Die Blume von Surinam
Aber es kam noch schlimmer. »Ist das nicht die Tochter deiner Kiri?«
Karini! Sie konnte sie auf keinen Fall hier bei Pieter lassen. »Mach dir keine Hoffnung, Pieter, Karini wird mit uns zurück nach Rozenburg kommen.«
»Ach ja, das wir meinem Sohn aber missfallen. Ich glaube, er mag das kleine Ding. Aber ich schätze, auch da muss er noch einiges lernen.« Sein Blick bekam etwas Lauerndes. »Aber lass dir eines gesagt sein: Auf meinen Sohn hast du ab jetzt keinen Einfluss mehr. Denk immer daran, ich weiß etwas, was dein Jean nicht weiß und dein Sohn vermutlich auch nicht. Also …«
»Was weiß ich nicht?« Jean trat mit misstrauischem Blick aus dem Wirtschaftsgebäude.
Pieters Tonlage änderte sich sofort. »Ach Jean, ich sagte nur gerade zu Juliette, dass du noch gar nicht weißt, wann ihr die erste große Lieferung Zuckerrohr bringen könnt.«
»Ich werde mich bei dir melden. Julie? Gehen wir zum Haus?« Er nahm Julie am Arm und führte sie von Pieter fort.
»Hat er Ärger gemacht wegen Martin?«, fragte er, als sie außer Hörweite waren.
»Nein … er … ach …«
»Julie, was ist los? Hat er dich mit irgendetwas bedroht?« Jean wirkte ehrlich besorgt. »Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, was los ist.«
Julie löste sich mit einer barschen Bewegung aus seinem Griff. »Du glaubst mir doch sowieso nicht, er hat dich doch um den Finger gewickelt. Das ganze Theater hier veranstaltet er doch nur aus einem Grund: Er will Rozenburg wiederhaben.« Sie spürte, wie Tränen aus ihren Augen und die Wangen hinabliefen.
»Julie, glaubst du im Ernst, Pieter arbeitet so hart für Watervreede, um sich Rozenburg wiederzuholen? Und überhaupt … wie sollte er das anstellen? Ich glaube, das bildest du dir ein.« Jean schüttelte den Kopf.
Julie schluchzte. Seit Pieter das erste Mal bei ihr gewesen war, lag diese Last schwer auf ihrer Seele. Sie hatte Fehler gemacht, vor allem aber den, ihrem Mann etwas zu verschweigen. Und jetzt drohte es, auf sie zurückzufallen. Julie haderte mit sich, aber es gab nur eine Lösung: Sie musste es Jean sagen, bevor Pieter das Geheimnis zu seinen Gunsten ausnutzte. »Er … er kann mich erpressen.« Sie hielt kurz inne, fand aber keine Worte. Jeans Blick war voller Neugier und Wärme, und so fasste sie neuen Mut.
»Jean … damals … der Unfall von Karl am Fluss … es war kein Unfall …« Julie schluckte.
»Wie meinst du das?« Jean trat einen Schritt an sie heran, Julie wehrte aber seine Umarmung ab.
»Karl hätte Kiri erschlagen, dabei hatte sie nicht einmal etwas getan, da konnte ich nicht … da musste ich … ich wollte ihn ja nicht erschlagen, ich dachte … Jean, ich habe Karl umgebracht, und Pieter weiß das.«
Jean sah Julie betroffen an. »Warum hast du mir das denn nie erzählt?«
Im gleichen Moment trat jemand aus dem Schatten eines Baumes. Henry. Julie erschrak, als sie seinen Blick traf, der voll tiefer Trauer lag. »Ich weiß es jetzt auch«, stieß er hervor, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und davonlief.
Kapitel 6
K arini grollte. Zuerst hatte Misi Juliette sie mit Misi Gesine nach Watervreede gehen lassen, und jetzt befahl sie ihr, unverzüglich mit nach Rozenburg zu kommen. Sofort nach dem ersten Probelauf der Dampfmaschine hatte Misi Juliette angeordnet zu packen, und bereits wenige Stunden später waren sie auf dem Rückweg zur Plantage Rozenburg. Die Stimmung im Boot war sehr angespannt. Nicht nur Karini war wütend, auch Masra Henry saß mit bedrückter Miene im Bug des Schiffes neben ihr, anstatt hinten bei seinen Eltern. Misi Juliette und Masra Jean hatten noch kein Wort gesprochen, auch das war ungewöhnlich. Karini fragte sich, was diesen plötzlichen Aufbruch verursacht haben könnte, hier auf dem Boot aber konnte sie Masra Henry nicht danach fragen. Irgendetwas musste vorgefallen sein.
Masra Martin war ebenfalls überrascht gewesen. »Wieso bleibst du nicht hier?«, hatte er sie gefragt. Karini wusste es nicht, aber Misi Juliettes Worte waren unmissverständlich gewesen. Was hätte sie denn machen sollen? Selbst Misi Gesines Protest hatte Misi Juliette nicht von ihrer Entscheidung abbringen können.
»Juliette, du kannst mir Karini doch jetzt nicht einfach wieder wegnehmen«, hatte Misi Gesine empört gerufen.
»Karini gehört zu unserer Plantage. Du hast noch Sarina, und wie ich gehört habe, bekommt Watervreede in ein paar Tagen neue Arbeitskräfte.« Misi Juliette hatte sich auf keine weiteren
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