Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
Vom Netzwerk:
auf, neben ihr Platz zu nehmen.
    »Die Dame, die sich Euch gegenüber an den Tisch gesetzt hat, ist meine Zofe und treue Freundin Madame de Tournon.«
    Wieder musste Marguerite lachen.
    »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue, meine Familie wiederzusehen, Monsieur Marot!«
    »Die heilige Dreifaltigkeit von Amboise!«, feixte der Poet.
    »Gibt es diesen Spitznamen tatsächlich noch?«, fragte Marguerite überrascht.
    »Oh ja, die Anekdote ist aus dem Angoulême bis zu uns in die Touraine gelangt. So werden die Comtesse und ihre beiden Kinder jetzt auch bei uns genannt.«
    Marguerite schenkte ihrem Tischnachbarn ein strahlendes Lächeln.
    »Das ist keine Anekdote, sondern die Wahrheit, lieber Freund«, versicherte sie ihm. »Und das hier sind Madame de Breuille, meine Betschwester, und Catherine, mein Kammermädchen«, stellte sie ihm die beiden Frauen mit einer ausladenden Geste vor. »Ich möchte, dass sie mit uns zu Abend essen.«
    »Bitte, entschuldigt, Madame«, unterbrach sie Catherine, »aber ich würde lieber bei Mathilde bleiben und auf dem Zimmer essen.«
    »Hat sie nichts gegessen? Geht es ihr nicht gut?«
    »Doch doch, Madame, sie ist ganz allerliebst. Aber allein in dem fremden Zimmer könnte sie Angst bekommen.«
    »Da hast du recht, Catherine. Geh nur. Wir sehen uns nach dem Souper.«
    Der Gastwirt kam und tischte Pasteten und Räucherschinken auf.
    An einem Nachbartisch zechten zwei Infanteristen und waren nach drei oder vier Schoppen Cidre schon ziemlich laut. Ob sie wohl zu Charles d’Alençons Truppenabteilung gehörten? Eben wischte sich der eine mit dem Ärmel den Mund ab, der andere spuckte einen Knochen aus.
    Unter geräuschvollem Lachen und Rülpsen diskutierten sie reichlich unbedarft die Thronfolge.
    Die beiden fröhlichen Soldaten waren nämlich eigentlich zwei tüchtige Bauern und, wie so oft, von ihrem Lehensherrn in letzter Minute rekrutiert worden, um sein Bataillon zu verstärken.
    So war es nur zu verständlich, dass sie mehr an die versprochene Prämie als an die bevorstehende Schlacht dachten. Wie auch, hatten sie doch noch nie ein Schwert in der Hand gehalten. Sie kämpften mit ihren Messern, mit Händen und Füßen und mit ihrer ganzen urwüchsigen Kraft.
    Marguerite beobachtete die beiden Infanteristen aus den Augenwinkeln, wobei es sie manchmal schauderte, aber nicht wegen ihrer zum Teil recht anzüglichen Reden, sondern weil sie jede Diskussion über die Thronfolge beunruhigte. Trotzdem zählte sie auch die beiden Männer zu ihren Gästen und ließ ihnen Kapaunflügel servieren.
    »Diese Leute scheinen recht gern in den Krieg zu ziehen«, wandte sie sich schließlich wieder dem jungen Marot zu.
    »Ich hingegen rede nicht gern über Kriege und Schlachten.«
    »Wie Ihr seht, haben wir ein gutes Wirtshaus gefunden,
Blanche, und müssen uns den Abend nicht von dem kleinen Zwischenfall unterwegs verderben lassen.«
    »Es schneit nach wie vor und wird immer kälter«, meinte der Wirt, während er mit Speck gefüllten Kohl servierte.
    »Bei diesem schrecklichen Wetter können wir unmöglich weiterfahren«, seufzte Blanche, griff sich an den linken Arm und lächelte gequält.
    »Mir scheint, Ihr habt noch Schmerzen«, meinte Marguerite besorgt.
    »Ich werde die Schulter mit Salbe einreiben, dann geht es mir morgen sicher wieder besser. Aber ich bin sehr müde, Marguerite«, sagte sie und erhob sich. »Deshalb lasse ich Euch jetzt mit dem Herrn Dichter allein. Da seid Ihr ja in bester Gesellschaft.«
    Natürlich kam Marguerite die gepflegte Unterhaltung mit Marot wie gerufen. Sie nahm einen letzten Bissen von ihrem Geflügel, wischte sich die Finger am Tischtuch ab, weil es weder Wasserschale noch Serviette gab, ließ sich von Blanche einen Gutenachtkuss auf die Stirn geben und meinte leichthin:
    »Versorgt Eure Schulter und schlaft Euch aus. Wir werden sehen, welches Wetter uns morgen erwartet.«
    Blanche zog sich mit Marguerites Betschwester zurück, die ebenfalls zu Bett gehen wollte und schon ein paarmal hinter vorgehaltener Hand gegähnt hatte. Immer wenn sich Madame de Breuille langweilte, begann sie zu gähnen oder leise zu beten.
    Clément Marot verspeiste mit sichtlichem Appetit flambierte Äpfel mit Himbeerkonfitüre.
    »Habt Ihr keine Lust, an den Hof von Blois zu kommen?«, fragte sie ihn.
    »Nein, Königin Anne de Bretagne ist mir viel zu streng.«
    »Ja, ich weiß, das sagtet Ihr bereits«, lachte sie.
    »Am Hofe von Anne de Bretagne geht es viel

Weitere Kostenlose Bücher