck eines Landfahrers. Vor dem Brennen hatte der Töpfer eine grobe Blattgirlande in den Lehm gekratzt. Die rauen Kanten des Musters schabten über Margarets Finger.
    »Der König!«, hörte sie ihren Vater jammern. »Dem König sind wir vollkommen gleichgültig, ’n hartes Jahr? Die Adligen setzen trotzdem die Steuern rauf! Hat Graf Marschall etwa nicht den Daumen auf dem Geldbeutel gehalten? Wen kümmert’s? Graf Marschall setzt unsre Steuern rauf und dabei gibt’s in dem ganzen Sprengel nicht mal genug Geld, um ’n Fässchen bittres Bier zu kaufen!«
    Margarets Schultern zuckten unwillkürlich, denn sie erinnerte sich an die Schläge, die solchen Reden gefolgt waren. Die Hand ihres Vaters war genauso unvoreingenommen gewesen wie sein Zorn. Seine Armut, der Geiz seiner Frau, die Eigensinnigkeit seiner Kinder, die Brüchigkeit seiner Pflugschar, die Bitterkeit seines Lebens – an all dem war Margaret schuld – oder ihr Bruder oder seine Frau oder sein Lehensherr oder der König.
    Vorsichtig setzte Margaret den Topf wieder ab und lächelte. Warum sollte sie aus Albia eine schwärende Wunde machen, wie es der Dämon vorgeschlagen hatte? Ein solch flächendeckendes Unheil passte zwar zu der Art eines Dämons, aber es war weder raffiniert noch praktisch. Sie brauchte eigentlich nicht mehr zu tun, als Albia mit nebensächlichen kleinen Krankheiten zu quälen, und bald würde jeder wohlhabende Lord, jedes Zunftmitglied und jeder Freisasse im Land von Sorgen zerfleischt und fluchen wie ein Kesselflicker. Wenn es so weit war, würde sie weitersehen.
    Erst in der Frühe des nächsten Tages hatte Margaret ihren Plan in allen Einzelheiten ausgearbeitet, doch trotz ihrer Müdigkeit würde sie erst schlafen können, wenn sie ihre luftigen Truppen in die Schlacht geschickt hatte. Als die Morgendämmerung sanft und warm durch die vom Efeu verhangenen Fensterscharten kroch, kleidete sich Margaret in ihre sternbesetzte Robe. Wie ein sorgfältiger Koch, der sich auf ein großes Bankett vorbereitet, stellte sie die passenden Texte und Zaubersprüche zusammen und legte ihre Gerätschaften zurecht. Pulver und seltene Erden, Öle, Salben und Tränke standen in beinernen Schüsseln und Platten vor ihr. Methodisch zerstampfte und mischte, schmolz, rührte und löste sie auf, bis ein großer Tisch sich mit Phiolen gefüllt hatte, in denen Krankheit und Wahnsinn

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