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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Philibert zu bedenken und schüttelte besorgt den Kopf. »Wenn es heute Nacht so kalt bleibt, müssen wir vielleicht länger hierbleiben, als uns lieb ist.«
    »Vielleicht sogar bis der Schnee schmilzt«, seufzte Marguerite und zwinkerte Clément Marot heimlich zu.
    Als sie vom Pferd stieg, versank sie fast bis zu den Knien in dem weichen, makellos weißen Schnee.
    »Ich würde vorschlagen, wir fahren bis nach Amboise und übernachten dort. Sollten wir dann morgen früh eingeschneit sein, finden wir in der Stadt sicher Hilfe, um weiter nach Blois zu kommen.«
    »Das ist doch Wahnsinn, Marguerite!«, wandte Blanche ein. »Wir haben noch einige Meilen vor uns, und es wird gleich Nacht.«
    »Der Schnee ist weich, da kommen wir ganz gut voran«,
mischte sich nun Jean-Baptiste ein. Er warf einen prüfenden Blick zum Himmel und fuhr fort: »Ich könnte wetten, der verdammte Schnee lässt uns ein paar Stunden in Ruhe, und die große Kälte kommt erst morgen.«
    »Wir können uns ja wohl schlecht voll und ganz auf Euer Gefühl verlassen, Jean-Baptiste?«, seufzte Madame de Chatillon.
    »Ich glaube, er hat recht«, meinte Marguerite.
    »Und was ist mit den Wölfen? Was machen wir, wenn sie uns angreifen?«
    »Wir können eine Wagenburg bilden und sie mit Fackeln vertreiben.«
    Philibert und Jean-Baptiste schienen sich ihrer Sache so sicher, dass Blanche schließlich aufgab. Kaum hatte sich der kleine Konvoi wieder in Bewegung gesetzt, als sie auf einen Trupp Jäger stießen. Es waren vielleicht acht oder zehn Männer, die dicht zusammengedrängt und bis zu den Ohren eingemummelt auf sie zukamen. Mit ihren lederumwickelten Füßen stapften sie mühsam durch den tiefen Schnee.
    »Halt! Stehen bleiben!«, riefen sie und versperrten dem Konvoi den Weg. »Halt!«
    Zwei kräftige kleine Männer lösten sich von der Gruppe.
    Marguerite und Marot ritten vorsichtig zurück zu Jean-Baptiste, der die Wagen gerade angehalten hatte.
    Mit Messern und Knüppeln bewaffnet und das Gesicht unter großen Wollkapuzen versteckt wirkten die Männer ziemlich bedrohlich. Ihre Umhänge waren mit warmem Pelz gefüttert, und auf dem Rücken transportierten sie kleine Fuchsfallen.
    Die beiden, die auf die Reisenden zukamen, trugen Äxte und Pfähle. Jetzt konnte man auch ihre finsteren Mienen erkennen.
    »Falls Ihr nach Tours wollt«, polterte der eine, »da hat man
ein Rudel Wölfe gemeldet. Wir haben überall am Weg Fallen aufgestellt.«
    Jean-Baptiste war von seinem Kutschbock heruntergestiegen, ging zu den Männern und fragte: »Sind es viele?«
    »Viele was – Fallen oder Wölfe?«, lachte der eine.
    »Beides«, antwortete der Kutscher ungerührt.
    Der andere war wohl etwas freundlicher aufgelegt und antwortete an seiner Stelle:
    »Es ist ein großes Rudel Wölfe. Der Leitwolf muss unsere Fallen gewittert haben, weil sie sich die ganze Nacht in der Nähe der Stadt rumgetrieben haben. Früh am Morgen sind sie dann aber Richtung Tours abgezogen.«
    Er schlug die Kapuze von seinem langen Mantel zurück, sodass man endlich auch seine Augen sehen konnte.
    »Wir haben nur eine alte Wölfin zur Strecke gebracht, die zu schwach war, um mit dem Rudel weiterzulaufen«, brummte er. »Nehmt Euch in Acht!«
    Philibert war auch abgestiegen und kam mit ein paar Knechten dazu.
    »Und was ist mit den Fallen?«, wollte er von den Jägern wissen.
    »Ein paar haben wir am Straßenrand aufgestellt. Ihr dürft nicht vom Weg abkommen, weil man sie unter dem Schnee nicht sieht.«
    »Wir halten uns so gut es geht in der Straßenmitte«, erklärte Philibert. »Das ist bestimmt das Gescheiteste, was wir tun können.«
    »Der Himmel scheint jedenfalls kein Mitleid mit Euch zu haben«, sagte der andere, der jetzt auch seine Kapuze heruntergezogen hatte und die Fremden misstrauisch musterte.
    Dann wandte er sich an Marguerite und sagte ziemlich forsch: »Ihr solltet wohl besser im Wagen sitzen als auf Eurem Pferd.«
    »Wir bleiben immer ganz in der Nähe der Kutschen.«
    »Teufel noch eins! Ihr macht mir Spaß! Wir jagen Füchse, aber die sind jetzt fast genauso gefährlich wie Wölfe. Gerade dass sie keine Menschen anfallen, aber sie holen sich unsere Tiere.«
    Die Jäger fanden, damit ihre Pflicht getan zu haben, verabschiedeten sich und gingen ihrer Wege.
    So vorgewarnt setzte sich der Tross wieder in Bewegung, aber die Wagen wurden langsamer in dieser unheimlichen Kulisse, die alle Geräusche zu vervielfachen schien – jedes Wort, jeder Schritt, jede Drehung der

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