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Die Blume der Diener

Die Blume der Diener

Titel: Die Blume der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delia Sherman
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Gelehrten Salvia nennen. Seine Blätter sind weißlich, manchmal auch graugrün. Sie sind an den Rändern gezahnt und mit kleinen Härchen bedeckt.« Gehorsam streichelte Alyson mit dem Finger über eines der langen Ovale; es fühlte sich wie grob gewebte Wolle an. Sie spähte durch den Zweig zu William hinüber, doch seine klaren grauen Augen waren fest auf die Blätter gerichtet.
    »Seine Natur ist heiß und trocken und er ist gut für den Kopf und das Gehirn, wirkt gegen Schlangenbisse und hilft bei Frauen, die vor ihrer Zeit niederkommen wollen.«
    »Oh«, sagte Alyson. »Das ist gut zu wissen für eine Frau. Gibt es noch mehr?«
    Er fuhr mit sanfter Stimme fort und machte Poesie aus der gewöhnlichen Tatsache, dass Salbei sowohl Eintöpfe als auch Ochsenschwanzsuppen gut zu würzen vermag. Aber Alyson, die sich in der Anmut seiner schlanken, weißen Hände und seiner wohlgeformten Lippen verloren hatte, hörte nichts von diesen weisen Ausführungen. Sie starrte ihn an, bis er alles gesagt hatte, was er über Salvia wusste. Dann verfiel er in Schweigen. Alyson zuckte leicht zusammen, nahm ihm den Salbei aus der Hand und dankte ihm, wobei sie schüchtern ihrer Hoffnung Ausdruck verlieh, dass er diese Belehrung zu einer anderen Zeit fortsetzen werde. Einen Herzschlag später hatte William zugestimmt, sich erhoben und verneigt. Alyson lehnte sich auf der Zitronenbank zurück, küsste das Salbeiblatt und dachte, wie wunderbar doch die Liebe war.

Kapitel Drei

    Nachdem sich Sir William Flower mit Bets Hammelpastete und Toms guten Ratschlägen vollgestopft hatte, ritt er nach Hartwick Manor und fand es wie befürchtet in einem äußerst traurigen Zustand vor, aber wenigstens stand es noch. Ratten, Mäuse und Spinnen gab es im Überfluss und auch Anzeichen von größerem Ungeziefer in Form von Kothaufen, Knochen und blutigen Federn. Die hölzerne Treppe schwankte und knarrte, als er sein ganzes Gewicht darauf stellte, und die Türen fielen aus den verrotteten Lederangeln. Hinter den baufälligen Nebengebäuden herrschte Wildwuchs und die Felder am Rande des Waldes hatten sich in Weiden verwandelt. Dennoch erwiesen sich die Wände und Decken des Gebäudes als stabil und das Ackerland war fruchtbar und schwarz. Sir William war mit seinem Besitz zufrieden und machte sich sogleich daran, ihn dem Verfall wieder abzutrotzen.
    Der Mai flog unter Scheuern und Bauen, Fällen und Hacken, Pflügen und Säen in Windeseile vorbei. Sir William besuchte nacheinander jeden seiner Pächter, erkundigte sich nach ihrem Wohlergehen, trank ihr Bier und verließ ihre Höfe jeweils mit Körben voller Nahrungsmittel und dem Versprechen, ihn bei der Urbarmachung seiner Felder tatkräftig zu unterstützen. Es fiel seinen Pächtern leicht, diesen hässlichen, zerlumpten Ritter zu mögen, denn er pflegte weder einen zu vertraulichen Umgang mit ihnen, noch war er zu hochnäsig. Er sagte ihnen offen heraus, dass er zumindest in diesem Jahr lieber ihre Arbeitskraft als ihre Pacht haben wollte. Hob Reidy, Simkin Black und alle anderen Pächter, die ihr Auskommen Hartwick Manor verdankten, halfen ihrem neuen Lord gern, den Boden zu bestellen; sie liehen ihm Ochsen für seinen Pflug sowie ihre Arbeitskraft für das Aussäen. Aber was Rat, Möbel und Saatgut anging, so half ihm niemand mehr als die Martindales, die ihm eigentlich gar nichts schuldeten. Und seine größte Hilfe war die unverheiratete Tochter der Martindales.
    Während Sir William draußen arbeitete, machte sich Elinor Martindale im Haus nützlich. Fast jeden Tag konnte man sie in Hartwick Manor antreffen; sie hatte ihr goldenes Haar zu einem Knoten gebunden und schrubbte die Fliesen der kleinen Halle mit Sand oder überwachte das Anbringen der Topfhaken über dem Küchenherd. Es war Elinor, die sich darum kümmerte, dass die Türen wieder richtig eingehangen, der Kamin gefegt und die Schlagläden an jedem Fenster zum Schutz gegen den kommenden Winter eingepasst wurden. Janet, die Melkmagd von Nagshed, sagte zu Mistress Nan Carver, dass Elinor Martindale Hartwick Manor so gründlich herrichtete, als ob sie deren Herrin wäre.
    »Elinor Martindale hat sich schon immer viel vorgenommen«, sagte die junge Mistress Carver. »Aber eines Tages wird sie ’nen Schritt zu weit gehn. Glaubt sie etwa, ein Ritter mit Grundbesitz nahm eine wie sie?«
    »Na«, sagte Janet nachdenklich, »sie war doch überglücklich, wenn sie nur irgendjemandes Hure sein könnte. Und da war was in der

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