Die Blume der Diener
Streitgesprächen zwischen ihm und seiner Frau führte. Hartwick Manor war kein reicher Besitz. Obwohl William und Elinor bequem leben konnten, hatten sie nur wenig Silber in der Tasche. Die Pacht von Tom Reidys Bauernhof würden sie schmerzlich vermissen.
»Im Augenblick haben wir’s schwer«, beklagte sich Elinor. »Jeden Monat verkaufen wir fünf Gallonen Butter zu fünf Schillingen die Gallone und geben alles sofort wieder für Kerzenwachs aus. Das Geld für die Tagelöhner, die Almosen für die Armen und die königlichen Steuern, die auf dem Land lasten, will ich gar nicht erst erwähnen. Paladin wird langsam alt und steif und kann bald keine großen Lasten mehr tragen. Ein neues Pferd kostet mindestens fünfzig Pfund, wie du sehr genau weißt. Wir sind so arm wie eine Kirchenmaus, William. Wir können uns nicht noch weiter einschränken.«
»Doch, das können wir, meine süße Elinor«, sagte Sir William verschämt. »Hal ist dein Bruder – oder so etwas wie dein Bruder, da gibt es keinen Unterschied – und ich will von meinen Verwandten keine Pacht annehmen. Und Paladin kann mich trotz seines hohen Alters und meines hohen Gewichts noch tragen. Das Haus hat alle Möbel, die es braucht. Es ist hübsch geschmückt und die Melkmägde sind wohl versorgt. Wir erhalten Pacht von Swale und der Flowerdale-Farm, die zum Erbe meines Vaters gehören. Obwohl mein Bruder Giles mich nicht sehr liebt, wird er sie uns nicht wegnehmen. Wir haben genug, meine Süße. Lass mir also meinen Willen.«
Elinor seufzte, schüttelte den Kopf, küsste ihren Gatten und zauste sein gelbes Haar. »Du bist weich, mein Gemahl, wie ich es schon immer gesagt habe. Doch deine Weichheit steht dir gut. Hal und Susan sollen ihr Gehöft bekommen.«
In neun Jahren Ehe begrub Elinor sechs Kinder. Eines starb bei der Geburt, zwei waren Fehlgeburten, ein Sohn lebte drei Tage, ein weiterer – Edmund – lebte vier Wochen, doch schließlich starben sie alle. Eine umsorgte Tochter – Alys, ein schwächliches, ständig wimmerndes Kind – lebte ganze sechs Monate, bevor sie ihren Geschwistern auf den Kirchhof folgte. Elinor zog sich nie wieder ganz in ihren Kummer zurück, doch jeder dieser Verluste nahm ihr ein Stück ihrer Jugend und Fröhlichkeit. Oft weinte sie, wenn sie ein Kind lebend aus dem Bauch seiner Mutter zog. Sir William hingegen trauerte um jeden frühen Tod und richtete seine väterliche Sorge ganz auf die Felder und die Pächter von Hartwick Manor. Bauern und Kühe, Felder und Wälder waren seine Kinder.
Im Alter von siebenundzwanzig Jahren befand sich Elinor wieder in guter Hoffnung.
Im Allgemeinen gab Elinor nicht viel um ihre eigene Gesundheit. Sir William sah sie hundertmal husten oder die Stirn vor Kopfschmerzen runzeln, bevor sie sich die Schläfen mit Rosmarinwasser benetzte oder einen Trank aus weißem Sanddorn einnahm. Doch als sich ihr Bauch zum siebten Mal wölbte, begab sich Elinor Flower eisern zu Bett und schickte einen Brief zur Vereinigung der Hebammen in Cygnesbury, in dem sie anfragte, ob eines ihrer Mitglieder in der Nähe von Seave tätig war. Eine solche Hebamme würde teuer sein. Es kostete viel, sie herzubringen, sie zu verköstigen und ihr den Lohn zu zahlen, doch Elinor wollte nicht länger auf die Fähigkeiten von Gevatterinnen vertrauen, die mehr vom Ferkeln der Säue als von menschlichen Geburten verstanden.
Als Elinor im achten Monat war, reiste eine gewisse Jane Gotobed – eine in Cygnesbury ausgebildete Lorbeerzweighexe – von Barton an, um ihr im Kindbett beizustehen. Sie half Elinor mit Salbei und Salz durch den letzten Monat und drehte das Kind in ihrem Bauch, damit es nicht mit dem Steiß, sondern mit dem Kopf voran ins Leben trat, so wie es einem rechten Mann anstand. In einer Septembernacht gebar Elinor einen feinen und lebhaften Jungen, wie ihn sich jede Mutter nur wünschen konnte.
Nachdem Mrs. Gotobed die Nabelschnur durchtrennt und das Kind gewaschen hatte, wickelte sie es in weiße Leinenbänder und trug es in die Halle, um es seinem Vater zu zeigen. Sir William nahm den rosigen Zwerg behutsam in die Arme und lächelte etwas bang in das verschrumpelte Gesicht seines Sohnes. »Ich nenne ihn Henry Thomas«, sagte er, »zur Erinnerung an seine beiden Großväter. Und ich bete für seine weitere Gesundheit und für die seiner Mutter. Ihr habt mir heute ein großes und wunderbares Geschenk gemacht, Dame Gotobed. Ich weiß nicht, wie ich Euch dafür danken soll.«
Die Hebamme lächelte und
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